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Börsen-Zeitung: Die Zuversicht schwindet, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 05-02-2016

Frankfurt (ots) - Wohl dem, der zum Jahreswechsel gegen den Strom
geschwommen ist und stärker auf Staatsanleihen als auf die hoch
favorisierten Aktien gesetzt hat. Denn gemessen an den in den meisten
Investmentausblicken auf das laufende Jahr getroffenen Aussagen über
die relative Attraktivität von Aktien und Anleihen haben die Märkte
in den ersten fünf Wochen für eine faustdicke Überraschung gesorgt.

Wird der entsprechende GRex-Anleihenindex zugrunde gelegt, konnten
Investoren mit zehnjährigen Bundestiteln einen Ertrag von 3,2%
einfahren. Ähnlich gut sind die Ergebnisse, die mit anderen
vermeintlich sicheren Anlagen wie Gold, das in US-Währung um 8,8%
gestiegen ist, gearbeitet haben. Sogar der Yen profitierte mit einer
Aufwertung zum Dollar um 2,7% von der Flucht in Sicherheit, und das,
obwohl die japanische Zentralbank die Einführung von Negativzinsen
angekündigt hat.

Dagegen haben Risiko-Assets wie Credits, Rohstoffe wie
insbesondere Öl und Industriemetalle sowie nicht zuletzt Aktien
bislang das Nachsehen. Einen negativen Ertrag von 13,6% haben Anleger
mit dem Dax, der am Freitag bei 9286 schloss, seit Jahresbeginn
erwirtschaftet. Zuletzt sorgte hier die Befestigung des Euro für
zusätzlichen Druck. Ferner haben in den zurückliegenden Tagen
zunehmende Befürchtungen über eine deutliche Abkühlung der
Weltwirtschaft belastet. Schon seit längerem grassiert die Sorge,
dass die US-Wirtschaft, deren Konjunkturzyklus sich in einem sehr
fortgeschrittenen Stadium befindet, auf eine Rezession zusteuern
könnte. Enttäuschende Daten wie deutlich fallende Auftragseingänge
haben diese Ängste zuletzt zusätzlich geschürt. Der amerikanische
Arbeitsmarktbericht vom Januar hat in dieser Hinsicht am Freitag
keine neuen Erkenntnisse gebracht, sondern bot ein gemischtes Bild.

Die Zahl der neu geschaffenen Stellen blieb hinter den Erwartungen
zurück; hinzu kam eine Abwärtsrevision der Dezember-Zahl.
Andererseits ist die Arbeitslosenrate auf 4,9% gesunken, anstatt wie
erwartet bei 5% zu verharren, und die Löhne sind deutlich stärker
gestiegen als zuvor angenommen.

Unterdessen schwindet bei den Bankenstrategen zunehmend die
Zuversicht für die Aktienmärkte. Am Freitag erklärte die Commerzbank,
dass sie ihr Ultimo-Ziel für den Dax von 12.600 auf 11.200 Punkte
gesenkt hat. "Seit unserem Dax-Ausblick Anfang Dezember haben sich
einige Faktoren ungünstiger entwickelt als damals erwartet", so das
Institut. So setze der Einbruch des Ölpreises den US-Markt für
Hochzinsanleihen und den globalen Bankensektor unter Druck. Zudem
belaste die Aufwertung des Euro insbesondere gegenüber dem britischen
Pfund, dem Renminbi und anderen Emerging-Markets-Währungen die
Dax-Exportunternehmen.

Und auch das Wachstum in den USA, ein wichtiger Exportmarkt für
die Dax-Werte, habe sich abgeschwächt. Das neue Indexziel ergibt sich
aus einer Senkung der Prognose für die Dax-Unternehmensgewinne für
dieses Jahr um 5% und einer Reduktion der KGV-Prognose
(Kurs-Gewinn-Verhältnis). Sie wurde unter Hinweis auf das schwächere
weltweite Wachstum von 14 auf 13 gesenkt. "Kurzfristig könnte der Dax
in einem turbulenten ersten Quartal zwischen 8.800 und 10.000
schwanken. Doch mittelfristig halten wir ein negatives Dax-Szenario
wie im Jahr 2008 für unwahrscheinlich, da einige Faktoren weiter
positiv sind", so das Institut unter Hinweis auf ein starkes Wachstum
der Geldmenge M1 und niedrige Energiepreise. "Im aktuellen
Niedrigzinsumfeld erwarten wir wieder einen steigenden Dax, sobald
sichtbar wird, dass sich der Ölpreis stabilisiert und es in China
keinen Crash der Wirtschaft gibt."

Auch die BayernLB äußerte sich skeptischer. Alles in allem könnten
die Konjunkturdaten derzeit nicht den nötigen Katalysator für eine
nachhaltigere Erholung liefern. Unterstützende Einflüsse auf die
Aktienmärkte seien am ehesten von den Notenbanken zu erwarten. Zudem
hätten sich die Bewertungen wieder normalisiert, und Investoren seien
nicht mehr so offensiv positioniert wie zuvor. "Entwickelt sich die
Weltwirtschaft weiter stabil, was unserem Basisszenario entspricht,
eröffnet dies auf Jahressicht Erholungspotenzial. Auf Sicht der
nächsten Wochen bleiben wir vor dem Hintergrund der noch rückläufigen
Entwicklung der konjunkturellen Frühindikatoren jedoch noch defensiv
positioniert. Aufgrund der zahlreichen bestehenden Risikofaktoren
sehen wir auch die Risiken für unsere Aktienmarktprognosen derzeit
nach unten gerichtet." Noch erwartet das Institut den Index in sechs
Monaten bei 10.800 und in zwölf Monaten bei 11.600 Punkten.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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