(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Mit reinen Händen, Marktkommentar von Dietegen Müller

Geschrieben am 23-12-2016

Frankfurt (ots) - Rechtzeitig zum Jahreswechsel, mitunter im
Scheine der Kerzen des Weihnachtsbaums, kommt bei manch einem das
Bedürfnis hoch, an die Umsetzung guter Vorsätze zu gehen. Im kurzen
Innehalten fällt der Blick zurück auf ein Jahr, in dem viel erreicht,
aber sicher auch das eine oder andere versäumt wurde. Für Investoren
macht sich die Befindlichkeit zuallererst an der finanziellen
Performance ihrer Assets im Jahresvergleich fest.

Einige Vermögensverwalter haben die vergangenen zwölf Monate aber
auch genutzt, ihre Beteiligungen neu auszurichten; unter dem Argument
des Klimaschutzes hat der norwegische Government Pension Fund Global
vor wenigen Tagen weitere 15 Unternehmen, deren Geschäft in
Zusammenhang mit Kohle steht, aus dem Portfolio ausgeschlossen. Schon
im April wurden 44 Unternehmen verbannt. Damit wird die
Ausschlussliste der Norweger immer länger: Unternehmen mit Bezug zur
Produktion von Streubomben, Nuklearwaffen, Tabak sowie Firmen, die
Menschenrechte und Umwelt schwerwiegend beschädigen, extrem korrupt
sind, in Kriegen oder Konflikten individuelle Menschenrechte
schwerwiegend missachten oder andere fundamentale ethische Normen
besonders schwerwiegend mit Füßen treten, will der weltweit
drittgrößte Staatsfonds nicht im Depot halten.

Auch europäische Gesellschaften wie Airbus, British American
Tobacco, Drax, Norilsk Nickel, Safran oder Swedish Match sind davon
betroffen. Teilweise reichen die Entscheidungen zum Ausschluss schon
mehrere Jahre zurück. Ob sich seither bei einigen Unternehmen etwas
verändert hat, was den Ausschluss rückgängig machen ließe?

Ausgeschlossen

Mit fast 130 betroffenen Adressen unter den rund 8790 Positionen,
die der norwegische Pensionsfonds hält, fällt diese Liste in puncto
Marktkapitalisierung nur wenig ins Gewicht. Die Norweger sind keine
Ethik-Extremisten, aber auch keine Alleingänger. Auch andere
Großinvestoren beachten Fragen des sozial verantwortlichen
Investierens - das Stichwort heißt SRI - oder von Umweltschutz,
Sozialem und Unternehmensführung - ESG. Die Kirche von England legte
sich im Frühjahr etwa mit dem US-Ölriesen ExxonMobil an, was die
Publikation von CO2-Emissionen anbelangt und den Umgang des Konzerns
mit der möglichen Erwärmung der Erde um 2 Grad Celsius.

Die 2-Grad-Frage wird in standardisierter Form bald noch eine
wichtige Rolle für institutionelle Investoren und Unternehmen
spielen. Die nach der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015
gebildete Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)
empfiehlt, dass Unternehmen ein 2-Grad-Szenario und damit verbundene
Chancen und Risiken in ihre Berichterstattung aufnehmen sollen.
Anfang Juli soll der Financial Stability Board (FSB) auf dem
G20-Gipfel einen Bericht dazu vorlegen. Auch der Europäische
Ausschuss für Systemrisiken (ESBR) empfiehlt, die Finanzierung
kohlenstoffintensiver Branchen genauer unter die Lupe zu nehmen, um
daraus erwachsende Risiken für den Finanzsektor früh genug zu
erkennen.

Für Investoren zeichnet sich eine Wende ab: Standardisierte
klimabezogene Daten könnten bald in größerem Umfang vorgelegt werden.
Damit ergeben sich für Institutionelle neue Ansatzpunkte, aber auch
neuer Rechtfertigungsdruck, wie sie ihre Investments steuern.
Taktgeber ist ausnahmsweise Frankreich, wo institutionelle Investoren
seit 2015 verpflichtet sind, offenzulegen, was im Portfolio
geschieht, wenn die Wirtschaft CO2-ärmer würde, und welcher Anteil
der Anlagen in den Umbau der Energieversorgung fließt.

In Deutschland besteht hier trotz bereits vorhandenen Bewusstseins
noch Nachholbedarf. Auf der Retail-Seite ist die Nachfrage nach
sozial verantwortlichen oder umweltbezogenen Anlagestrategien bisher
eher verhalten, ist zu hören. Doch institutionelle Investoren werden
sich aufgrund sich ändernder Regularien zwangsläufig verstärkt damit
befassen. Laut dem European Sustainable and Responsible Investment
Forum (Eurosif), das 2016 europaweit 278 Vermögensverwalter mit 15
Bill. Euro Assets under Management befragt hat, stützen sich deutsche
Adressen vor allem auf den Ausschluss bestimmter Firmen. Nur reine
Hände zu haben, reicht aber nicht. Zu den treuhänderischen Pflichten
zählt immer mehr auch, zu begründen, nach welchen Kriterien in
Produkte oder Unternehmen investiert wird, die nach anerkannten
Standards als sozialverträglich oder umweltverträglich gelten.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

605347

weitere Artikel:
  • Crain Communications Ltd. kündigt Fusion seiner zwei europäischen Unternehmen mit Schwerpunkt Kunststoffbranche an Plastics News Europe soll als neue Firma das Unternehmen in der Kunststoffbranche in ganz Europa vertreten. Detroit (ots/PRNewswire) - Crain Communications Ltd. verkündete heute die Fusion der Leserschaft und Marketingaktivitäten seiner Unternehmen Plastics News Europe und Plastics & Rubber Weekly. Bisher bediente Plastics News Europe vornehmlich das europäische Festland und Plastics & Rubber Weekly das Vereinigte Königreich. Ab dem 1. Januar wird Plastics News Europe als repräsentative Marke des Unternehmens in ganz mehr...

  • relayr gibt strategische Übernahme von Proximetry bekannt Boston, Massachusetts / Berlin (ots) - relayr übernimmt Proximetry, einen Anbieter für IoT-Softwarelösungen für umfassendes Gerätemanagement relayr, der Anbieter einer globalen Plattform für das Internet der Dinge (IoT), hat heute seine strategische Übernahme von Proximetry bekannt gegeben. Mit diesem Schritt plant das Unternehmen, seine Initiativen im Hinblick auf das industrielle IoT voranzutreiben und seine End-to-End-Technologieplattform zu vergrößern. Gleichzeitig sollen seine innovativen Lösungen nun neben den Bereichen mehr...

  • International Signs and LED Exhibition (ISLE) 2017 in Guangzhou zeigt Spitzenprodukte für die Werbebranche Ausstellungsbereiche für Werbeschilder, Leuchtkästen und Displays, Gravur- und Biegemaschinen und Tintenstrahldrucker Guangzhou, China (ots/PRNewswire) - Die International Signs and LED Exhibition (ISLE) 2017 öffnet vom 15.-18. Februar 2017 in Bereich B des Canton Fair Complex ihre Türen. Zu den Ausstellern zählen mehr als 1600 Weltmarktführer, darunter HP, Epson, Mutoh, Keundo und Teckwin. Die ISLE 2017 präsentiert Ausstellungsbereiche für Werbeschilder, Leuchtkästen und Displays, Gravur- und Biegemaschinen und Tintenstrahldrucker. mehr...

  • Enigma Software Group reagiert auf Inkompatibilität mit Malwarebytes Clearwater, Florida (ots/PRNewswire) - Enigma Software Group USA, LLC ("ESG") begann seine Kunden zu informieren, dass Malwarebytes Inc., der Hersteller von Malwarebytes Anti-Malware ("MBAM") und AdwCleaner, nach Meinung von ESG aus Konkurrenzgründen absichtlich mit dem Blockieren der Installation und des Betriebes der ESG-Programme SpyHunter und RegHunter begonnen hat. Der Schritt von Malwarebytes führte zu sofortiger Inkompatibilität von SpyHunter oder RegHunter mit MBAM auf demselben PC. Unabhängige Zertifizierungsgruppen mehr...

  • VW Skandal - 1000 Klagen eingereicht, hunderte Klagen gegen die Volkswagen AG Lahr (ots) - Die Kanzlei Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH wird zum Jahresende 2016 die 1000. Klage im VW Abgasskandal erheben. Nicht alle Klagen richten sich gegen die Volkswagen AG. Die Kanzlei hat bundesweit bei verschiedenen Landgerichten zahlreiche Klagen nicht nur gegen Händler, sondern auch direkt gegen die Volkswagen AG eingereicht. Mit den Klagen verfolgen die Geschädigten des VW Abgasskandals unterschiedliche Ziele. So fordern zahlreiche Geschädigte die Neulieferung eines neuen Fahrzeugs aus der neuen Serienproduktion, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht