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Jugendstudie 2018 der TUI Stiftung: Zustimmung zu Europa wächst wieder / Zweifel an demokratischen Institutionen bleiben

Geschrieben am 03-05-2018

Hannover/Berlin (ots) -

- 71 Prozent der jungen Europäer würden bei Referendum gegen
Austritt aus EU stimmen
- Terrorismusbekämpfung wird als wichtigste Aufgabe der EU gesehen
- Verringerung sozialer Ungleichheit ist wichtigste nationale
Aufgabe
- Nur jeder dritte junge Europäer vertraut EU-Institutionen -
Gewerkschaften, Kirchen und Medien schneiden noch schlechter ab
- 17 Prozent der Befragten sagen, dass das politische System im
eigenen Land so funktioniert wie es sollte - fast jeder Zweite
(45 Prozent) sieht Reformbedarf
- "Junges Europa 2018 - Jugendstudie der TUI Stiftung"
durchgeführt von YouGov in sieben EU-Ländern (Deutschland,
Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien, Polen,
Griechenland); 6080 junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren
online befragt

Bei jungen Europäern wächst die Zustimmung zur EU wieder, ihr
Zweifel an den demokratischen Institutionen ist stark ausgeprägt. Das
ist ein zentrales Ergebnis der zweiten Europäischen Jugendstudie, die
das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der TUI Stiftung
erstellt hat. So hat die Zustimmung zur EU gegenüber 2017 in allen
befragten Ländern zugenommen: Wenn morgen ein Referendum über die
EU-Mitgliedschaft des jeweiligen Landes stattfinden würde, würden 71
Prozent der Befragten gegen einen Austritt stimmen, 2017 waren es nur
61 Prozent. In Deutschland sind es sogar 80 Prozent (2017: 69
Prozent). Die EU wird insgesamt positiver wahrgenommen. Das zeigt
sich auch am Anteil junger Europäer, die sich ausschließlich als
Bürger ihres Heimatlandes beschreiben. Dieser nimmt ab, 2018 sind es
34 Prozent, 2017 waren es 42 Prozent. "Die Ergebnisse der Studie
zeigen: Europa erlebt ein Comeback bei jungen Menschen. Der Brexit
hat wachgerüttelt. Wir reden wieder über Stärken, Chancen und
Errungenschaften. In einer Welt, die an vielen Orten in Unruhe ist,
in der nationale Abschottung statt Kooperation als Lösung propagiert
wird, erhält Europa eine neue Kontur und wir haben wieder echte
Debatten, mit denen sich positive Einstellungen zur EU stärken
lassen," kommentiert Thomas Ellerbeck, Vorsitzender des Kuratoriums
der TUI Stiftung. Die Studie wurde am Donnerstag in Berlin von Elke
Hlawatschek, Geschäftsführerin der TUI Stiftung, vorgestellt.

Junge Europäer: Terrorbekämpfung in der EU wichtigste Aufgabe

Als wichtigste Aufgabe für die nächsten fünf Jahre sehen die
befragten Jugendlichen auf EU-Ebene die Bekämpfung des Terrorismus
(44 Prozent), den Umwelt- und Klimaschutz (34 Prozent), sowie die
Regulierung von Einwanderung (33 Prozent) an. Auf nationaler Ebene
stehen für junge Europäer die Förderung von Wirtschaftswachstum (39
Prozent) und die Verringerung von sozialer Ungleichheit (35 Prozent)
an vorderster Stelle. Der Kampf gegen den Terrorismus liegt bei 29
Prozent. Als eine eher nationale Aufgabe sehen die jungen Erwachsenen
auch die Unterstützung von Bildung und Wissenschaft. 17 Prozent sehen
dieses Thema als wichtige Aufgabe der EU, 26 Prozent als wichtige
Aufgabe ihres Landes. Für die deutschen Jugendlichen ist die
Förderung von neuen Technologien, sowie Internet und Digitalisierung
von großer Wichtigkeit. Für 21 Prozent ist dies eines der wichtigsten
drei Themen auf EU-Ebene, und sogar für jeden Dritten (29 Prozent)
auf nationaler Ebene. Das ist der höchste Wert im Vergleich der
sieben befragten Länder, in Spanien liegt der Wert zwischen 7 (EU)
und 5 Prozent (national).

Junge Erwachsene misstrauen Behörden und Institutionen

Während die Zustimmung zur EU wächst, misstrauen die jungen
Erwachsenen weiterhin den Behörden und Institutionen. Nur jeder
Dritte (33 Prozent) vertraut den EU-Institutionen wie dem
Europa-Parlament oder der EU-Kommission. In Deutschland sind es
immerhin 37 Prozent. Gewerkschaften, Banken, Kirchen und
öffentlich-rechtliche Medien sowie Konzerne schneiden europaweit
schlechter ab. Am meisten vertrauen die Befragten der Wissenschaft
und Wissenschaftlern (71 Prozent), sowie der Polizei (52 Prozent) und
den Gerichten (39 Prozent). Die politischen Parteien landen ganz am
Ende der Skala: In Deutschland wie in allen anderen Ländern glauben
junge Menschen am wenigsten an die Verlässlichkeit von politischen
Parteien, auch Parlament und Regierung genießen kein hohes Vertrauen.

Junge Europäer äußern einen starken Wunsch nach politischer
Veränderung: Nicht einmal jeder Fünfte (17 Prozent) ist der Meinung,
dass das politische System im jeweiligen Land so funktioniert wie es
sollte. Nahezu jeder Zweite (45 Prozent) denkt, dass das politische
System reformbedürftig ist und weitere 28 Prozent glauben, dass nur
radikale Veränderungen die Dinge "wieder in Ordnung bringen" können.
Während in Deutschland der Anteil an jungen Menschen, die das
politische System als funktionstüchtig einschätzen,
überdurchschnittlich hoch ist (39 Prozent), ist der Anteil
derjenigen, die radikalen Wandel befürworten, besonders hoch in
Griechenland (52 Prozent), Italien (43 Prozent) und in Spanien (35
Prozent).

7 bis 23 Prozent sind populistisch eingestellt

In der Studie wurden in diesem Jahr auch erstmals populistische
Einstellungen unter jungen Europäern gemessen. Dazu wurden 15 Fragen
gestellt, u.a. zum Anti-Elitarismus ("Leute wie ich haben keinen
Einfluss darauf, was die Regierung macht"), zur Volkssouveränität
("Das Volk sollte bei allen wichtigen Entscheidungen gefragt werden")
und zum Verständnis des Volkes als Einheit ("Die einfachen Leute
ziehen alle an einem Strang"). Demnach reicht der Anteil von jungen
Menschen mit populistischen Einstellungstendenzen von sieben Prozent
in Deutschland bis zu 23 Prozent in Polen. Als populistisch gilt, wer
12 der 15 Fragen zustimmend beantwortet hat. Diese Jugendlichen
zeigen sich kritischer mit der Gestaltung des demokratischen Systems:
39 Prozent geben an, dass das politische System in ihrem Land so
schlecht funktioniere, dass radikale Veränderungen notwendig seien.
Vor allem Griechenland (66 Prozent), Italien (51 Prozent), Polen (41
Prozent) und Spanien (39 Prozent) sind hier an der Spitze.
Populistisch eingestellte Jugendliche sind eher bereit,
grundsätzliche demokratische Elemente aufzugeben. So fänden es 64
Prozent dieser Jugendlichen besser, wenn wichtige politische
Entscheidungen von unabhängigen Experten und nicht von gewählten
Politikern getroffen würden. "Für populistisch eingestellte
Jugendliche ist die Staatsform Demokratie vielfach ein inhaltsleerer
Begriff - sie haben die Vorstellung einer illiberalenDemokratie, in
der rechtsstaatliche Prinzipien wenig zählen oder ausgehebelt werden
können. So können sich über 35 Prozent vorstellen, die Rechte der
Opposition einzuschränken. Ihnen erscheint der politische Prozess
also zu intransparent und zu zäh", sagt Marcus Spittler vom
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), der die Studie
wissenschaftlich begleitet hat.

Facebook wird als wenig vertrauenswürdig eingeschätzt

Dies wird auch anhand der Mediennutzung der Befragten deutlich: 82
Prozent aller Befragten informieren sich im Internet über das
aktuelle politische Geschehen und nur 30 Prozent über gedruckte
Zeitungen und Nachrichtenmagazine. Mit Blick auf das Internet liegt
Facebook bei der Beschaffung von Informationen über Politik mit 44
Prozent ganz weit vorne, gefolgt von Online-Angeboten von Zeitungen
und Nachrichtenmagazinen (34 Prozent) und YouTube (28 Prozent).
Öffentlich-rechtliche Medien genießen vor allem in Frankreich,
Deutschland und Großbritannien hohes Vertrauen; in Polen und
Griechenland vertrauen besonders wenige öffentlich-rechtlichen
Medien. Obwohl Facebook als Informationsquelle sehr relevant ist,
halten es die Befragten für nicht vertrauenswürdig. Ganz oben stehen
die gedruckten Ausgaben der Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine
mit 37 Prozent, Facebook liegt nur bei 17 Prozent - in Deutschland
wird dem sozialen Netzwerk von allen abgefragten Möglichkeiten am
wenigsten vertraut (8 Prozent).

Elke Hlawatschek, Geschäftsführerin der TUI Stiftung, kommentiert
die Ergebnisse: "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gehen Hand in
Hand. Ein hohles Demokratieverständnis, wie wir es bei jungen
Menschen mit populistischen Tendenzen beobachten, ist problematisch.
Politische Bildung bleibt eine wichtige Aufgabe für alle
gesellschaftlichen Akteure, nicht nur die Politik. Als TUI Stiftung
wollen wir unseren Teil beitragen, jungen Menschen die Vorteile eines
demokratischen Europas zu erklären."

Hintergründe zur Studie

Um die Lebenswelt, Identität(en) und Einstellungen junger Europäer
gegenüber Europa im Jahr 2018 besser zu verstehen, hat die TUI
Stiftung das internationale Meinungsforschungsinstitut YouGov mit
einer Befragung junger Menschen in Frankreich, Deutschland,
Griechenland, Italien, Polen, Spanien und Großbritannien beauftragt.
Dazu wurden vom 14. Februar bis zum 4. März 2018 insgesamt 6.080
junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren online befragt. In jedem
Land wurden die Teilnehmer nach den Merkmalen Alter und Geschlecht
repräsentativ entsprechend der tatsächlichen Verteilungen je Land in
Online-Panels rekrutiert. Ergebnisse, die über alle Länder hinweg
ausgewiesen werden, wurden so gewichtet, dass jedes Land mit dem
gleichen Gewicht eingeht.

Über die TUI Stiftung

Die TUI Stiftung fördert und realisiert Projekte rund um das Thema
"Junges Europa". Ihr Ziel ist es, den Europagedanken zu stärken.
Deshalb investiert sie langfristig in regionale, nationale und
internationale Projekte mit den Schwerpunkten Bildung, Ausbildung
sowie individuelle und berufliche Entwicklung. Sie hat ihren Sitz in
Hannover und ist als eigenständige und unabhängige Stiftung dem
Gemeinwohl verpflichtet.

Alle Ergebnisse der Studie sowie eine Zusammenfassung mit den
wichtigsten Zahlen finden Sie hier:
https://www.tui-stiftung.de/tui-jugendstudie-2018



Pressekontakt:
Christian Rapp, Leiter Kommunikation
Tel. +49 (0) 170 566 6028
christian.rapp@tui.com

Original-Content von: TUI AG, übermittelt durch news aktuell


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