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"Unser Schiff rammte einen Plastikberg" / Offizielle Eröffnung der IFAT 2018 mit Kunststoff-Debatte (FOTO)

Geschrieben am 15-05-2018

München (ots) -

- IFAT-Auftakt mit Bundesumweltministerin Schulze
- "Es gibt nicht die eine große Lösung bei der Plastikfrage"
- "Plastik widerspricht den Fundamenten der Nachhaltigkeit"

Die Eröffnung der IFAT 2018 startete mit einer hitzigen Diskussion
über das vielleicht größte Umwelt-Thema unserer Zeit: Wie soll die
Menschheit künftig mit dem Material Plastik umgehen, das die
Weltmeere vermüllt, Tiere tötet und mit unabsehbaren Folgen wieder
zurück in der Nahrungskette landet? Die Teilnehmer der Diskussion
waren sich einig: So wie bisher kann und soll es nicht weitergehen.
Moderiert wurde die Debatte vom Fernsehjournalisten Dirk Steffens.
Die eindrücklichste Begegnung mit dem globalen Plastikproblem
beschrieb eine britische Umweltaktivistin: eine Kollision mit einem
Plastikberg auf dem Meer.

Bei der Münchner Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und
Rohstoffwirtschaft IFAT (14. bis 18. Mai 2018) stand während der
offiziellen Eröffnung am Montagvormittag die Abfallwirtschaft im
Fokus. Eine Podiumsdiskussion trug den Titel: "rethink - reduce -
recycle plastic: Innovative Solutions to protect our Rivers and
Oceans." Der Geschäftsführer der Messe München, Stefan Rummel, gab
mit seiner Eröffnungsrede den Startschuss zur Debatte ab: "Innovative
Recycling-Technologien wie auf der IFAT können nicht die einzige
Lösung sein für 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff, die seit 1950
produziert wurden. Bei der Herausforderung Plastikmüll sind alle
Akteure entlang der Wertschöpfungskette gefragt."

Auch die Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte ein paar
einleitende Worte zum Thema Plastik parat. Bei ihrer
IFAT-Eröffnungsrede hob sie einerseits die Macht der Konsumenten
hervor und nannte einen Ansatz, wie man künftig handeln könnte: "Wir
sollten Plastik und überflüssigen Müll vermeiden. Wir müssen künftig
Ressourcen schonen und Wirtschaftswachstum von Rohstoffverbrauch
entkoppeln. Niemand will Plastik im Meer." Schulze hob auch den
wirtschaftlichen Stellenwert der Recyclingbranche hervor: "Der Umsatz
in der Kreislaufwirtschaft in Deutschland beträgt mittlerweile 70
Milliarden jährlich." Das sei ein sehr hoher Anteil an der
Gesamtwirtschaft.

Gegen Mittag begann die Podiumsdiskussion rethink - reduce -
recycle plastic. Die Teilnehmer kamen aus Industrie, Wirtschaft und
Umweltschutz: Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer von
PlasticsEurope Deutschland e.V., Giulio Bonazzi, Präsident des
Kunststoffherstellers Aquafil S.p.A., James Carnes, Vizepräsident der
globalen Markenstrategie bei Adidas, Kim Cornelius Detloff, Leiter
des Meeresschutzes beim Naturschutzbund Deutschland e.V. und Emily
Penn, Meeresaktivistin. Moderator Steffens stellte Penn gleich die
erste Frage: "Warum sind Sie eigentlich Meeresaktivistin geworden und
kämpfen nun gegen Plastik?" Penns Antwort war eindrücklich: "Ich
hatte ein Erweckungserlebnis auf der Reise von England nach
Australien. Als die Passagiere nachts schliefen, rammte unser Schiff
einen Plastikberg, mitten auf dem Ozean, abseits jeder Zivilisation.
Davon wachten wir alle auf, weil der Knall so laut war." Penns
Lösungsansatz für das Plastikproblem: "Die Menschheit muss
Plastikmüll weitgehend vermeiden. Was im Ozean liegt, kann man kaum
wieder herausholen. Der Großteil sinkt ab in die Tiefe und zerbricht
in Mikro-Teilchen. Auf der Meeresoberfläche sieht man nur einen
kleinen Teil des Plastikmülls."

Umweltschützer Detloff findet das problematische Material
widersprüchlich. "Plastik herzustellen ist genau das Gegenteil von
Nachhaltigkeit", sagt der Meeresschützer. Er orientiert sich am
Modell Flaschenpfand und sieht den Staat in der Pflicht: "Wir müssen
alles aus den Meeren holen, was wir können - und recyceln. Und es
müssen Gesetze her. Sogar ein Entwicklungsland wie Ruanda hat bereits
Plastiktüten verboten. Deutschland muss zumindest Steuern auf Plastik
erheben." Ich denke, auf freiwilliger Basis wird sich da nicht viel
ändern."

Der italienische Kunststoff-Experte Giulio Bonazzi wies auf die
komplizierten Recycling-Verfahren hin, die schon bei einfachen
Plastikgegenständen notwendig sind, wie etwa bei Plastikflaschen. Er
sieht darin aber auch eine Chance: "Sie können Plastikflaschen nicht
einfach einschmelzen und neue herstellen. Dann haben sie kein
durchsichtiges Material mehr. In vielen Ländern wie Italien ist es
gesetzlich geregelt, dass Plastikflaschen durchsichtig sein müssen."
Es seien viel mehr chemische Prozesse notwendig, um solche Flaschen
neu zu verwerten: "Genau hier sehe ich die große Chance. Wer mit
chemischen Verfahren recycelt, wie unser Unternehmen es tut, arbeitet
nachhaltig. So können Sie ein Kilogramm Altplastik zu fast einem
Kilogramm Neumaterial verwandeln - ein beinahe ewiger Kreislauf!"

In diesen Kreislauf ist mittlerweile auch Adidas eingestiegen.
Markenstratege Carnes treibt auch der mögliche Imageschaden der
Zukunft um. "Wir haben nun eine Million Schuhe der Reihe Adidas
Parley hergestellt. Sie sind aus dem Plastikmüll der Ozeane recycelt
worden. In Zukunf wird es normal sein, Produkte zu kaufen, die aus
ähnlichem Recycling-Material bestehen", sagte Carnes. Es könne sogar
sein, dass Konsumenten auf Produkte verzichten, die nicht recycelt
wurden, weshalb die Branche umdenke. Für Carnes ist es wichtig, dass
vor allem in Bildung investiert wird. "Seit Jahrzehnten wird darüber
gesprochen, wie wir künftigen Generationen eine bessere Welt
hinterlassen können. Es ist genauso wichtig, in Bildung zu
investieren und somit der Welt bessere Menschen zu hinterlassen."

"Es gibt nicht die eine Lösung für die Bewältigung des
Plastikproblems", sagte Baunemann von PlasticsEurope. Es würde zum
Beispiel nichts bringen, ausschließlich auf zerfallendes Plastik zu
setzen. Baunemann führte ein plakatives Beispiel auf: "Sie wollen ja
nicht, dass etwa Plastikteile in ihrem Auto irgendwann zerfallen."
Daher brauche jede Produktgruppe eigene Lösungsansätze, um künftig
gegen Plastikmüll anzukämpfen. Auch Baunemann sieht einen ähnliche
Entwicklung wie Carnes: "Recycelbare Waren - sogenannte Recylate -
könnten bei Konsumenten der Trend der Zukunft sein."

Weitere Informationen zur IFAT unter www.ifat.de.

Über die IFAT

Die IFAT ist die weltweit führende Branchenveranstaltung für
Umwelttechnologien. Zur letzten Veranstaltung im Jahr 2016 kamen
3.097 Aussteller aus 59 Ländern und 136.885 Besucher aus 168 Ländern.
Die IFAT hat einen zweijährlichen Turnus; die nächste Ausgabe findet
von 14. bis 18. Mai 2018 in München statt.

IFAT weltweit

Zusätzlich zur Weltleitmesse IFAT verfügt die Messe München über
eine breite Kompetenz in der Organisation weiterer, internationaler
Umwelttechnologiemessen. Neben der IFAT Africa in Johannesburg,
organisiert die Messe München die IFAT Eurasia in Istanbul, die IFAT
India in Mumbai sowie die IE expo in Shanghai und Guangzhou.

Messe München

Die Messe München ist mit über 50 eigenen Fachmessen für
Investitionsgüter, Konsumgüter und Neue Technologien einer der
weltweit führenden Messeveranstalter. Insgesamt nehmen jährlich über
50.000 Aussteller und rund drei Millionen Besucher an den mehr als
200 Veranstaltungen auf dem Messegelände in München, im ICM -
Internationales Congress Center München, im MOC Veranstaltungscenter
München sowie im Ausland teil. Zusammen mit ihren
Tochtergesellschaften organisiert die Messe München Fachmessen in
China, Indien, Brasilien, Russland, der Türkei, Südafrika, Nigeria,
Vietnam und im Iran. Mit einem Netzwerk von
Beteiligungsgesellschaften in Europa, Asien, Afrika und Südamerika
sowie rund 70 Auslandsvertretungen für mehr als 100 Länder ist die
Messe München weltweit präsent.



Pressekontakt:
Bianca Gruber
PR Managerin
Tel.: +49 89 949-21502
Fax: +49 89 949-97-21502
E-Mail: bianca.gruber@messe-muenchen.de

Original-Content von: IFAT Weltleitmesse Umwelt-Technologie, übermittelt durch news aktuell


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