(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum 5000-Euro-Limit

Geschrieben am 03-02-2016

Bielefeld (ots) - Ich habe nachgezählt. In meinem Portemonnaie
sind derzeit 63,54 Euro. Das ist aktuell einiges weniger als die 103
Euro, die der durchschnittliche Deutsche an Bargeld mit sich
herumträgt. Wie viel ist es bei Ihnen? Das geht die Zeitung nichts
an? Recht haben Sie! Zur grundgesetzlich geschützten Freiheit gehört,
dass nicht jeder weiß, was der andere mit seinem Geld macht. Zwar
geben Millionen mit ihrer Teilnahme an Deutschland-Card, Payback,
BSW, Paypal, ClickandBuy und anderen Programmen diese Informationen
freiwillig preis. Aber noch ist keines der Systeme allumfassend.
Deutsche sind im Vergleich zu anderen Nationen besonders
widerständig, was den Verzicht auf Bargeld betrifft. Kartenzahlungen
haben erst einen Anteil von etwa 20 Prozent. Natürlich spielt auch
der größere Aufwand eine Rolle. Doch muss die Liebe zum Bargeld
hierzulande größere Wurzeln haben. Sonst wären nicht noch immer fast
13 Milliarden D-Mark irgendwo in Ställen, Schränken oder Kopfkissen
versteckt. In jüngster Zeit aber häufen sich die Versuche, den
Deutschen einzureden, wie unbequem Münzen und Scheine seien. Die
Händler in der Stadt Kleve spielen den Vorreiter bei dem Versuch,
zunächst die Ein- und Zwei-Cent-Stücke aus dem Verkehr zu ziehen.
John Cyran, der neue Deutsche-Bank-Chef, erklärt Bargeld zum
Auslaufmodell und setzt es sozusagen auf die »Rote Liste«. Und nun
will die Bundesregierung auch noch Barzahlungen in der Höhe
begrenzen. Schon fragt man sich nach dem nächsten Schritt. Eine
Dokumentationspflicht für alle Zahlvorgänge? Oder eine Begrenzung des
privaten Bargeldbestandes? Schließlich ist die jetzt anvisierte
Obergrenze von 5000 Euro relativ leicht zu umgehen - in dem aus
einem Bezahlvorgang für ein Auto, eine Küche oder ein großes
Familienfest zwei oder drei gemacht werden. Vorteile von einem Limit
erhofft sich der Staat. Wenn nur bargeldlos bezahlt wird, können
neben der Beute aus Verbrechen auch Einnahmen aus Schwarzarbeit
nicht mehr so einfach in den Geldkreislauf eingebracht werden. Das
freut Innen- und Finanzminister. Und es stimmt: Wo Freiheit herrscht,
gibt es die Gefahr des Missbrauchs. Für den Handel bedeutet
bargeldloses Bezahlen weniger Aufwand, weniger Personal - und
weniger Kosten. Vorteile erhoffen sich nicht zuletzt aber die
Banken. Wenn die Guthabenzinsen gegen Null gehen, gibt es
eigentlich keinen Grund mehr, Geld noch zu den Geldinstituten zu
tragen. Hinzu kommt, dass sie nur bei bargeldlosen Zahlungen
verdienen. Und schließlich zeigt die Entwicklung in den USA, wo
viele gleich mehrere Kreditkarten besitzen, dass Geld umso
leichter aus der Hand gegeben wird, als das Fehlen im Portemonnaie
nicht sofort festzustellen ist. Der private Schuldenberg in den USA
von zwölf Billionen Dollar, der 2007 den Ausbruch der
Weltfinanzkrise mitverantwortet hat, sollte Warnung genug sein.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

584542

weitere Artikel:
  • Börsen-Zeitung: Die M&A-Chemie stimmt, Kommentar zur Milliarden-Offerte für Syngenta von Norbert Hellmann Frankfurt (ots) - Die Offerte des Staatsriesen Chemchina für den Agrarchemiekonzern Syngenta über rund 40 Mrd. Euro verheißt den bislang mit Abstand größten Auslandseinkauf eines chinesischen Unternehmens. Er kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Chinas Währung steht erstmals seit langem unter Abwertungsdruck. Auch sieht man sich einer Kapitalabflussproblematik gegenüber. So gesehen ist eine bombastische Auslandsakquisition durch ein chinesisches Staatsunternehmen und ihr Niederschlag in der Devisenflussrechnung eigentlich eher mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Nicht nur Bares ist Wahres - Kommentar von Dirk Neubauer Karlsruhe (ots) - Kritiker, die einen groß angelegten Angriff auf die Privatsphäre und den Datenschutz wittern, sollten mal die Kirche im Dorf lassen. Freiheitsrechte von ehrlichen Bürgern werden doch mit einem Cash-Verbot bei großen Geldsummen nicht eingeschränkt. Wenn es aber nur wenige Kriminelle schwerer haben und womöglich sogar eher von Polizei und Justiz erwischt werden, ist ein 5 000-Euro-Limit bereits gerechtfertigt. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de mehr...

  • Warburg Pincus ernennt Cormac Whelan zum CEO von Mercator Dubai, Vae und London (ots/PRNewswire) - Brancheninnovator übernimmt das Ruder des führenden Unternehmens für Technologie und Managed Services Mercator Solutions ("Mercator"), ein führender Anbieter von technologiegestützten Lösungen für die Reise-, Transport- und Logistikbranchen, der von der führenden, sich in erster Linie auf Wachstumsfinanzierung spezialisierenden Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus unterstützt wird, gab heute die Ernennung von Cormac Whelan zum Chief Executive Officer bekannt. (Logo: http://photos.prnewswire.com/prnh/20150623/225033LOGO mehr...

  • Weser-Kurier: Leitartikel von Peter Hanuschke über das Geld Bremen (ots) - Die Begrenzung von Barzahlungen bis maximal 5000 Euro könnte zum Problem werden - zumindest dort, wo große Summen üblicherweise bar beglichen werden. Doch wen betrifft das schon? Wie groß ist der Kreis derjenigen, die sich auf einer Auktion ein Pferd kaufen, die den Gebrauchtwagen oder den Diamantring cash bezahlen? Die große Mehrheit der Bevölkerung wird auf jeden Fall nicht dazu gehören. Ist der Aufschrei wegen eines Bargeld-Limits gerechtfertigt? Die FDP bezeichnet die 5000-Euro-Grenze beispielsweise gar als Einstieg mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Angriff auf die Freiheit - Leitartikel zum Limit für Barzahlungen Ravensburg (ots) - Wer vor ein paar Jahren bei einem Autokauf das Geld in Bar auf den Tisch legte, machte einen seriösen, solventen Eindruck. EC- und Kreditkarten hingegen standen unter dem Verdacht, man brauche Geld auf Pump. Vergangene Zeiten! Heute will die Bundesregierung das Limit für Barzahlungen auf 5000 Euro begrenzen, offiziell zur Terrorbekämpfung. Doch das eigentliche Ziel ist der gläserne Bürger. Immer wenn große Vokabeln bemüht werden, ist Vorsicht geboten. Die Finanzströme von Terroristen will der Staat vordergründig mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht