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Lausitzer Rundschau: Die Frage nach dem Glück 2015 wird ein Jahr, in dem es um weit mehr als nur um Steuern geht

Geschrieben am 30-12-2014

Cottbus (ots) - Da ist er also, der letzte Tag des Jahres. In
früheren Zeiten wurden an diesem Tag mit viel Lärm, Tanz und
Feuerwerk die bösen Geister des abgelaufenen Jahres ausgetrieben.
Daran werden in der heutigen Nacht die wenigsten denken. Wer glaubt
schon an Gespenster? Silvester hat heute eine andere Funktion. Die
Menschen nehmen Abschied von Problemen, ziehen einen Strich unter die
Widrigkeiten des Jahres 2014. Unter das wohltuende Gefühl des
Beendens mischt sich die Vorfreude auf das neue Jahr, was in der
Silvester-Feierlaune meist rosig aussieht. Zu alledem gesellen sich
die guten Vorsätze: Endlich Dinge zu ändern, die man längst hatte
ändern wollen, vermutlich auch hätte ändern können. Wäre das
Alltagsleben nicht dazwischengekommen. 365 Mal. Silvester ist die
Atempause zwischen den Jahren, die die Gelegenheit bietet,
Vergangenheitslast und Zukunftssorgen gleichermaßen wegzuballern.
Silvester ist eine Barriere im Strom der Zeit, von dem viele Menschen
immer stärker den Eindruck bekommen, dass er wie ein Tsunami über sie
kommt und sie mitreißt, ob sie wollen oder nicht. Doch dieser Sturm,
der so viel Unbehagen auslöst, hat ein Gesicht, das sich immer dann
gut erkennen lässt, wenn der Mensch sich eine Pause gönnt. Silvester
ist also auch eine Gelegenheit, die Dinge, die sich nicht gut
anfühlen, zu benennen. Sie zu identifizieren. Da wäre zum Beispiel
all das, was man mit dem Begriff der Globalisierung umschreibt. Auf
ihr fußt der Reichtum der westlichen Welt. Sie hinterlässt aber bei
vielen Individuen das ungute Gefühl, nicht mehr mitzukommen. Etwas
fühlt sich fremd an. Klar ist: Deutschland gehört zu den großen
Gewinnern der Globalisierung, denn es ist eine große Exportnation,
die ihre Produkte weltweit verkauft. Gleichzeitig kauft Deutschland
als Industrienation weltweit ein, vor allem Rohstoffe, Öl und Gas.
Aber die Globalisierung offenbart sich den wenigsten in abstrakten
Wirtschaftszahlen. Sie begegnet Kunden in einem Geschäft in Berlins
Mitte, wo der Verkäufer nur englisch spricht. Sie taucht in
Schulklasse in Berlin Neukölln auf, wo sich der Deutschunterricht nur
noch schräg anhört. Globalisierung bringt Fremdheit und erschüttert
all jene, die sich vor dem Fremden stärker fürchten, als dass es sie
anzieht: Fremde Sprachen, fremde Umgangsformen, fremde Kulturen, und
dazu fremde Fremde, die aus fremden Kriegsgebieten fliehen oder
einfach nur aus einem weniger reichen Land kommen, um ihr Glück zum
Beispiel in Dresden, Cottbus oder Berlin zu versuchen. Was zu einem
weiteren Punkt führt, der vielen Unbehagen einflößt. Der
Arbeitsplatz. In der Geschichte der Deutschen hat die Gesellschaft
einen nie gekannten Wohlstand erreicht, der keineswegs
selbstverständlich ist. Nahrungsmittel sind ausreichend da und
preiswert noch dazu. Ein Dach über dem Kopf und warme Kleidung sind
normal. Das Smartphone und der Flachbildschirm gehören zum Standard.
Reisen in ferne Länder zählen schon lange nicht mehr zu den
einmaligen Erlebnissen eines individuellen Menschenlebens. Also alles
gut? Mitnichten. Arbeit und Identität gehen oft auseinander, die
Identifikation geht verloren. Arbeit wird zum Job, der Geld bringt,
aber nicht unbedingt Standesstolz und Selbstverwirklichung beschert.
Letzten Endes geht es um die Sinnfrage, die man an einem
Silvestertag, wenige Stunden vor der Feier, durchaus stellen darf.
Eine Frage, der sich auch die politische Führung dringend annehmen
muss - und zwar möglichst jenseits aller langweiligen
Phrasendrescherei und befreit von ideologischem Kalkül. Wie kommen
die Individuen einer gut organisierten und wohlhabenden Gesellschaft
in einer globalisierten und entzauberten Welt in einen Zustand, der
sich mit dem einfachen Wort Glück beschreiben lässt? Zugegeben, eine
schwierige Frage, die irgendwie lächerlich, fast peinlich klingt.
Eine, die weit über das gewöhnliche Politikgeschäft - Steuer rauf
oder runter, Umgehungsstraße ja oder nein - hinausgeht. Sie zu
beantworten, das ist eine Aufgabe, die die ganze Gesellschaft angeht.
Sie drängt sich auf. 2015 stärker denn je zuvor.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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