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In Deutschlands Banken klafft Ergebnislücke von 25 Milliarden Euro / Bain-Studie zur Lage der hiesigen Kreditinstitute

Geschrieben am 16-11-2015

München (ots) - Niedrigzinsen, Digitalisierung und Regulierung
setzen Renditen unter Druck

- Verbesserung der Eigenkapitalausstattung verschärft
Profitabilitätsproblem

- Kluft zwischen rentabelsten und unrentabelsten Banken wächst

- Sparanstrengungen der vergangenen Jahre genügen bei Weitem nicht

- Erstmalige Prognose der Ergebnisentwicklung bis 2025 zeigt
Notwendigkeit zur Senkung der Kosten um 30 Prozent

- Bain prophezeit durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 5
Prozent nach Steuern

Die Lage der Banken in Deutschland bleibt herausfordernd: Trotz
leicht verbesserter Erträge verdienen nicht einmal sechs Prozent der
Kreditinstitute ihre Eigenkapitalkosten. Zwischen der 2014
durchschnittlich erzielten Eigenkapitalrendite von 2,1 Prozent und
den Eigenkapitalkosten von 7,7 Prozent klafft eine Lücke von 5,6
Prozentpunkten. Anders ausgedrückt: Den Banken fehlen 25 Milliarden
Euro Jahresüberschuss nach Steuern, um die Ansprüche ihrer
Anteilseigner bedienen zu können. Zu diesem Schluss kommt die
aktuelle Studie "Deutschlands Banken 2015: Die
25-Milliarden-Ergebnislücke" der internationalen Managementberatung
Bain & Company.

"Diese Ergebnislücke bei den deutschen Banken ist eklatant, und
die Rahmenbedingungen werden sich nicht verbessern", warnt Walter
Sinn, Deutschlandchef von Bain & Company. "Banken, die in Zukunft
erfolgreich sein wollen, müssen jetzt gegensteuern und ihr
Geschäftsmodell anpassen." Dies erfordert auch eine radikale
Verringerung ihrer Kostenbasis von 84 Milliarden Euro in den nächsten
zehn Jahren. Kostensenkungen von 30 Prozent sind möglich. "Die
hiesigen Kreditinstitute müssen deutlich fokussierter, schlanker und
profitabler werden", so Dr. Wilhelm Schmundt, Partner bei Bain &
Company und Bankenspezialist. "Und die Personalkosten sind der mit
Abstand größte Hebel zur Kostensenkung." Dies bedeutet einen weiteren
Abbau von Arbeitsplätzen, der durch Veränderung der Geschäftsmodelle,
durch Automatisierung und Digitalisierung der Geschäftsprozesse sowie
eine Reduktion der organisatorischen Komplexität und der
Wertschöpfungstiefe erreicht werden muss. Die Altersstruktur der
Bankmitarbeiter wird den notwendigen Personalabbau von 125.000
Arbeitsplätzen bis 2025 durch natürliche Fluktuation, Altersteilzeit
und Vorruhestandsregelungen erleichtern. Bain-Schätzungen zufolge
können bis zu 115.000 weitere Arbeitsplätze an Dienstleister und
Servicegesellschaften ausgelagert werden.

Vom eigenen Anspruch weit entfernt

Wie wichtig Kostendisziplin ist, zeigen die gewaltigen
Rentabilitätsunterschiede innerhalb des Bankwesens. Der Abstand
zwischen den ertragsstarken und -schwachen Kreditinstituten hat sich
weiter vergrößert. So erwirtschafteten die 360 rentabelsten Banken
(die obersten 20 Prozent) 2014 eine Eigenkapitalrendite von 4,9
Prozent, während die 360 schwächsten Institute (die unteren 20
Prozent) lediglich auf 1,7 Prozent kamen.

"Die renditestarken Häuser setzen sich immer weiter ab",
analysiert Bain-Deutschlandchef Sinn. "Die Auslese im Markt hat
erkennbar begonnen." Dies zeigt auch der Vergleich der
Institutsgruppen. Die genossenschaftlichen Zentralbanken erzielten
2014 eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 10,0 Prozent und
bilden mit den Direktbanken (9,8 Prozent) sowie den Automobilbanken
(8,1 Prozent) das Spitzentrio. Im Mittelfeld liegen
Spezialfinanzierer, Kreditgenossenschaften, Großbanken, Banken mit
Sonderaufgaben, Landesbanken, Realkreditinstitute und Sparkassen mit
Eigenkapitalrenditen zwischen 1,8 und 4,2 Prozent. Schlusslichter
sind die Bausparkassen sowie die Privatbanken und Vermögensverwalter.

Trotz der im vergangenen Jahr erstmals seit 2011 wieder
gestiegenen Bilanzsumme - um drei Prozent auf 7,64 Billionen Euro -
fiel die Zahl der in Deutschland tätigen Banken auf einen neuen
Tiefstand: Nach 1.843 im Jahr 2013 sind es jetzt nur noch 1.786. Dazu
Bain-Experte Schmundt: "Setzt sich die Konsolidierung mit der
gleichen Geschwindigkeit wie in den letzten 20 Jahren fort, wird die
Anzahl der Banken in zehn Jahren um weitere 550 zurückgehen." 2014
wurden insgesamt 1.100 Filialen geschlossen. Damit stehen bundesweit
noch 30.800 Niederlassungen zur Verfügung. Laut Bain-Prognose werden
insgesamt 11.000 Filialen der Anpassung der Geschäftsmodelle zum
Opfer fallen. Die Zahl der Beschäftigten ging vergangenes Jahr um
5.000 auf 625.000 zurück. In den letzten fünf Jahren wurden bereits
22.000 Arbeitsplätze im deutschen Bankwesen abgebaut.

Mit radikaler Kostensenkung Eigenkapitalrendite verdoppeln

Erstmals hat Bain zudem analysiert, wie sich die Profitabilität
der deutschen Banken in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird.
Insbesondere höheres Eigenkapital, steigende Risikokosten und
Kostenauftrieb durch Inflation werden zusätzlich negativ auf die
Geschäftsergebnisse wirken. Gleichzeitig aber sorgen höhere
Zinserträge und Provisionseinnahmen für Entlastung. Gelingt es den
Banken außerdem, ihre Kosten radikal zu senken, ließe sich die für
2025 erwartete Ergebnislücke von 25 Milliarden Euro zumindest
halbieren. Die Eigenkapitalrendite im deutschen Bankensektor würde
sich mehr als verdoppeln - von heute 2,1 Prozent auf 4,9 Prozent.
Betont Bain-Deutschlandchef Sinn: "Doch trotz aller Anstrengung
bleibt die Rentabilität der Banken in Deutschland damit im Schnitt
unter den Kapitalkosten. Die Konsequenz ist ein harter
Verdrängungswettbewerb. Eine weitere Konsolidierung ist
unausweichlich."

Über die Studie

Die Analyse der Entwicklungen im deutschen Bankenmarkt basiert auf
Daten der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank sowie
den Datenbanken von Bankscope und Hoppenstedt. Sie bilden die Basis
für die detaillierte Analyse der Bilanz- und GuV-Strukturen von
nahezu 1.800 Kreditinstituten in Deutschland. Für die Abschätzung von
Einsparpotenzialen wurden zudem interne Benchmark- und Marktmodelle
verwendet, die in einer Vielzahl von Transformations- und
Kostensenkungsprojekten laufend weiterentwickelt werden. Die Prognose
der künftigen Ergebnislücke ist das Resultat einer Szenarioanalyse,
in die neben historischen Zeitreihen aktuelle Marktdaten von
Bloomberg eingeflossen sind. Bei der Untersuchung von
Konsolidierungstrends wurde auf Daten der nationalen Zentralbanken,
der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und der Weltbank
zurückgegriffen. Darüber hinaus nutzt die Studie Ergebnisse
umfassender Umfragen und Studien von Bain im Bankensektor aus
jüngster Zeit.

Bain & Company

Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.000 Mitarbeiter, 700 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.



Pressekontakt:

Leila Kunstmann-Seik

Bain & Company Germany, Inc.
Karlspatz 1
80335 München

E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com
Tel.: +49 (0)89 5123 1246
Mobil: +49 (0)151 5801 1246


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