(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Martin Schulz

Geschrieben am 09-02-2018

Bielefeld (ots) - Martin Schulz ist gescheitert. Endgültig. Dem
kurzen Höhenflug folgte der Fall ins Bodenlose - ein beispielloser
Absturz in nicht einmal zwölf Monaten. Die politische Tragödie des
einstigen SPD-Kanzlerkandidaten und Noch-Parteivorsitzenden mag
Mitgefühl wecken. Der Mensch Martin Schulz kann einem wahrlich
leidtun. Doch Fakt bleibt: Der Politiker Martin Schulz war seinen
Aufgaben zu keiner Zeit gewachsen. Er ist nicht an den Umständen und
auch nicht an seinen »Parteifreunden« gescheitert, von denen es zum
Schluss nicht mehr viele gab. Schulz ist ausschließlich an sich
selbst gescheitert. Die Schulz-Story ist auch ein großes Lehrstück
über unsere Zeit. Über Illusionen, Projektionen und Übertreibungen -
auch solche journalistischer Art. Martin Schulz hat sich davon
erfassen lassen und jeden Blick für die Realität verloren. Und die
SPD phasenweise auch. War die krachende Wahlniederlage womöglich
schon weit vor dem 24. September 2017 abzusehen, so reihte Schulz
spätestens mit Schließung der Wahllokale einen haarsträubenden Fehler
an den nächsten. Im Berliner Willy-Brandt-Haus fasste er nie richtig
Fuß. Die SPD-Parteizentrale blieb ihm so fremd wie sie ihm. Am
schlimmsten aber: Er opferte jede Glaubwürdigkeit. Schon den
Parteitag, der über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der
CDU/CSU befand, hätte er ohne das beherzte Eingreifen von Andrea
Nahles nicht überstanden. Der vermeintliche Coup, nun eben dieser
Andrea Nahles den Parteivorsitz zu überlassen, um sich selbst mit
letzter Kraft ins Amt des Außenministers zu retten, war nur der
Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die SPD-Basis lief
endgültig Sturm gegen den Umfaller Martin Schulz. Nicht nur, aber vor
allem im mächtigen Landesverband NRW. Und dann schlug auch noch
Sigmar Gabriel zurück, den Schulz ja gerade aus dem Amt drängen
wollte. Eiskalt und mit der gleichen Respekt- und
Rücksichtslosigkeit, mit der er sich selbst behandelt sah. Ob's ihm
noch nutzt, ist trotzdem ungewiss. Die politische Kultur erlebt
dieser Tage einen Tiefpunkt in Deutschland - und das längst nicht nur
unter Sozialdemokraten. Die vielen Menschen im Land, denen Politik
ohnehin als »durch und durch schmutziges Geschäft« erscheint, werden
sich bestätigt fühlen. Die SPD wird trotzdem fürs Erste aufatmen. Der
Rückzug von Martin Schulz dürfte vielen Mitgliedern das »Ja« zum
Koalitionsvertrag erleichtern. Das ändert aber nichts daran, dass die
Partei in einem desolaten Zustand ist. Auf Andrea Nahles und Olaf
Scholz wartet eine Herkules-Aufgabe. Martin Schulz hat als Sündenbock
ausgedient. Die SPD aber wäre nicht die SPD, wenn sie nicht schon
bald jemanden fände, an dem sie weiter leiden könnte.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

625484

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: SPD / Seifenoper um die Macht Kommentar von Karl-Heinz Fesenmeier Freiburg (ots) - Oje, SPD! Weit weg von der Intensivstation ist die alte Tante nicht mehr. Im Innersten zerrissen und nach außen konfus erscheint sie in diesem Zustand allenfalls bedingt regierungsfähig. Martin Schulz jedenfalls, dessen Kurzzeit-Ära nun ein jähes Ende fand, hat der SPD nicht gut getan. Der Hype um ihn entpuppte sich als Verblendung, der folgende Absturz als große Ernüchterung. Beides ist nicht nur seine Schuld. Doch das ändert nichts daran, dass der Blick auf diese Partei einen geradezu beelendet. http://mehr.bz/khs34g mehr...

  • Rheinische Post: Dieselskandal: EU-Wettbewerbskommissarin für Sammelklagen Düsseldorf (ots) - EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat sich für die Einführung von Sammelklagen in Europa ausgesprochen. Dies sei durchaus möglich, sagte Vestager der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe): "Ich bin ein wenig enttäuscht, dass dieser Weg bisher nicht weiter verfolgt wurde. Ich meine, es liegt doch auf der Hand, dass Sie als einzelner geschädigter Verbraucher einigermaßen machtlos gegenüber gigantischen Konzernen sind. Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn Verbraucherschutzorganisationen mehr...

  • Rheinische Post: Barley: Ressortzuschnitt hilft für GroKo-Zustimmung beim Mitgliedervotum Düsseldorf (ots) - Die geschäftsführende Arbeits- und Familienministerin, Katarina Barley (SPD), hat sich angesichts des mit der Union vereinbarten Ressortzuschnitts optimistisch mit Blick auf das SPD-Mitgliedervotum gezeigt. Auf die Frage, ob die Aufteilung hilfreich für die Zustimmung zu einer großen Koalition sei, sagte Barley der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe): "Eindeutig ja. Da hat die CDU verloren." Mit dem Finanz-, Arbeits- und Familienressort bestehe die große Chance für die SPD, soziale Politik mehr...

  • Rheinische Post: Barley offen für Ur-Wahl des SPD-Parteivorsitzes Düsseldorf (ots) - Die geschäftsführende Arbeits- und Familienministerin, Katarina Barley (SPD), hat sich offen für die von Parteilinken geforderte Ur-Wahl des SPD-Vorsitzes gezeigt. "Der Ur-Wahl-Idee kann ich grundsätzlich etwas abgewinnen und bin dafür offen, denn die direkte Beteiligung der Mitglieder schafft Vertrauen", sagte Barley der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Das sei aber mit Sicherheit nicht die Lösung aller Probleme der SPD, das müsse auch allen klar sein, fügte Barley hinzu und forderte mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: NRW will Visa-Freiheit für Georgier beenden Mehr Asylanträge und steigende "kriminelle Aktivitäten" Landes-Integrationsminister Stamp fordert De Maizière zum Handeln auf Köln (ots) - Die schwarz-gelbe Landesregierung von Nordrhein-Westfalen will erreichen, dass die seit März 2017 bestehende Visafreiheit für Georgier rückgängig gemacht wird. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe) berichtet, reagiert Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) damit auf eine steigende Zahl von Asylanträgen georgischer Staatsbürger, die mit "kriminellen Aktivitäten" der Antragsteller einhergingen. In einem Brief an den noch amtierenden Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) fordert Stamp diesen auf, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht