(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Pro und Contra zum Ende der Zugverbindung Hamburg - Breslau

Geschrieben am 12-12-2014

Cottbus (ots) - Pro

750 000 Euro Verlust im Jahr - das ist für ein
Wirtschaftsunternehmen wie die Deutsche Bahn nicht hinnehmbar. Die
Bahn müsste investieren in eine Strecke, die gerade mal 40 bis 60
Leute pro Tag fahren. Ohne Halt von Hamburg nach Breslau - das ist
Luxus. Nur nicht im Fernzug Wawel, der es hinter der polnischen
Grenze kilometerweit nicht über 40 Stundenkilometer schafft, an dem -
wenn man den regelmäßigen Passagieren Glauben schenken darf - ständig
irgendwas kaputt ist. Der Wawel hat seine 150Fahrgäste pro
Zug schon vor langer Zeit verloren, zurück werden sie auch nicht
kommen, wenn der Eurocity schneller fahren könnte, wenn es wieder
einen Speisewagen gäbe. Zu gut ist die Alternative mit dem Fernbus.
Dort gibt es Wlan, Klimaanlage, Heizung. So funktioniert modernes
Reisen. Das Problem: Modernes Reisen funktioniert derzeit nur ab
Berlin. Wer künftig von Cottbus, von Forst oder vom Spreewald aus
nach Breslau fahren will ohne umzusteigen, muss das Auto nehmen. In
zweieinhalb Stunden ist man da. Dass Südbrandenburg fortan vom
internationalen Schienenverkehr abgekoppelt sein wird, ist nicht
schön - aber der Weg nach Berlin ist nicht weit. Wer geschäftlich in
Polen unterwegs ist, nimmt ohnehin gern das Auto. Eine
Alternativroute, wenn auch eine vierstündige, auf Schienen gibt es
über Görlitz. Der Bahn kann niemand vorwerfen, dass sie den Wawel nun
einstellt.

Contra

Die Zahlen stimmen nicht. Der Wawel ist unrentabel. Er wird immer
weniger angenommen. Ab mit ihm aufs Abstellgleis. So einfach kann es
sich die Bahn machen. Es lohnt sich aber, die Kehrseite des
Bummelfahrers und vor allem die politische anzuschauen. Es gab
Zeiten, da war der Wawel richtig gut auf dem Gleis. Der Vorteil des
von Hamburg über Berlin und Cottbus bis Wroclaw durchfahrenden
internationalen Fernzuges wurde sogar mit einem Speisewagen versüßt.
Da hatte die Bahn auch noch keinen Sprinter wie den IRE
Berlin-Hamburg als Konkurrenz auf die Schiene gesetzt. Während sich
rundherum alles modernisierte, Wlan zum Standard wird, musste das
ungeliebte Bahn-Kind Wawel bluten. Speisewagen weg. Service
zurückgefahren. Modernisierung Fehlanzeige - Langsamfahren statt
Gleissanierung. Sicher, all das ist nicht allein der Bahn anzulasten.
Hier kommt die Politik ins Spiel. Denn sie hat es über
deutsch-polnische runde Tische und die Beteuerung der Osterweiterung
der EU auch auf der Schiene nicht hinausgebracht. Den Polen EU-Mittel
für die Sanierung der Gleise zwischen Forst und Wegliniec anzubieten,
ist ebenso wenig gelungen, wie sich auch nur auf eine verbriefte
Trassenführung des Wawel über Forst oder über Horka/Görlitz zu
einigen. Mit dem Begräbnis des Wawel ist dem Süden Brandenburgs ein
Bärendienst erwiesen. Hoffentlich kommt er in neuem Gewand, auf
flotter Schiene bald wieder.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

557308

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Reform mit Spätzünder Düsseldorf (ots) - Stell dir vor, es ist Kassen-Reform und keiner merkt es. Nach diesem Motto gestaltet sich die Reform 2015, die auf den Namen "Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur in der GKV" hört. Viele Bürger werden es zunächst gar nicht spüren, dass der Staat den umstrittenen Sonderbeitrag abschafft und einen ungedeckelten, sozialdemokratisch-einkommensabhängigen Zusatzbeitrag einführt. Alle Kassen werden ihn verlangen, wenn auch in unterschiedlicher Höhe. Für die meisten Versicherten bleibt die Gesamtbelastung zunächst mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Obama und der CIA-Folterskandal Zweierlei Maß Dirk Hautkapp, Washington Bielefeld (ots) - Wenn es einen guten Zeitpunkt gäbe, Barack Obama den Friedensnobelpreis abzuerkennen - dann jetzt. Was der amerikanische Präsident nach der in seinen widerwärtigen Details sprachlos machenden Offenlegung des CIA-Folterskandals aufführt, ist nicht nur hasenfüßig. Sondern einer Führungsnation, die anderen Ländern regelmäßig von hoher Warte aus die Leviten liest, schlicht unwürdig. Mehr als lauwarme Verurteilungen der Verhörpraktiken aus dem Handbuch des Unmenschen sind dem Mann bisher nicht eingefallen. Dabei war mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Mut für Menschen/ Kommentar von Lars Hennemann zum Brand in Vorra Mainz (ots) - Die Flammen von Vorra erinnern uns an Bilder, die wir nie wieder sehen wollten. Gut 20 Jahre nach Lichtenhagen, Mölln und Solingen zeigt sich offenbar, dass der gewaltbereite braune Bodensatz der Gesellschaft einfach nicht verschwindet. Im Gegenteil, wir lassen weiter zu, dass geistige Brandstifter in Parlamenten sitzen und aus Steuergeldern alimentiert werden. Gefährlich wird es immer in Zeiten, in denen rechtsextreme Wirrköpfe glauben können, die Mitte der Gesellschaft zu sein. Die Politik verweist nun auf Pegida. mehr...

  • Kurier am Sonntag: Komentar von Ralf Müller zum CSU-Parteitag Bremen (ots) - Wenn die CSU eines kann, dann ist es, ordentlich auf die Pauke zu hauen. Die CSU sei "die beste Partei der Welt", tönt Generalsekretär Andreas Scheuer. "Wir haben Bayern zu einer Weltmarke gemacht", brüstet sich Parteichef Horst Seehofer. Natürlich soll das auch ein bisschen ablenken. Zum Beispiel davon, dass dem Generalsekretär der "besten Partei der Welt" beim Thema Integration von Ausländern ein Formulierungsschnitzer - wenn es denn einer war - unterlaufen ist, über den die ganze Republik gespottet hat. Das war tatkräftige mehr...

  • stern exklusiv / Edathy outet SPD-Politiker Michael Hartmann als Informanten Hamburg (ots) - Wer hat Sebastian Edathy vor möglichen Ermittlungen gewarnt? Dieser Frage geht seit Monaten ein Untersuchungsausschuss des Bundestags nach, der die Hintergründe der Polit-Affäre beleuchten soll. Der ehemalige SPD-Abgeordnete Edathy hatte frühzeitig davon erfahren, dass dem Bundeskriminalamt (BKA) ein brisantes Dokument vorlag: eine Liste deutscher Kunden, die bei einer kanadischen Firma Bilder oder Filme nackter Minderjähriger bestellt hatten. Auf dieser Liste stand auch Sebastian Edathy. Gegenüber dem Hamburger mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht