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Angriff der Windenergie-Lobby auf Artenschutz - NABU entlarvt Lobby-Studie zu Rotmilan und Mäusebussard

Geschrieben am 06-04-2016

Berlin (ots) - Anlässlich der für den morgigen Donnerstag
angekündigten Studie "Windenergie und Rotmilan - Ein Scheinproblem"
des Schweizer Ingenieurbüros KohleNusbaumer kritisiert der NABU den
Versuch von Teilen der Windenergie-Branche, mit unhaltbaren Aussagen
den Eindruck zu erwecken, dass ein Konflikt zwischen Windenergie und
dem Schutz von Greifvögeln gar nicht existiert.

"Der NABU ist enttäuscht von der mangelnden Bereitschaft von
Teilen der Windenergie-Branche, ein real existierendes
Artenschutzproblem anzuerkennen und gemeinsam an sinnvollen, von
geltendem Recht gedeckten Lösungen für eine naturverträgliche
Energiewende zu arbeiten. Stattdessen hofft man, mit dieser
Vogel-Strauß-Taktik einfach weitermachen zu können wie bisher.
Verstöße gegen das Artenschutzrecht werden durch Wegdiskutieren des
Problems aber nicht geheilt und haben vor Gericht keine Chance",
sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Greifvögel, wie der weltweit bedrohte und vor allem in Deutschland
heimische Rotmilan, gehören zu jenen Arten, die am meisten durch
Kollisionen mit Windrädern gefährdet sind. Dieses Problem ist
wissenschaftlich hinlänglich belegt. Es muss, genau wie andere
naturschutzfachliche Belange, von der Branche anerkannt und bei der
Planung von Vorranggebieten und jedes einzelnen Windrads
berücksichtigt werden. Andernfalls ist der dringend erforderliche
naturverträgliche Ausbau der Windenergie nicht möglich.

Erst im vergangenen Jahr wurde im sogenannten "Helgoländer Papier"
der Länderarbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwarten der
aktuelle Stand der Wissenschaft zur Gefährdung von Vögeln durch
Windkraft an Land zusammengestellt. Für die betroffenen Arten
empfiehlt das Papier fachlich fundierte Mindestabstände zwischen
windkraftsensiblen Vogelvorkommen und Windenergieanlagen. Diese
Angaben dienen auch den Gerichten als fachliche Messlatte. Die nun
vorgestellte Studie des Büros KohleNusbaumer und andere durch die
Windenergiebranche in den letzten Monaten gestreute Dokumente sollen
suggerieren, dass die weltweit anerkannte Gefährdung von Greifvögeln
durch Windenergie nicht existiert. So erhofft sich ein Teil der
Branche, die Windenergie ausbauen zu können, ohne Rücksicht auf den
Artenschutz und in der Praxis bewährte Regeln wie das Helgoländer
Papier nehmen zu müssen.

"Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese Studien schnell als
interessengeleitete Lobby-Papiere. Hier werden selektiv ausgewählte
Fakten aus nicht vergleichbaren Quellen in irreführender Weise
vermengt. So schafft es der Autor beispielsweise, einen
deutschlandweit leicht zurückgehenden Rotmilanbestand in einen
dramatischen Bestandsanstieg umzudeuten. Fakt ist allerdings: Der
Rotmilan nimmt zwar in der Heimat des Autors, also in der Schweiz,
zu. Doch die Schweiz ist auch weitgehend windenergiefrei. In
Deutschland hingegen nimmt der Rotmilan nur im bisher windkraftarmen
Südwesten zu, während seine Bestände im windkraftreichen Norden und
Osten Deutschlands zurückgehen", so NABU-Vogelschutzexperte Lars
Lachmann.

Eine 2013 im Fachblatt Journal for Nature Conservation
veröffentlichte wissenschaftliche Untersuchung berechnete, dass
allein im Land Brandenburg jährlich vermutlich um die 320 Rotmilane
an Windkraftanlagen tödlich verunglücken. Für ganz Deutschland muss
bei einem aktuellen Brutbestand von 12.000 bis 18.000 Paaren
entsprechend von über 1.000 Todesfällen pro Jahr ausgegangen werden.
In Regionen mit vielen Windenergieanlagen wird damit bereits heute
die Grenze der Belastbarkeit der Population erreicht. Umso wichtiger
ist es dafür zu sorgen, dass neue Windräder nur dort gebaut werden,
wo keine erhöhte Tötungsgefahr besteht.

Für den wesentlich häufigeren Mäusebussard ist nach den
Ergebnissen einer neuen, vom Bundeswirtschaftsministerium
finanzierten Studie sogar mit 10.000 bis 12.500 kollidierten Vögeln
pro Jahr zu rechnen. Dies kann in bestimmten Regionen ebenfalls zu
einem Zusammenbruch der Bestände führen, wie er beispielsweise in
Schleswig-Holstein bereits zu beobachten ist.

NABU-Faktencheck zur Studie "Windenergie und Rotmilan - Ein
Scheinproblem": https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/energie
/wind/160406-nabu-faktencheck-rotmilan-und-windenergie.pdf



Pressekontakt:
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel. 030-284984-1620, mobil:
0172-9108275, E-Mail: Lars.Lachmann@NABU.de


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