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"Wir sehen überhaupt keinen Ausverkauf" / Chancen für deutsche Unternehmen in China - Interview mit Präsident der IHK Schwaben

Geschrieben am 01-06-2017

Stuttgart (ots) - Findet ein Ausverkauf der deutschen Wirtschaft
statt? Wie interessant sind chinesische Investitionen für deutsche
Unternehmer? Und welche Chancen bietet der Markteinstieg in China?
Dr. Andreas Kopton ist Präsident der IHK Schwaben und selbst
Unternehmer im Umweltsektor. Im Herbst letzten Jahres eröffnete die
IHK Schwaben ein China Competence Center, um ihren
Mitgliedsunternehmen bei allen wirtschaftlichen Aktivitäten in China
Hilfestellung geben zu können. Als Unternehmer bereitet Kopton gerade
selbst den Markteinstieg in China vor. Seine Standortwahl fiel auf
die Metal Eco City in Jieyang. Im Interview bezieht er klare
Positionen.

Die IHK Schwaben betreut 140.000 Unternehmen. Welche Bedeutung hat
die Zusammenarbeit mit China in der Wirtschaftsregion?

Dr. Kopton: Für unsere Unternehmen hat China eine sehr große
Bedeutung. Wir profitieren in der Region von China. Die schwäbische
Wirtschaft zeichnet sich durch eine starke Produktions- und
Technologieorientierung aus. Fast 40 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes kommt aus der Produktion. Der Schwerpunkt
liegt im Bereich Mechatronik - Maschinen- und Fahrzeugbau. Im
Wesentlichen sind es Familienunternehmen, die auf Export getrimmt
sind. Da geht der Zug schon seit vielen Jahren in Richtung China. Die
Unternehmer haben positive wie negative Erfahrungen gemacht und wir
als IHK wollen da Hilfestellung leisten. Deshalb haben wir das China
Competence Center gegründet, das von einem Native Speaker, einer
Chinesin, geleitet wird. Unternehmer haben in ihr einen
Ansprechpartner, der sie nach China begleitet und die kulturellen
Unterschiede ausgleichen kann. Inzwischen fließt der Strom jedoch
nicht nur von Deutschland nach China, sondern auch von China nach
Deutschland. Deutschland ist ein sehr interessantes Land für
chinesische Investoren. Hier sehen wir für unsere Region großes
Potential. Immer mehr chinesische Unternehmen siedeln sich in
Schwaben an.

Die Übernahme des Augsburger Roboterherstellers Kuka sorgte
bundesweit für Schlagzeilen. Viele sehen darin den Ausverkauf der
deutschen Wirtschaft. Wie sollte man Ihres Erachtens chinesische
Investitionen betrachten?

Dr. Kopton: Die Medien haben dieses Thema sehr negativ
aufgegriffen. Wir bei der IHK - und die Wirtschaftswelt für die ich
spreche - sehen überhaupt keinen Ausverkauf der deutschen Wirtschaft.
Deutschland kauft weltweit Unternehmen auf. Hätte ein amerikanisches
Unternehmen Kuka gekauft, hätte es gar keinen Aufschrei gegeben. Aber
bei den Chinesen schreien alle auf.

Die Chinesen haben eine hohe Wertschätzung, die sich in Geld
ausdrückt. Wenn die Angst vor dem Ausverkauf deutscher Technologien
so groß ist, hätte ja jemand mitbieten können. Doch keines der großen
deutschen Unternehmen hat Interesse gezeigt. Kuka hat die Übernahme
gutgetan - wir hören überhaupt nichts Negatives. Das Unternehmen
wächst und die Arbeitsplätze sind über Jahre gesichert.

Eine aktuelle Studie der EU Handelskammer sieht in der
chinesischen Strategie "Made in China 2025" eine Einkaufsliste für
Technologien, die China selbst nicht entwickeln kann. Haben deutsche
Unternehmer in ein paar Jahren das Nachsehen?

Dr. Kopton: Diese Weltuntergangsstimmung kann ich als Optimist
nicht teilen. Warum sollten wir untergehen? Die deutschen Unternehmer
sind durchaus in der Lage, sich industriell sehr gut aufzustellen -
wir haben es im Blut, Spitzenklasse zu sein. Wir behaupten uns seit
Jahrzehnten in Europa auf einem sehr hohen Niveau - auch als andere
Länder zu Dienstleistungen übergegangen sind, sind wir industriell
geblieben. Wir sind die Lokomotive in Europa. Um das Nachsehen zu
haben, müsste schon allen deutschen Unternehmern gleichzeitig die
Phantasie ausgehen.

Ihre Unternehmer haben in China positive wie negative Erfahrungen
gesammelt. Was sind erfahrungsgemäß die häufigsten Fehler, die
deutsche Unternehmer beim Eintritt in den chinesischen Markt machen
können?

Dr. Kopton: Es kommt immer wieder vor, dass Unternehmer ihr
Produkt überschätzen, die Notwendigkeit interessant zu sein. Sie
scheitern dann aber auch auf allen anderen Märkten. Ein Aspekt sind
sicherlich auch die kulturellen Unterschiede. Doch wer in Europa die
Expansion geschafft hat, weiß, dass es schon fundamentale
Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern oder Franzosen gibt.
Die gleichen kulturellen Unterschiede gibt es natürlich mit Sicht auf
China. Deshalb ist es so wichtig, immer einen Native Speaker an der
Seite zu haben, der diese Unterschiede ausgleichen kann.

Sie sind selbst Unternehmer und in der Umweltbranche aktiv. Mit
Ihrem Unternehmen HPC AG planen Sie den Markteinstieg im
südchinesischen Jieyang - in der Metal Eco City. Warum haben Sie sich
für den Standort Jieyang entschieden?

Dr. Kopton: Die Metal Eco City und das Konzept der Zhongde Metal
Group haben mich überzeugt. Für den Unternehmer steht immer ein
deutsch-chinesisches Team als Ansprechpartner zur Verfügung - in
Deutschland und auch in China. Der Unternehmer wird immer auch von
Native Speakers bei seinem Vorhaben begleitet. Missverständnisse
können dadurch vermieden und kulturelle Unterschiede ausgeglichen
werden. Vor Ort in Jieyang gibt es ein kompetentes Netzwerk an
Kooperationspartnern. Sie kennen den Markt und die Mentalität vor
Ort. Nur so kann meines Erachtens der Einstieg in den chinesischen
Markt zum Erfolg führen. Für mich als Unternehmer der Umweltbranche
eröffnet sich in China aktuell ein riesiger Markt. China hat die
Umweltprobleme erkannt und verfügt über eine finanzstarke Community.
Wir in Deutschland haben die Erfahrung und das Know-how.

Herr Dr. Kopton, vielen Dank für das Gespräch.



Pressekontakt:
Zhongde Metal Group GmbH
Anja Barlen-Herbig
Leitung Kommunikation & Marketing
Mobil 0172 8147515

Original-Content von: Zhongde Metal Group GmbH, übermittelt durch news aktuell


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