(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Opel: "Eine neue Rolle für Opel" von Bernhard Fleischmann

Geschrieben am 06-03-2017

Regensburg (ots) - Heilfroh muss General-Motors-Chefin Mary Barra
gewesen sein, Opel endlich loszuwerden. Denn zum Abschied akzeptierte
sie ein deftiges Verlustgeschäft. Den 2,2 Milliarden Euro, die aus
Paris nach Detroit fließen, stehen gut vier Milliarden Dollar
gegenüber, die quasi als Unkosten bei den Amerikanern hängen bleiben.
Ein klassisches Ende mit Schrecken, weil der Geduldsfaden gerissen
ist.

Schon seit Jahren bemühte sich die bisherige Opel-Mutter offenbar
nach Kräften, den Geldverbrenner loszuwerden. Doch die Bewerber
standen nicht eben Schlange. Inzwischen sind die Opel-Autos besser
geworden, der Preis für das Unternehmen hingegen ist augenscheinlich
noch weiter gesunken. Diese Entwicklung drückt die Erwartungen der
Branche für Zukunft der Rüsselsheimer aus. Allzu rosig scheinen die
nicht gesehen zu werden.

Seit Jahrzehnten beklagen sich die Opelaner über Blutgrätschen der
US-Mutter in Form von verwehrten Marktzutritten und Spardiktaten.
Doch ob die Perspektiven mit PSA sich aufhellen, ist noch nicht
ausgemacht. Es wird spannend, welche Position Opel bei den Franzosen
besetzen soll. Auf die Produkte bezogen spielt Peugeot dort den
seriösen, wertigeren Part, während Citroën gerade aus der Rolle des
Langweilers entlassen wird und wieder wie früher flippiger, kurioser,
charmant anders, aber eher niedrigpreisig auftreten darf. Dazu gibt's
noch die relativ neue Marke DS für mehr Lifestyle gepaart mit Luxus.
Wohin da mit Opel? Ein "weiter so" dürfte schwierig werden, weil sich
Peugeot und Opel viel zu ähnlich sind. Und sie werden sich noch
ähnlicher werden.

Denn langfristig soll die Opel-Modellpalette komplett auf
PSA-Plattformen entstehen. Möglich wären Ausdifferenzierungen nach
Märkten. Oder Paris macht Opel zum Vorreiter für Elektroautos - das
war in Rüsselsheim ohnehin vorgesehen. Nur wussten die Opelaner
nichts davon, dass der neue feste Boden, den sie planten, von GM
längst unter ihren Füßen weggezogen worden war. PSA hat in punkto
Elektrifizierung - im Gegensatz zum Nachbarn Renault - nichts
wirklich Brauchbares, geschweige denn Zukunftsweisendes vorzuweisen.
Da verwundert es umso mehr, dass PSA-Chef Tavares trompetet, er könne
zur Not auf die GM-Technik für das Elektroauto Opel Ampera-e
verzichten, das noch im Frühjahr mit konkurrenzfähiger Reichweite und
ebensolchem Preis startet. Weil nach wie vor wenig darüber bekannt
ist, was PSA mit Opel im Detail vorhat, ist es kaum möglich
einzuschätzen, wie viele Arbeitsplätze, Werke und Modelle Opel auf
lange Sicht bieten wird. Grund zur Beunruhigung für die Mitarbeiter
besteht durchaus.

Sarkastisch könnte man sagen, die - verbliebenen - Opelaner sind
seit Jahrzehnten Kummer gewöhnt. Aber vielleicht zaubern die
Franzosen auch ein Konzept aus dem Hut, das die Marke mit dem Blitz
wieder hell erstrahlen lässt. Denn auch wenn rund zwei Milliarden
Euro für einen traditionellen Autobauer sehr wenig Geld sind: Nur um
sich ein zusätzliches Label zuzulegen und Ärger mit Politikern und
Mitarbeiter bei Entlassungen aufzuhalsen, dafür sind zwei Milliarden
Euro zwei Milliarden zu viel.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

609657

weitere Artikel:
  • Brüsseler Think Tank ESISC deckt "armenisches Kontaktnetzwerk" beim Europarat auf Brüssel (ots/PRNewswire) - Das European Strategic Intelligence and Security Center (ESISC) hat am Montag einen umfangreichen Bericht veröffentlicht (http://www.esisc.org/publications/analyses/11791), der ein armenisches Kontaktnetzwerk innerhalb der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PACE) aufdeckt, das "eine gnadenlose Propagandakampagne gegen Aserbaidschan zum Nutzen Armeniens geführt hat". Der Bericht mit dem Titel "The Armenian Connection - How a Secret Caucus of MPs and NGOs, since 2012, Created a Network mehr...

  • Der Tagesspiegel: IG Metall-Chef zu Opel: Es gibt Licht und Schatten Berlin (ots) - Der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann sieht den Verkauf von Opel and PSA zwiespältig: "Es gibt einen positiven und einen negativen Effekt: Über Skaleneffekte können in dem größeren Unternehmen Kostenvorteile auch für Opel entstehen", sagte Hofmann dem Tagesspiegel (Dienstagausgabe). "Und mit den Produkten bedienen PSA und Opel die Märkte in einer unterschiedlichen Intensität. Wenn Opel die Beschränkungen von GM los ist und überall verkaufen darf, dann gleicht der höhere Absatz hoffentlich das aus, was künftig an mehr...

  • Merck bietet Technologievorsprung im Labor mit neuem Wasseraufbereitungssystem Milli-Q® IQ 7000 - Produktneueinführung markiert 50. Jahrestag der Markteinführung des ersten Laborwassersystems - Erstes System, das umweltverträgliche quecksilberfreie UV-Lampen integriert - Kleineres, ergonomisches Design für weniger Abfall, höhere Produktivität und beschleunigte Forschung Darmstadt, Deutschland (ots/PRNewswire) - Merck (http://www.merck.de/de/index.html), ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, hat heute die weltweite Markteinführung des Laborwassersystems Milli-Q® IQ 7000 bekannt gegeben. Diese mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Verkauf von Opel Stuttgart (ots) - Für General Motors ist der Verkauf ein Armutszeugnis. Nach fast 90 Jahren zieht der US-Konzern die Reißleine: Er stuft die europäische Tochter als Ballast ein. Die Amerikaner haben offenbar keine Fantasie mehr, wie Opel auf Erfolgskurs kommen könnte - eine Marke mit langer Tradition, die vor dem Zweiten Weltkrieg der größte deutsche Autobauer war und später mit Modellen wie dem Kapitän, dem Kadett oder dem Manta Kunden begeisterte. Dass die Rüsselsheimer seit Jahren rote Zahlen schreiben, ist auch auf eine falsche mehr...

  • neues deutschland: Kommentar zu Opel-Verkauf: Ausmisten und durchwischen¶ Berlin (ots) - Es ist März - Zeit für den Frühjahrsputz! Wie gründlich der bei Opel ausfallen wird, muss sich zeigen, aber den ersten Aufräumschritt hat PSA-Chef Carlos Tavares mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages für den dahin-vegetierenden deutschen Autobauer getan. Dass beim gründlichen Durchwischen und Umsortieren mittelfristig Arbeitsplätze und möglicherweise ganze Standorte hinausgekehrt werden könnten, scheint sicher. Derzeit schützen Vereinbarungen der bisherigen Opel-Mutter GM zwar die deutschen Beschäftigten, für die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht