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Studie Investor Activism: Deutsche Konzerne vor Investorattacken nicht ausreichend geschützt

Geschrieben am 19-03-2018

Berlin (ots) -

- Aktivistische Investoren nehmen deutsche Unternehmen immer öfter
ins Visier
- Zwei Drittel der hiesigen Unternehmen haben keinen Notfallplan
- Komplexe Geschäftsmodelle erhöhen Gefahr für eine Short Attack

Immer mehr Unternehmen in Deutschland sind aktivistischen
Investoren und möglichen Attacken von Leerverkäufern ausgesetzt. Weil
der überwiegende Teil deutscher Unternehmen unzureichend darauf
vorbereitet ist, haben Aktivisten zunehmend leichtes Spiel, ihren
Einfluss geltend zu machen.

Das ist das Ergebnis der Studie "Investor Activism" des
Bundesverbandes der Unternehmensjuristen e.V. (BUJ) gemeinsam mit
Corporate Legal Insights (CLI) und der Wirtschaftskanzlei CMS. An der
repräsentativen Studie haben 102 Rechtsabteilungen von
Aktiengesellschaften in Deutschland teilgenommen. "Die Studie zeigt
eindrucksvoll, dass sich viele Unternehmen in Deutschland stärker mit
aktivistischen Investoren auseinandersetzen sollten. Es fehlt
allerdings die notwendige Aufmerksamkeit, um eine Umgestaltung des
Unternehmens von außen zu verhindern", so BUJ-Präsident Götz Kaßmann.

Investor Activism bezeichnet die aktive Einflussnahme von
Investoren auf börsennotierte Unternehmen. "Aufgrund der vielfältigen
Rechte, die das deutsche Aktienrecht den Anteilseignern einräumt,
gibt es eine Fülle von Ansatzpunkten, um partielle Interessen
durchzusetzen. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, bereits im
Vorfeld möglicher Aktivitäten geeignete Vorbeugungsmaßnahmen zu
diskutieren und eine Abwehrstrategie zu entwickeln", rät Dr. Peter
Hennke, Leiter der BUJ-Fachgruppe Corporate.

Aktivistische Investoren lassen sich in zwei Kategorien einteilen:
Aktivistische Aktionäre, die den Börsenwert des Unternehmens steigern
möchten, und sogenannte Short Seller, die genau das Gegenteil
anstreben. Immer mehr Gesellschaften geraten in ihr Fadenkreuz - auch
in Deutschland. Bereits jedes dritte befragte Unternehmen (rund 37
Prozent) hierzulande war laut Studie schon einmal von Aktivitäten
Einfluss suchender Investoren betroffen.

Vor allem bei möglichen Attacken von Short Sellern (sogenannte
Short Attack) gibt es Handlungsbedarf in den Unternehmen. In diesem
Fall setzen Short Seller auf einen fallenden Börsenkurs und bringen
ihn mit der Veröffentlichung kritischer Stellungnahmen über das
Unternehmen gezielt zum Absturz. Je größer die Kursverluste
ausfallen, desto höher ist ihr Profit.

Investoren wollen Informationen

Shareholder Activism macht sich vor allem in immer intensiveren
Auskunftsbegehren von Aktionären bemerkbar - da ist sich ein Großteil
der Befragten sicher. Mehr als jede dritte Rechtsabteilung gibt an,
dass Anteilseigner zunehmend stärker auf ihre gesetzlichen
Auskunftsrechte pochen. Dabei werden Mitglieder aus dem oberen
Management deutlich häufiger direkt kontaktiert. Rund einem Drittel
der Studienteilnehmer (33 Prozent) zufolge suchen Investoren vermehrt
den persönlichen Kontakt zu Vorstand oder Aufsichtsrat. "Die meisten
Investoren beschränken sich auf den mehr oder weniger intensiven
Austausch mit dem Management, beispielsweise die großen
Vermögensverwalter und Pensions- beziehungsweise Staatsfonds oder
Family Offices", so CMS-Partner und Co-Autor Dr. Andreas Zanner. "Als
Wirtschaftskanzlei beobachten wir, dass die Aktivität der Aktionäre
und Investoren - in den beschriebenen Facetten - auch in Deutschland
schon seit einigen Jahren stark zunimmt." Auch ein Großteil der
Befragten (66 Prozent) geht davon aus, dass die Investoren ihre
Bemühungen etwa durch die Geltendmachung von Auskunftsrechten, den
direkten Austausch mit dem Vorstand oder die Platzierung öffentlicher
Kritik in den kommenden Jahren noch verstärken werden. Begründet wird
diese Erwartung unter anderem mit dem Einfluss digitaler
Geschäftsmodelle auf die Unternehmensstrategie und dem schwierigeren
Marktumfeld.

In den einzelnen Branchen sind die Wahrnehmungen dagegen
unterschiedlich. Während Befragungsteilnehmer von Versicherungen und
Finanzdienstleistern weit überwiegend (83 Prozent) von einer Zunahme
ausgehen, bleiben die Vertreter der Immobilienwirtschaft gelassen.
Nur einer von vier Befragten (25 Prozent) aus dieser Branche teilt
die Sorgen der Kollegen.

Ohne Abwehrstrategie

Nur eine Minderheit der Unternehmen hat bereits eine
Gegenstrategie entworfen. Lediglich zwei von fünf Befragten (38
Prozent) haben für derartige Vorkommnisse einen Notfallplan
vorbereitet. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen plant indes
die Umsetzung einer Abwehrstrategie. Allerdings sind trotz
verbreitetem Problembewusstsein somit knapp zwei Drittel der
Unternehmen nicht auf mögliche Angriffe vorbereitet.

Aktionärsaktivisten spekulieren auf höhere Renditen

Eine höhere Aktienrendite und eine Verbesserung der
Unternehmensperformance sind die hauptsächlichen Ziele von
aktivistischen Aktionären. Diese Meinung vertritt jeder fünfte
Teilnehmer (21 Prozent) der Studie. Zudem wollen Aktivisten
Veränderungen in der Zusammensetzung von Vorstand und/oder
Aufsichtsrat herbeiführen, um darüber für sie vorteilhafte
Strategieänderungen herbeizuführen (19 Prozent der Befragten). Zwei
von fünf Befragten (39 Prozent) sind der Meinung, dass die Aktivisten
eine Änderung der Kapitalausstattung beziehungsweise der
Finanzberichterstattung sowie Compliance- oder
Corporate-Governance-Themen zum Ziel haben.

Short Attack - die unterschätzte Gefahr?

Ein erhebliches Risiko für börsennotierte Unternehmen bilden Short
Attacks. Die Mehrheit der Befragten rechnet nicht damit, dass gerade
ihr Unternehmen in den Fokus rücken könnte und gibt sich entsprechend
entspannt. Gerade einmal rund sieben Prozent der befragten Leiter
Recht können sich eine Short Attack vorstellen. Dazu CMS-Partner und
Co-Autor Dr. Richard Mayer-Uellner: "Angesichts der Zunahme von Short
Attacks sollten sich die Vorstände und Aufsichtsräte derjenigen
Unternehmen, die als Angriffsziele in Betracht kommen, mit den
Risiken und möglichen Gegenmaßnahmen auseinandersetzen." Sofern ein
Angriff von Short Sellern überhaupt in Betracht gezogen wird, wird
ein Haupteinfallstor insbesondere in komplexen und verzweigten
Unternehmensstrukturen ausgemacht. 36 Prozent der befragten
Unternehmen sehen hier ein entsprechendes Sicherheitsrisiko. Fast
jeder fünfte Befragte (18 Prozent) befürchtet, dass eine Attacke das
gesamte Geschäftsmodell ins Wanken bringen könne. Dafür würden
Leerverkäufer vor allem nach Mängeln oder Lücken in der Compliance
suchen. Ein weiterer neuralgischer Punkt: Informationen von Insidern.
So fürchten sich 27 Prozent der Befragten davor, dass interne Kreise
Informationen weiterspielen. Sie könnten die Tore für Short Seller
öffnen, so die Meinung.

Laxes Risikomanagement

Die Mehrheit der Gesellschaften (rund 82 Prozent) rechnet nicht
mit speziellen Short-Seller-Aktionen. Das kann ein Spiel mit dem
Feuer sein: laut Studie verfügt nur etwa ein Viertel der Unternehmen
über ein entsprechendes Risiko- und Präventionsmanagement für den
Angriff von Leerverkäufern. Die meist genannten Vorbeugemaßnahmen
beschränken sich auf die Analyse von Handelsbewegungen sowie die
verstärkte Kommunikation mit Meinungsbildnern. Das sei aber nicht
ausreichend, so CMS-Partner Mayer-Uellner: "Unternehmen müssen die
Kriterien kennen, die sie in den Fokus der Short Seller rücken können
und mögliche Schwachstellen analysieren. Potentiell betroffene
Unternehmen sollten einen Notfall-Leitfaden für den Fall eines
Angriffs in der Schublade haben. Short Attacks lassen sich wohl nicht
ganz verhindern, die negativen Folgen aber doch erheblich
eingrenzen."



Pressekontakt:
Nadine Ehrentraut
Head of Public & Media Relations

E: nadine.ehrentraut@cms-hs.com
T: +49 30 20360 2274
F: +49 30 20360 288 2274

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