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Erhöhte Belastung auf Atemhöhe von Kleinkindern - Deutsche Umwelthilfe ermittelt die NO2-Belastung an weiteren 583 Orten

Geschrieben am 31-05-2018

Berlin (ots) - Citizen Science-Aktion der Deutschen Umwelthilfe
(DUH) "Decke auf, wo Atmen krank macht" geht vom 1. Juni bis 1. Juli
in die zweite Runde - Neue Messungen sollen die erhöhte Belastung von
Kindergarten und Schulkindern verdeutlichen, die in Auspuffhöhe das
Dieselabgasgift einatmen - Nachmessungen im Mai an besonders
belasteten Orten identifizierten 15 weitere Überschreitungen des
Grenzwertes von 40 µg NO2/m3 - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch
bezeichnet das heute in Hamburg in Kraft getretene Diesel-Fahrverbot
als 'kleinen aber wichtigen Schritt für die Saubere Luft' in
Deutschland - DUH erwartet am 8. Juni Entscheidungen in der
Luftreinhalteklage Aachen und am 28. Juni in der
Zwangsvollstreckungsklage Stuttgart

Kinder im Kindergartenalter sind den Auspuffrohren von
Straßenfahrzeugen besonders nah und daher den giftigen
Stickstoffdioxid-Abgasen von Dieselfahrzeugen in besonders hohem Maße
ausgesetzt. Zudem konzentrieren sich die für Kleinkinder besonders
giftigen Dieselabgase in Bodennähe. Dies wird bislang bei offiziellen
Messungen nicht berücksichtigt. Deshalb wird die Deutsche Umwelthilfe
(DUH) bei ihrer zweiten Messreihe vom 1. Juni bis 1. Juli 2018 mit
Passivsammlern an insgesamt 583 Messorten die Belastung der Atemluft
mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) auch auf Atemhöhe von
Kindergartenkindern messen. Mehr als 2.000 Vorschläge für Messpunkte
gingen bei der DUH für die nun zweite Runde der Citizen
Science-Aktion "Decke auf, wo Atmen krank macht" ein. Mit dieser
möchte die DUH nicht nur weitere Hot Spots der Luftverschmutzung
identifizieren, sondern auch aufzeigen, dass Deutschland ein
flächendeckendes Problem mit NO2 hat.

Offizielle Luftqualitätsmessungen finden wie gesetzlich
vorgeschrieben in einer Höhe von zwei bis vier Metern statt. Der
überwiegende Teil der neuen Messpunkte wird sich auch in dieser
amtlichen Messhöhe befinden. Da aber insbesondere Kleinkinder den
giftigen Dieselabgasen in besonderem Maße ausgesetzt sind, finden an
insgesamt fünf Orten spezielle Messungen rund um Kindergärten oder
Grundschulen zusätzlich in einem Meter Höhe statt. Die WHO wie auch
andere von der Automobilindustrie nicht finanzierte
Forschungseinrichtungen weisen seit Jahren auf die besondere
Belastung und Gefahr dauerhafter gesundheitlicher Schäden gerade bei
Kleinkindern hin.

Hauptverursacher der hohen NO2-Belastung in weit über 100
deutschen Städten sind Diesel-Pkw. Als am schmutzigsten haben sich
die Euro 5 Diesel herausgestellt. Die spezifischen NO2-Emissionen
eines Euro 5 Diesel-Pkw sind sogar im Durchschnitt sechsmal höher als
20 Jahre alte Euro 1 Diesel. Zwischenzeitlich sind praktisch alle
Hersteller von Diesel-Pkw des Einsatzes illegaler
Abschalteinrichtungen überführt. Die Anzahl der von den Behörden als
illegal bewerteten Mercedes Diesel-Pkw ist nach Informationen der DUH
auf 748.000 angestiegen, liegt aber tatsächlich in siebenstelliger
Höhe. Seit Monaten verzögert das Bundesverkehrsministerium auch bei
hunderttausenden Diesel-Pkw von Opel und Audi die rechtlich
zwingenden Rückrufbescheide.

Das heute in Kraft getretene Dieselfahrverbot in Hamburg und die
Folgen kommentiert Jürgen Resch als 'kleinen aber wichtigen Schritt
für die Saubere Luft'. Die symbolische Sperrung von zwei
Straßenabschnitten in Hamburg zeige sowohl die rechtliche Machbarkeit
von Dieselfahrverboten auch für Euro 5 Diesel-Pkw wie auch deren
Wirksamkeit zur Erreichung der gesetzlich vorgeschriebenen
Luftqualitätswerte. Außerdem haben ab heute Millionen geschädigte
Diesel-Halter deutlich verbesserte Argumente für ihre
zivilrechtlichen Klagen auf Rückabwicklung des Kaufvertrages. Dennoch
kritisiert die DUH die Ausgestaltung des Hamburger Fahrverbots als
eindeutig rechtswidrig: "Der Hamburger Senat muss die
Dieselfahrverbote noch in diesem Sommer auf alle Straßen ausdehnen,
die eine Überschreitung der NO2-Grenzwerte zeigen. Hierzu hat die DUH
im Februar eine Schwerpunktmessung gemeinsam mit Hamburger Bürgern
und Umweltverbänden durchgeführt und aufgezeigt, dass die Hansestadt
ein flächendeckendes Problem mit dem Dieselabgasgift NO2 hat. Und
Hamburg missachtet die höchstrichterliche Entscheidung, wonach nicht
nur die Umgebung der amtlichen Messpunkte geschont werden soll:
Fahrverbote müssen so ausgestaltet werden, dass die Grenzwerte
überall unterschritten werden", so Resch weiter.

Die DUH rechnet noch in diesem Jahr mit weiteren
Dieselfahrverboten in allen größeren Städten. Derzeit betreibt die
DUH 28 Klageverfahren. Nach der höchstrichterlichen Bestätigung der
Dieselfahrverbot-Entscheidungen von Düsseldorf und Stuttgart durch
das Bundesverwaltungsgericht Leipzig geht die DUH nun von schnell
ergehenden Urteilen aus. Im Juni stehen Aachen (8.6.) sowie die
Zwangsvollstreckung in Stuttgart (28.6.) auf dem Gerichtskalender.

Bislang beschränkt sich die Luftreinhaltepolitik der
Bundesrepublik auf 90 behördlich bestätigte Problemstädte. Das
verkennt die wahre Problematik der innerstädtischen Belastung in
weitaus mehr Städten.

"Die nur 250 amtlichen verkehrsnahen Messstellen für NO2 in nur
154 Orten bilden die Belastung der Luft nicht hinreichend ab. Dass
keine Messwerte vorliegen, bedeutet nicht, dass die Luft sauber ist.
Gemeinsam mit vielen Menschen, die über die Qualität ihrer Atemluft
mehr wissen wollen, messen wir also, um die blinden Flecken auf der
Karte zu verringern und zu zeigen, dass auch an bisher unbeachteten
Orten eine Gesundheitsgefahr in der Luft liegt", sagt Dorothee Saar,
Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH. Die DUH erwartet,
dass weitere Hot-Spots der Luftverschmutzung identifiziert werden.

Ausgewählt wurden für die neue Messaktion Standorte in 139
Kleinstädten, 104 Mittelstädten und 255 Großstädten. Unter anderem
auch in Hamburg: An der nun von Fahrverboten für Diesel-Pkw
betroffenen Julius-Leber-Straße/Max-Brauer-Allee bis
Holstenstraße/Max-Brauer sowie Ausweichstraßen wird die DUH mit
Passivsammlern die NO2-Belastung ermitteln. Auch an besonders vom
Verkehr betroffenen Orten wie Busbahnhöfen werden Passivsammler
angebracht. Das akkreditierte schweizerische Labor Passam AG wertet
die Messungen erneut aus. Mit den Ergebnissen rechnet die DUH Anfang
August.

Hintergrund:

Untersucht werden bei der neuen DUH-Messaktion 135 neue,
zusätzliche Städte und Gemeinden gegenüber der ersten Messaktion im
Februar 2018. Die Ergebnisse der ersten DUH-Messungen zeigten an 89
Prozent der 559 Messstellen eine gesundheitlich bedenkliche
NO2-Belastung der Atemluft von 20 µg NO2/m³ und mehr. Dass massive
Gesundheitsschäden auch bei Konzentrationen unterhalb des EU-weit
geltenden Jahresmittelwertes von 40 µg NO2/m³ auftreten, hatte Anfang
März 2018 das Umweltbundesamt in einer neuen Studie unterstrichen. 67
Orte wiesen bei der DUH-Messung eine Überschreitung des derzeitigen
EU-Grenzwerts für NO2 von 40 µg /m³ auf.

Wegen der durch die tiefen Temperaturen im Februar vermutlich zu
niedrig ausgefallenen Messergebnisse hat die DUH an den Messorten,
bei denen die erste Messreihe Werte zwischen 35 und 39,9 µg NO2/m³
ergaben, im Mai erneut vier Wochen lang nachgemessen. Dabei zeigen 15
weitere Orte eine Grenzwertüberschreitung auf: Berlin (3
Messstellen), Dortmund, Freiburg, Herzogenrath, Düsseldorf, Ratingen,
Lüneburg, Fürth, Hamburg, Kassel, Köln, Mannheim und Datteln (zu den
Ergebnissen der Nachmessung: http://l.duh.de/p180531). Die Messdaten
der Februarreihe, der Nachmessungen im Mai sowie Nachreichungen
ergeben insgesamt 85 Messorte mit 40 µg NO2/m³ und mehr (alle
Ergebnisse im Überblick und interaktive Karte:
https://www.duh.de/abgasalarm/).

Messungen mit Passivsammlern sind ein international anerkanntes
Messverfahren, das auch von zuständigen Landesämtern ergänzend
angewandt wird. Die DUH arbeitet für ihre Messaktion mit dem
akkreditierten schweizerischen Analyselabor Passam AG zusammen.
Passivsammler sind kleine Röhrchen, in denen sich eine chemische
Substanz befindet, die die Messkomponente - in Fall der DUH-Messung
Stickstoffdioxid (NO2) - bindet. Sobald das Röhrchen geöffnet wird,
wird der Messprozess in Gang gesetzt. Der Wert der NO2-Konzentration
in der Luft wird durch eine chemische Analyse nach Ablauf des
Messzeitraumes ermittelt.

Links:

Alle Messergebnisse (auch nach Bundesland sortiert), interaktive
Karte und weitere Informationen: https://www.duh.de/abgasalarm/

Ergebnisse der Nachmessung und Gesamtübersicht:
http://l.duh.de/p180531

Fragen und Antworten zum Abgasalarm:
https://www.duh.de/abgasalarm/faqs-abgasalarm/



Kontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr & Lufteinhaltung
030 240086772, saar@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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