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Deutschtürken: Verhältnis zu Deutschen wird schlechter - Großteil verbittet sich Kritik an Erdogan

Geschrieben am 04-12-2017

Hamburg (ots) -

Sperrfrist: 04.12.2017 20:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Die Spannungen zwischen Berlin und Ankara gehen nicht spurlos an
den hier lebenden Türkeistämmigen vorbei. Eine repräsentative Umfrage
im Auftrag von "Panorama - die Reporter" (NDR Fernsehen) zeigt: Ein
zunehmender Teil der Deutschtürken entfremdet sich von Deutschland.
Eine Mehrheit der Befragten sagt sogar, das Verhältnis zu den
Deutschen habe sich im Zuge der Regierungsstreitigkeiten deutlich
verschlechtert.

Laut der Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Data 4U im
Auftrag von "Panorama - Die Reporter" durchgeführt hat, sind viele
Türkeistämmige in Deutschland nicht einverstanden damit, wie die
deutsche Politik und Medien die Entwicklungen in der Türkei bewerten.
So sagen 44 Prozent, die deutsche Kritik am türkischen Präsidenten
Recep Tayyip Erdogan und seiner Partei sei nicht gerechtfertigt. Nur
12 Prozent der Befragten halten sie für berechtigt. Dabei
unterscheidet sich die Haltung der Türkeistämmigen kaum voneinander,
unabhängig davon, ob sie in erster Generation hier leben oder bereits
in zweiter oder dritter.

Mehr als 2800 Türkeistämmige hat das Institut befragt. Immerhin
der Großteil der Befragten fühlt sich in Deutschland wohl und
angekommen. Doch habe sich in den letzten Jahren der Umgang zwischen
Deutschen und Deutschtürken verschlechtert, sagen 52 Prozent der
Befragten (auch hier gibt es kaum Unterschiede zwischen den
Türkeistämmigen erster, zweiter oder dritter Generation). Gefragt
nach den Gründen, nennen die wenigsten schlechte persönliche
Erfahrungen. Die Regierungsstreitigkeiten seien schuld, sagen 59
Prozent. Auch die Medienberichterstattung spiele eine große Rolle,
glauben 53 Prozent.

Dabei ist die türkeistämmige Bevölkerung in Deutschland in der
Haltung zu Erdogan gespalten: Während sich laut Umfrage 27 Prozent
der Deutschtürken kritisch zu Erdogans aktueller Politik äußern,
stimmen 29 Prozent seinem Kurs seit dem Putschversuch 2016 zu.

Die Umfrage zeigt hier einen eindeutigen Zusammenhang: Mangelt es
an Integration und Anerkennung, wächst die Zustimmung zu Erdogan -
und umgekehrt. "Bildung ist der zentrale Schlüssel zum Verständnis
unserer Studie", erläutert entsprechend Data 4U-Chef Joachim Schulte.
"Die formal höher Gebildeten weisen den höchsten Integrationslevel
auf, stehen der Politik des türkischen Präsidenten Erdogan am
kritischsten gegenüber und sind auch die einzige Gruppe, die das
Türkeireferendum im April 2017 mehrheitlich abgelehnt hat", so
Schulte. "Bei den weniger gut Ausgebildeten steigt die Sympathie und
Zustimmung für die Politik Erdogans sprunghaft an."

Gefragt nach ihrer Heimat, geben immerhin 46 Prozent an, sie
empfänden starke Heimatgefühle für Deutschland. Mit der Türkei
verbinden hingegen 83 Prozent starke Heimatgefühle - ein hoher Wert
über alle Generationen hinweg, selbst unter den hier Geborenen. Und
für ein Drittel sind diese Heimatgefühle in den letzten Jahren noch
stärker geworden. Gefragt, was Türkeistämmige hierzulande mit
Erdogans Politik verbinden, antwortete ein Drittel (34 Prozent),
"Erdogan macht mich stolz und gibt Türkeistämmigen in Deutschland
Selbstbewusstsein". Ebenfalls 34 Prozent erklären, die Türkei gewinne
durch ihn wieder international an Bedeutung. Kritisch äußert sich ein
kleinerer Teil: Etwa 24 Prozent sagen, er provoziere und spalte. 11
Prozent sagen, sie schämen sich für seine Politik.

Auch der Bundestagswahlkampf in Deutschland stand dieses Jahr
unter dem Eindruck deutsch-türkischer Streitigkeiten. Vor allem die
SPD litt unter den Spannungen: Wählten 2013 laut Umfrage noch 62,2
Prozent der Türkeistämmigen die SPD, waren es 2017 nur noch 45,3
Prozent - ein Verlust von 17,2 Prozentpunkten. "In zahlreichen
Antworten spiegelt sich eine tiefe Enttäuschung über das Verhalten
der deutschen Politik wieder. Das bekam die SPD bei dieser Wahl
besonders deutlich zu spüren", fasst Studienleiter Joachim Schulte
zusammen. Auffallend stark sei auch die gesunkene Wahlbeteiligung.
Eine frühere Studie seines Instituts hatte für 2013 eine
Wahlbeteiligung der türkeistämmigen Wahlberechtigten von etwa 70
Prozent ergeben. In diesem Jahr fanden nur noch knapp über die Hälfte
(53 Prozent) den Weg zur Wahlurne.

Die Studie ist abrufbar unter
https://www.ndr.de/redirectid.jsp?id=catistudie102

"Panorama - die Reporter": Dienstag, 5. Dezember, 21.15 Uhr, NDR
Fernsehen



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel: 040-4156-2304



http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse

Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


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