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CARE-Studie: Verzweifelte Strategien gegen den Hunger in Mosambik/ Frauen und Mädchen berichten von Überlebensstrategien wie Prostitution und Kinderheirat

Geschrieben am 15-11-2016

Bonn/Maputo (ots) -

Sperrfrist: 15.11.2016 17:30
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Frauen und Mädchen in Mosambik haben der bereits seit zwei Jahren
andauernden Dürre kaum noch etwas entgegenzusetzen. Das ist das
Ergebnis einer CARE-Studie, die in der Provinz Inhambane erhoben
wurde. Die aktuelle Dürre ist die schlimmste seit 35 Jahren,
ausgelöst durch ein besonders starkes El Niño-Phänomen, das im
Zusammenhang mit der globalen Erwärmung steht.

Die Studie zeigt: Bis zu 80 Prozent der Familien können demnach
nur noch ein oder zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Geschätzte
zehntausende Kinder leiden unter akuter Mangelernährung. Besonders
schwierig ist die Situation für junge Mädchen, die Dürren dieses
Ausmaß bisher noch nicht erlebt haben. "Häufig bereits selbst Mütter
wissen sie kaum, wie sie ihre Kinder versorgen können", berichtet
Marc Nosbach, CARE-Länderdirektor in Mosambik. Vor allem Mädchen
müssen zudem die Schule verlassen, um ihre Eltern beim Wasserholen zu
unterstützen. "Dafür benötigen sie bis zu sechs Stunden am Tag", so
Nosbach.

Aus purer Verzweiflung prostituieren sich zunehmend Frauen und
Mädchen für Geld und Essen, um ihre Familien zu versorgen. Laut der
CARE-Studie steigt auch die Anzahl an Kinderehen. Familien versuchen
so, ihre Mädchen außer Hauses versorgt zu wissen und mit der Mitgift
ihre jüngeren Kinder ernähren zu können. "Bei unseren Befragungen
fanden wir auch heraus, dass an belebten Orten wie Wasserstellen
bereits elf- oder zwölfjährige Mädchen von älteren Männern weggelockt
werden", berichtet Marc Nosbach. "Sie versprechen ihnen Essen und
Geld. Einige der Mädchen stellen hinterher fest, dass sie schwanger
sind, und werden von ihrer Gemeinde und ihrer Familie ausgegrenzt."

Die CARE-Studie zeigt auch, dass Gemeinden besser auf die
Dürremonate vorbereitet sind, wenn sie etwa neue landwirtschaftliche
Methoden anwenden, verbessertes Saatgut und alternative
Einkommensmöglichkeiten nutzen. "Wir wissen, dass die Anpassung an
den Klimawandel unsere stärkste Waffe im Kampf gegen die verheerenden
Auswirkungen der Dürre ist. CARE fordert die internationale
Gemeinschaft und die Entscheidungsträger bei der aktuellen
UN-Klimakonferenz in Marokko dazu auf, ausreichend finanzielle Mittel
für die Anpassung an den Klimawandel und Widerstandsfähigkeit der
betroffenen Gemeinden bereitzustellen. Andernfalls werden mühsam
erzielte Fortschritte wieder rückgängig gemacht und es wird Unsummen
kosten, bis sich diese Gemeinden von den Auswirkungen erholt haben",
so Nosbach.

Weitere wichtige Ergebnisse der Studie:

- Es lässt sich ein neuer Migrationstrend feststellen. Viele
Männer, die üblicherweise in Südafrika für einige Zeit in den Minen
und auf Farmen arbeiten, können aufgrund der Auswirkungen der Dürre,
die auch das Nachbarland stark getroffen hat, nicht ausreichend Geld
an ihre Familien zurückschicken. Daher verlassen nun auch viele
Frauen ihre Dörfer, um anderswo Arbeit zu finden. Kinder werden
häufig in Obhut der Großeltern gelassen.70 Prozent der Männer und
Frauen gaben als Gründe für ihre Auswanderung mangelndes Essen und
Trinkwasser an. - Alte und neue Überlebensstrategien haben
weitreichende Folgen für die Umwelt und Gesundheit der Menschen:
Viele Familien beginnen mit der Produktion und dem Verkauf von
lokalem Bier, um Geld zu verdienen. Manche ernähren ihre Kinder unter
anderem mit Bier, um deren Hunger zu lindern. Bereits vor der Dürre
beinhalteten die Anpassungsstrategien saisonale Migration und die
Produktion von Holzkohle, die CO2-intensiv ist. - Frauen und Mädchen
haben auch weniger Wasser für ihre Monatsblutung zur Verfügung.
Traditionell als Damenbinden verwendetes pflanzliches Material ist
rar geworden. Viele Frauen und Mädchen können sich keine industriell
hergestellten Binden leisten und weichen deswegen auf rauere Blätter
oder Sandpäckchen aus.

CARE arbeitet seit 1984 in Mosambik. Als Teil eines
internationalen Zusammenschlusses von Hilfsorganisationen will CARE
insgesamt 500.000 Menschen in den von der Dürre am schlimmsten
betroffenen Gemeinden erreichen. Dabei liegt der Fokus auf der
Stärkung von Frauen und Mädchen. CARE unterstützt mit
Essensgutscheinen, repariert und baut Wasserleitungen. Außerdem
arbeitet CARE in den betroffenen Regionen mit Familien zusammen, um
die Produktivität der Saat zu erhöhen, und bringt Kleinbauern moderne
landwirtschaftliche Verfahren bei. CARE unterstützt darüber hinaus
Kleinspargruppen, die alternative Einkommensquellen ermöglichen und
ganze Dörfer widerstandsfähiger gegenüber Klimawandel und
Naturkatastrophen machen.

ACHTUNG REDAKTIONEN: Marc Nosbach (deutschsprachig) steht für
Interviews zur Verfügung.

Ein Factsheet mit den wichtigsten Ergebnissen der Studie finden
Sie hier: https://www.care.de/fileadmin/user_upload/Presse/Publikatio
nen/Hope_Dries_Up_Factsheet_El_Nino_in_Mozambique.pdf



Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Sabine Wilke
Telefon: 0228 / 97563 46
Mobil: 0151 / 147 805 98
E-Mail: wilke@care.de

Original-Content von: CARE Deutschland-Luxemburg e.V., übermittelt durch news aktuell


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