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Börsen-Zeitung: Déjà-vu, Kommentar zu Griechenland von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 29-12-2014

Frankfurt (ots) - Kurz vor Jahresende haben die Athener
Parlamentarier den Anlegern einen gehörigen Schrecken eingejagt. Mit
der gescheiterten Wahl des ehemaligen EU-Kommissars Stavros Dimas zum
griechischen Staatspräsidenten stehen nun am 25. Januar
Parlamentswahlen an, aus denen die Linkspartei Syriza als Sieger
hervorgehen dürfte. Syriza lehnt die Übereinkunft mit der Troika ab,
die der Bevölkerung einen harten Sparkurs zugemutet hat. Damit steht
in Athen ein grundlegender Politikwechsel an.

Dies hat bei einigen Beobachtern alte Erinnerungen sowie die
Befürchtung geweckt, dass die Euro-Krise wieder in voller Stärke
ausbrechen und möglicherweise einem neuen Höhepunkt zustreben könnte.
Wird also die Vergangenheit neu belebt und steht der Eurozone der
zweite, vielleicht schwerwiegendere Teil der Krise bevor?

Bei einer nüchternen Betrachtung der Lage wird klar, dass kein
Rückfall in die schlimmsten Krisenzeiten droht. Dies wird auch an den
Märkten so gesehen, denn extreme Ausschläge gab es am Montag
eigentlich nur bei griechischen Staatsanleihen, deren Renditen in der
Spitze um mehr als 1 Prozentpunkt nach oben schossen, sowie am
Athener Aktienmarkt, der zunächst um fast 11% abstürzte. Bei Euro und
Dax hielten sich die Reaktionen in engen Grenzen. Die Investoren
vermuten also, dass die neue Krise ein weitgehend auf das Land
beschränktes Phänomen bleibt.

Dafür spricht, dass die Banken der Eurozone - im Gegensatz zur
Lage von vor drei Jahren - selbst durch einen Staatsbankrott Athens
kaum mehr in Mitleidenschaft gezogen würden. Sie haben ihre Bestände
an griechischen Staatsanleihen längst abgestoßen. Es ist auch nicht
zu erwarten, dass die Märkte einen Rauswurf oder Austritt
Griechenlands aus der Eurozone als Anfang vom Ende der
Gemeinschaftswährung ansähen. Es dürfte sich dann wohl eher die
Meinung bilden, dass die EU ein Problem loswird.

Letztlich ist auch nicht damit zu rechnen, dass eine
Syriza-Regierung - trotz der aktuellen Rhetorik - auf harten
Konfrontationskurs geht und das Land ins Unglück stürzt. Dafür
spricht, dass sich Syriza gemäß den Meinungsumfragen wohl einen
Koalitionspartner suchen muss, der möglicherweise gemäßigter ist.
Syriza-Chef Alexis Tsipras wird letztlich daran interessiert sein, in
einem neuen Kompromiss die schwierige Lage der griechischen
Bevölkerung zu verbessern. Ein Zerwürfnis mit Brüssel würde hingegen
ganz Griechenland ins Unglück stürzen. Das dürfte auch ihm klar sein.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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