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Neue Westfälische (Bielefeld): Weihnachten und Werte Suche nach dem Fundament Carsten Heil

Geschrieben am 23-12-2015

Bielefeld (ots) - Weihnachten 2015. Die Deutschen kaufen Geschenke
für ihre Lieben, genießen das weiterhin milde Wetter, stürzen sich in
Feiern und Weihnachtsmarkttrubel - und haben zunehmend keine Ahnung
von der eigentlichen Botschaft dieses Anlasses. Sie wissen es erst
gar nicht oder haben es verdrängt, dass die heilige Familie bald nach
Jesu Geburt zu Flüchtlingen wurde. Sie floh vor dem Terror des Königs
Herodes nach Ägypten. Das Jesuskind ist einer der prominentesten
Flüchtlinge der Weltgeschichte. Die christlich-jüdische,
abendländische Kultur beruht zu großen Teilen auf den Werten, die
dieser Flüchtling später in seinem Leben geprägt hat: das christliche
Menschenbild, bei dem alle Menschen denselben Wert haben und das uns
zu Barmherzigkeit aufruft. Darauf beruft sich Angela Merkel, wenn sie
sagt: "Wir schaffen das". Deshalb müssen wir es schaffen, die
heutigen Flüchtlinge in Deutschland menschenwürdig zu behandeln. Was
nicht in jedem Fall heißen muss, sie dauerhaft aufzunehmen bis zur
Selbstaufgabe. Im eher linken Selbstverständnis hat sich dazu der
Begriff Solidarität, insbesondere mit den Schwächeren entwickelt.
Auch dabei handelt es sich um existenzielle Werte der westlichen
Zivilisation. Allerdings geht dieses Fundament verloren.
Digitalisierung, und Globalisierung mit der Folge, dass immer mehr
Menschen vereinzeln, die Durchökonomisierung des gesamten Lebens und
der ideologische Angriff auf den grundsätzlichen Sinn von Werten
ließen unsere Grundlagen zerbröseln. Und wem das Fundament, wem
grundsätzliche Überzeugungen und Orientierungen verloren gehen, der
fühlt sich von Neuem bedroht. Eine Gesellschaft, die keine Basis und
keine gemeinsamen Überzeugungen hat, ängstigt sich vor einer Million
Flüchtlingen. Und da im Osten der Republik vor 25 Jahren noch ganz
andere Leitplanken des Lebens (so falsch die auch waren) verloren
gegangen sind, ist dort die Angst vor dem Neuen besonders groß. Nicht
umsonst argumentieren AfD und Pegida mit Werten, die von den
Flüchtlingen in Frage gestellt werden. Was leicht fällt, da die
Zugewanderten überwiegend aus anderen Religions- und
Kulturzusammenhängen kommen, entsprechend in der Tat andere Werte
haben. AfD und Pegida kommen aus einem
Unsicherheits-Konservativismus, der durchaus auch linke Hintergründe
haben kann. Da das Material, aus dem diese Bewegungen ein neues
Fundament legen wollen, letztlich aber eben nicht positive Werte und
Überzeugungen sind - wie der gleiche Wert aller Menschen, den Jesus
gepredigt hat - sondern Angst, entsteht daraus eher Ablehnung und
Verweigerung. Nicht Anpacken und "Wir schaffen das". Weihnachten 2015
kann Anlass sein, neu darüber nachzudenken, welche Werte wirklich
Fundament sein können: Nicht Angst vor Neuem sollte unser Denken und
Handeln bestimmen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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