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Börsen-Zeitung: In der Kryptoparallelwelt, Marktkommentar von Dietegen Müller

Geschrieben am 02-03-2018

Frankfurt (ots) - Es ist noch eine Parallelwelt, in der sich
sogenannte Kryptoassets und etablierte Anlageklassen bewegen. Dies
zeigte sich auf der Kryptoassetkonferenz der Frankfurt School of
Finance, die Ende Februar in der Mainstadt veranstaltet wurde. Im
Kryptohype wird munter vieles gemischt: libertäre Ideen, die auf eine
Entmachtung bestehender Institutionen - insbesondere
Notenbankmonopole - hinzielen, verbunden mit Charakteren einer
Jugendbewegung wie eigene Sprache, Logik und Symbolik, angereichert
mit Profit- und Spekulationsmöglichkeiten sowie dem Gefühl, nach der
ersten Internetrevolution um die Jahrtausendwende nun Teilhaber an
der nächsten digitalen Entwicklungsstufe der Menschheit, der
Kryptorevolution, zu sein.

In Verbindung mit der komplexen Technologie macht dies eine
Einschätzung schwierig. Bisher ist die Kryptowelt für
Finanzmarktakteure noch unproblematisch. Kryptoassets seien bisher zu
0 Prozent mit der realen Welt verbunden, sagt etwa der
Blockchain-Experte Philip Sandner von der Frankfurt School. Dass
trotz des Parallelweltcharakters Auswirkungen in der realen Welt zu
erwarten sein könnten, ist unter anderem aber daran ablesbar, dass
J.P. Morgan in ihrem Jahresbericht ein neues Risiko aufgenommen hat:
Durch Technologien wie Kryptowährungen könnten Zahlungsprozesse und
andere Dienstleistungen aufgemischt werden. J.P. Morgan selbst
investiert übrigens jährlich einen hohen dreistelligen
Millionenbetrag in Fintechs und arbeitet an dezentralen
Zahlungssystemlösungen.

Nun wird aber auch vermehrt dafür getrommelt, Kryptoassets als
eine neue Assetklasse zu betrachten; also Kryptowährungen wie
Bitcoin, Ripple, Dash usw. sowie Initial Coin Offerings (ICOs), die
Ausgabe digital verbriefter Ansprüche auf Kryptowährungen, auf Erlöse
oder Eigentum aus Blockchain-Projekten. Vor dem Hintergrund
exorbitanter Kurssteigerungen von Bitcoin & Co. im Jahr 2017 schwingt
oft implizit mit: Zu erwarten sind hohe Ertragschancen. "Das
internationale Kapital beginnt aufzuwachen", sagte in Frankfurt etwa
der frühere russische Hedgefonds-Manager Gregory Klumov von Stasis,
einem Unternehmen, das die "weltweit erste echte Digitalwährung" in
Form eines auf dem Euro basierenden Token - einen Krypto-Euro -
ausgeben will. Diese digitalen Replikate auf bestehende Währungen
sollen die von Notenbanken ausgegebenen, gesetzlich anerkannten
Währungen spiegeln. Gestartet werden sollen die
Stasis-Analogwährungen auf der Blockchain in Kasachstan
beziehungsweise dem Astana International Financial Centre sowie in
Malta. Denn dort sei es höchst wahrscheinlich, dass digitale Assets
legalisiert würden, heißt es.

Aus einer traditionellen, risikobewussten Anlageperspektive
betrachtet bergen Kryptoassets heute vor allem eins: ein - wohl
ziemlich oft leeres - Versprechen. Technisch überzeugende Aspekte wie
eine sofortige, globale, eindeutige Vertragserfüllung mit
fälschungssicherer Zuordnung von Kryptoassets genügen nämlich noch
nicht als Beweis für den Wert dieser Assets. Die Form macht es eben
nicht. Doch selbst diese Einschätzung ist umstritten: So sagt Martin
Diehl, Leiter des Bereichs Zahlungsanalyse der Bundesbank, es gebe
keinen inhärenten Wert von Kryptowährungen - er spricht dabei von
Kryptotoken. Diehl vergleicht diese Token mit Fahrchips, um die
Achterbahn auf dem Oktoberfest nutzen zu können.

Nicht nur wird damit offensichtlich, dass die Bundesbank eine
komplett andere Sprache spricht als Blockchain-Enthusiasten. Es wird
auch aneinander vorbeigeredet: Letztere wollen nicht verstehen, warum
eine von Notenbanken geschaffene Währung einen inhärenten Wert haben
soll. Diehl lässt sich klugerweise dabei eine Hintertüre offen: Ein
Nutzungsrecht für ein dezentralisiertes, nicht zensurierbares System
könne "etwas Wert" schaffen, sagt er. Sogenannte Kryptowährungen
wären also nichts anderes als ein Nutzungsrecht für die ihnen
zugrundeliegende Datenbank.

Welcher Wert Kryptoassets zugeschrieben wird, spielt aus
Systemstabilitätsgesichtspunkten heute noch kaum eine Rolle, wegen
ihrer geringen Verflechtung mit dem übrigen Finanzsystem. Doch gerät
ein Markt in Bewegung: Rund 250 Kryptofonds seien in der Mache, ist
zu hören. In zwei Wochen sind mindestens sieben Fonds aufgelegt
worden, die rund 360 Mill. Dollar an Wagniskapital einsammeln und
etwa in ICOs oder Blockchain-Projekte investieren wollen. Und
Beobachter erwarten, dass bis Ende 2018 auch in Deutschland eine Bank
Bitcoin-Geldautomaten aufstellt.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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