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Multiresistente Keime: Erster unabhängiger Vergleich zu den Bemühungen von Pharma-Unternehmen bei der Bekämpfung resistenter Infektionen

Geschrieben am 23-01-2018

Amsterdam und Davos, Schweiz (ots/PRNewswire) -

Die erste unabhängige Analyse der Pharma-Industrie zum Thema
antimikrobielle Resistenzen (AMR) legt offen, dass die Unternehmen
neben der Entwicklung neuer Medikamente auch Anreize abschaffen, die
den Abverkauf von Antibiotika steigern sollen. Sie setzen überdies
Grenzwerte für die Konzentration von Antibiotika in Fabrikabwässern,
die in die Umwelt gelangen, und sie verfolgen die Ausbreitung von
multiresistenten Keimen.

(Logo: https://mma.prnewswire.com/media/631860/Access_to_Medicine_
Foundation_Logo.jpg )

(Photo: https://mma.prnewswire.com/media/631861/Pharmaceutical_com
panies_are_active_in_ten_AMR_priority_areas.jpg )

(Photo: https://mma.prnewswire.com/media/631862/Antimicrobial_Resi
stance_Benchmark.jpg )

Bei der Antimicrobial Resistance Benchmark liegen GlaxoSmithKline
(GSK) und Johnson & Johnson in der Gruppe der großen
Pharma-Forschungskonzerne ganz oben. Mylan führt das Feld der
Generika-Hersteller an, Entasis das der Biotechnologie-Unternehmen.
Laut der Studie gibt es bei allen Unternehmen noch
Verbesserungspotenzial, aber auch gute Beispiele.

"Wenn wir Antibiotika nicht in der richtigen Dosierung und gegen
die passenden Keime einsetzen, geben wir den Bakterien die Chance,
sich anzupassen und ihr Abwehrsystem zu stärken. Das erschwert es,
sie in Zukunft abzutöten. Die Gefahr, dass einst tödliche Infektionen
wieder lebensbedrohlich werden könnten, verstärkt sich", sagt
Jayasree K. Iyer, Geschäftsführerin der Access to Medicine
Foundation. "Pharma-Unternehmen leisten einen entscheidenden Beitrag
zur Bekämpfung von multiresistenten Keimen."

Antibiotika verlieren zunehmend an Wirksamkeit, meist beschleunigt
durch den Missbrauch dieser Medikamente bei Mensch, Tier und in der
Landwirtschaft. Die Medikamente dürfen nur sparsam eingesetzt werden,
um Bakterien die Chance zu nehmen, sie zu überlisten. Auf höchster
politischer Ebene ist man sich bewusst, dass dringend mehr dafür
getan werden muss, das Tempo der AMR zu drosseln. Im Zuge dessen
wurden AMR-Initiativen von den Vereinten Nationen sowie der G7 und
der G20 gestartet. Um AMR unter Kontrolle zu bringen bedarf es
koordinierter Zusammenarbeit von Regierungen, Gesetzesgebern,
Gesundheitsbehörden, Medizinern, Landwirten, Pharma-Unternehmen sowie
von Patienten. Die meisten Unternehmen der Benchmark haben sich zu
branchenweiten Zusagen verpflichtet. Das wurde im Januar 2016 in
Davos im Rahmen der "Declaration on Combating Antimicrobial
Resistance" schriftlich festgehalten.

Die Benchmark vergleicht, wie der Querschnitt der Pharmaindustrie
auf die Bedrohung durch arzneimittelresistente Infektionen reagiert.
Miteinbezogen wurden die dreißig aktivsten Akteure der
Antibiotika-Entwicklung und -Produktion sowie globale
Pharma-Konzerne, Biotechnologie-Unternehmen und Hersteller von
Generika. Im Fokus stehen die Themen Forschung nach neuen
Antibiotika, Richtlinien für die verantwortungsvolle Herstellung
sowie Konzepte, die den Zugang und den vernünftigen Umgang mit den
Medikamenten sicherstellen sollen. Alle Informationen wurden aus
umfassenden Quellen zusammengetragen und überprüft.

"Pharma-Unternehmen beschäftigen sich zwar mit dem Thema AMR,
doch die meisten stehen erst am Anfang. Ja, es wird an wichtigen
neuen Medikamenten geforscht. Jedoch wissen wir, dass diese nicht
ausreichen werden, um die Medikamente zu ersetzen, die ihre Wirkung
bereits verloren haben. In der Studie werden einige sehr gute
Beispiele aufgezeigt, inwiefern sich Unternehmen mit dem Zugang und
dem Antibiotic Stewardship einzelner Produkte befassen", sagt Iyer.

Die Spitzenreiter

GSK und Johnson & Johnson führen die acht großen
Pharma-Forschungsunternehmen an, die an der Benchmark teilgenommen
haben. GSK forscht derzeit an den meisten antimikrobiellen
Medikamenten, die gegen Krankheitserreger wirken sollen welche nach
Ansicht von Experten die höchste Priorität bei AMR haben. GSK ist
außerdem eines von nur zwei Unternehmen, das seine Boni komplett vom
Umsatzvolumen der Antibiotika-Verkäufe abgekoppelt hat, und so dem
Vertrieb den Anreiz nimmt, zu viel Antibiotika zu verkaufen. Johnson
& Johnson konzentriert sich auf Tuberkulose (TB): Der Zugang zu
seinem maßgebenden Medikament gegen multiresistente TB wird von
nationalen TB-Programmen streng kontrolliert. Auf diese Spitzenreiter
folgen Novartis, Pfizer und Sanofi. Pfizer schneidet bezüglich der
Verwaltungs-Maßnahmen besonders gut ab, während Sanofi in Forschung &
Entwicklung stärker ist. Novartis liefert in den meisten Bereichen
eine konstant solide Leistung.

Fresenius Kabi ist einer von nur drei Generika-Herstellern, der
sich mit dem Antibiotic Stewardship beschäftigt: Für die
meist-verkauften Antibiotika wurden Broschüren erstellt, die
Mediziner und andere medizinische Fachkräfte rund um das Thema AMR
informieren sollen. Alle von Fresenius hergestellten antimikrobiellen
Medikamente sind entweder Infusionen oder Pulver zur Herstellung von
Infusionslösungen, die ausschließlich in Krankenhäusern angewendet
werden.

Biotechnologie-Unternehmen spielen eine signifikante Rolle bei der
Entwicklung von neuen Antibiotika. Entasis liegt an der Spitzen der
zwölf Biotechnologie-Firmen, die an dem Benchmark teilgenommen haben
- besonders in Bezug auf die Vorausplanung und der Sicherstellung.,
dass erfolgversprechende Medikamente verfügbar sind und vernünftig
angewendet werden. Auf dieses Unternehmen folgen Polyphor, Summit und
Tetraphase, gemeinsam auf dem zweiten Platz.

Generika-Hersteller sind für den Großteil der heute verkauften
Antibiotika verantwortlich. Das verleiht ihnen eine bedeutende
Stellung im Kampf gegen das Wachstum antimikrobieller Resistenzen. Im
Vergleich zu den anderen analysierten Unternehmen ist die Transparenz
in dieser Gruppe gering, doch beziehen die Spitzenreiter eine klarere
Position als ihre Mitbewerber. Sie gehen entweder auf die
Erschwinglichkeit oder auf die sinnvolle Nutzung ihrer Produkte ein.
Von den zehn bewerteten Unternehmen führt Mylan mit der stärksten
Leistung in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören ein angemessener
Preisansatz und eine Strategie bezüglich des Umweltrisikomanagements.
Auf Mylan folgen Cipla und Fresenius Kabi.

"Eine der stärksten Botschaften, die aus der Studie hervorgeht,
ist die enorme Macht von Generika-Unternehmen, multiresistente Keime
zu stoppen. Sie produzieren die größten Mengen an Antibiotika und das
seit Jahrzehnten. Einige haben erst kürzlich damit begonnen AMR zu
bekämpfen. Wenn sie weiter ermutigt werden können, sich dieser
Herausforderung zu stellen, werden wir große Auswirkungen spüren",
sagt Iyer.

Die zentralen Erkenntnisse der Studie

- Es gibt aktuell 28 Antibiotika in fortgeschrittenen
Entwicklungsstadien, die auf solche Erreger abzielen, die von der
WHO und/oder von US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle
und -vorsorge mit kritischer AMR-Priorität eingestuft werden.
Jedoch erfahren nur zwei dieser Forschungsprogramme ausreichend
Unterstützung, damit die Antibiotika, wenn sie auf den Markt
gebracht werden, auch zugänglich sind und vernünftig angewendet
werden.
- Fast die Hälfte der evaluierten Unternehmen ist an der Verfolgung
von Strukturen der Arzneimittelresistenz beteiligt. Dazu werden
aktuell in über 147 Ländern AMR-Überwachungsprogramme
unterschiedlicher Größenordnung durchgeführt. Lungenentzündung ist
die am weitesten verbreitete Infektion, und Pfizer führt dazu die
meisten Programme durch.
- Acht Unternehmen setzen Grenzwerte für die Konzentration von
Antibiotika, die in Abwässern enthalten sein können, bevor sie in
die Umwelt gelangen. Vier Unternehmen verlangen von ihren
Lieferanten, dass auch sie diese Standards erfüllen: GSK, Johnson &
Johnson, Pfizer und Roche. Bis dato fehlen mehr Informationen zu
den Grenzwerten, und keines der Unternehmen legt offen, was
tatsächlich in der Praxis freigesetzt wird.
- Vier Unternehmen ergreifen Maßnahmen, um die Boni für
Vertriebsagenten von der Menge der verkauften Antibiotika
abzukoppeln. GSK und Shionogi haben weltweit beides vollständig
voneinander getrennt, während Pfizer diesen Ansatz an bestimmten
Standorten durchführt. Novartis ist gerade dabei, die Anreize für
seine Vertriebsteams anzupassen.

Wie innerhalb der Benchmark verglichen wird

Die Benchmark vergleicht Unternehmen mit dem Branchen-Konsens in
Bereichen, innerhalb derer sie bei Begrenzung der
Antibiotikaresistenz zu Fortschritten beitragen können und sollen.
Die Access to Medicine Foundation legt diese Bereiche fest, indem sie
mit führenden Experten und einem breiten Spektrum von Stakeholdern
auf dem Feld der AMR und der globalen Gesundheit zusammenarbeitet,
die die Methodik der Benchmark definieren. Die Studie wurde
entwickelt, um flexibel auf Unterschiede zwischen den Unternehmen
reagieren zu können, wenn es um die Ausrichtung ihres Geschäftes,
ihrer Portfolios und ihrer Strategien geht. Die Antimicrobial
Resistance Benchmark wurde mithilfe der finanziellen Unterstützung
von UK AID und dem Niederländischen Ministerium für Gesundheit,
Wohlfahrt und Sport ermöglicht.

Hinweise für Reporter:

Medienmaterialien: Das Benchmark Performance Diagramm und andere
Diagrammen sind auf Anfrage erhältlich.

Die Access to Medicine Foundation, Herausgeber dieses Benchmarks,
ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation mit Sitz in den
Niederlanden. Ziel ist es, den Zugang zu Arzneimitteln in Ländern mit
niedrigem und mittlerem Einkommen zu fördern, indem man die
Pharmaindustrie dazu anregt, dabei eine grössere Rolle zu spielen.

Seit zehn Jahren erzielt die Stiftung Konsense in Bezug auf die
Rolle der pharmazeutischen Industrie bei der Verbesserung des Zugangs
zu Medikamenten und Impfstoffen. Alle zwei Jahre veröffentlicht die
Stiftung ihren Access to Medicine Index, der Ende 2018 wieder fällig
ist. Im Jahr 2017 veröffentlichte die Stiftung den allerersten Access
to Vaccines Index. Dies ist die erste Ausgabe der Antimicrobial
Resistance Benchmark.



Pressekontakt:
Suzanne Wolf: + 31 6 29 40 40 90 oder + 31 20 21 53 535 E-mail:
swolf@accesstomedicinefoundation.org
Website: www.accesstomedicinefoundation.org

Original-Content von: Access to Medicine Foundation, übermittelt durch news aktuell


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