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Offener Brief an die EU-Bildungsminister

Geschrieben am 14-10-2014

Brüssel (ots/PRNewswire) -

Sehr geehrte Minister,

als Interessenwahrer für Europas kommende Generationen ist Ihnen
sicherlich bewusst, dass Kinder bereits im frühen Alter ab 7 Jahre
einen entscheidenden Punkt in ihrer Entwicklung erreichen, an dem sie
die wichtigen Lebenskompetenzen Lesen, Schreiben und grundlegende
Mathematik erlernen. Um allerdings in der digitalen Wirtschaft und
Gesellschaft von morgen erfolgreich sein zu können, sollten sie
zusätzlich auch das Programmieren erlernen. Und dies ist bei vielen
leider nicht der Fall.

Ganz davon abgesehen, dass Europa zweifelsohne mehr Informatiker
und Programmierer braucht, wenn es erfolgreich und wettbewerbsfähig
bleiben will - die Anzahl von unbesetzten IKT-Stellen in Europa wird
bis 2020 schätzungsweise auf 900.000 ansteigen -, ist die Fähigkeit
zu programmieren kein reiner Selbstzweck der Branche. Und sie ist bei
Weitem auch nicht nur für "Computerfreaks" interessant oder für
Menschen, die eine IKT-Karriere anstreben. Eine Vielzahl attraktiver,
kreativer Berufe erfordert ein gewisses Mass an
Programmierfähigkeiten. Ob für die Analyse von Gesundheitsdaten, die
Entwicklung von Sicherheitssoftware oder zur Erstellung von
Spezialeffekten für Filme - Programmierfähigkeiten sind der rote
Faden, der Europas Berufe von Morgen durchzieht.

Verbreitung und Niveau des Programmierunterrichts in Europa lassen
jedoch nach wie vor zu wünschen übrig. Das Programmieren ist einfach
zu erlernen, wird jedoch im Allgemeinen nicht in der Schule
unterrichtet. Nur 20 % der europäischen Schulkinder gehen auf
Schulen, die es sich offiziell zur übergreifenden Aufgabe gesetzt
haben, den Einsatz von IKT in allen Fächern abzudecken. Allzu häufig
gelten IKT- und Computerfähigkeiten als Nischenqualifikationen, die
wenig mit anderen grundlegenden akademischen Tätigkeiten zu tun
haben. In Europa erhalten weniger als 15 % der Schüler Zugang zu
einem weiterführenden IKT-Unterricht, der ihnen dabei helfen würde,
solche "Kompetenzen für das 21. Jahrhundert" zu entwickeln wie
Zusammenarbeit, Selbstkontrolle oder Problemlösung.

Im Sommer dieses Jahres haben die Kommissarin für die digitale
Agenda, Neelie Kroes, und die Kommissarin für allgemeine und
berufliche Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla
Vassiliou, gemeinsam dazu aufgerufen, Programmieren in allen
europäischen Schulen zu unterrichten. Mit Initiativen wie der "EU
Code Week", bei der Europäer jeden Alters dazu eingeladen werden, zu
entdecken, was hinter den Apps und Geräten steckt, die täglich
verwenden, haben sie bewundernswerte Pionierarbeit zur Überwindung
digitaler Wissenslücken geleistet, und wir gehen fest davon aus, dass
ihre Nachfolger den von ihnen eingeschlagenen Weg fortsetzen werden.

Einige europäische Länder haben sich des Problems bereits
angenommen. Erst vor wenigen Wochen fanden englische Schulkinder nach
der Rückkehr aus den Sommerferien ein neues Fach auf ihrem
Stundenplan vor: Informatik. Anstatt zu lernen, Computer für
Textverarbeitung oder zur Erstellung einer Präsentation zu verwenden
- was Bestandteil des alten IKT-Lehrplans war -, lernen Kinder ab
einem Alter von fünf Jahren nun über Algorithmen, Programmierung und
Informationsverarbeitung.

Doch sogar in England ergab eine Umfrage unter Lehrern, dass zwei
Drittel der Ansicht sind, nicht genug Unterstützung von ihrer
Regierung zu erhalten, um den Lehrplan umsetzen zu können.

Lehrer haben die Macht, Leidenschaften zu entfachen und
Inspiration für neue Ideen zu liefern. Und sie nehmen begeistert neue
Technologien an und brennen darauf, digitale Fertigkeiten in ihren
Klassenzimmern zu fördern. Sie erhalten jedoch nur wenig bis
überhaupt keine strukturierte IKT-Ausbildung.

Um in den Schulen zukunftsfähige digitale Fertigkeiten vermitteln
zu können, müssen Europas Lehrer von den neuen Lehrplänen überzeugt
sein und gut über sie Bescheid wissen. Hierfür wäre ein Ansatz auf
zwei Ebenen sinnvoll: Programmieren muss als Unterrichtsfach
etabliert werden, und wir müssen dafür Sorge tragen, dass bereits im
Vorfeld langfristige begleitende Ausbildungsprogramme und
Unterstützungssysteme entstehen. Denn selbstsichere Lehrer
inspirieren Selbstsicherheit im Klassenzimmer.

Wir erkennen dabei auch an, dass wir als Branche unseren Beitrag
leisten müssen. Bei der Vorstellung des Programms "Grosse Koalition
für digitale Jobs" im März 2013 machte Kommissarin Kroes klar, dass
die digitale Revolution in Europa nicht ohne den Beitrag von
Technologieunternehmen stattfinden kann. Und wir stimmen zu. Dies ist
der Grund, warum wir als das Netzwerk europäischer
Bildungsministerien in Partnerschaft mit European Schoolnet stolz
darauf sind, Europas erste Programmierplattform* ins Leben zu rufen,
die Schülern, Lehrern, Entwicklern und allen, deren Neugier fürs
Programmieren geweckt ist, die Möglichkeit bietet, auf Ressourcen,
Schulungen und Informationen zu örtlichen Programmierclubs
zuzugreifen.

Doch wir müssen über die Grenzen der IKT-Branche hinausgehen. Der
Weg des Programmierens steht allen offen, die dabei helfen möchten,
Europas Angebot an digitalen Fertigkeiten zu fördern und zu
entwickeln. Es ist unbestreitbar, dass Europas Berufstätige von
morgen mit beiden Beinen fest in der digitalen Arena stehen müssen -
und jeder, der bei diesem zwangsläufig langfristigen Vorhaben einen
Beitrag leisten kann, ist willkommen, den Weg gemeinsam mit uns zu
beschreiten.

Wir können nicht sicher wissen, wie der europäische Arbeitsmarkt
in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Aber als Experten in unserem
Bereich sind wir es der europäischen Jugend schuldig, ihr beim Erwerb
der für eine erfolgreiche Zukunft notwendigen Fähigkeiten behilflich
zu sein - unabhängig von ihrem konkreten Lebensweg.

Hochachtungsvoll,

Stephen Collins Vice President Corporate Affairs EMEA Microsoft

Erika Mann Managing Director, Brüssel Facebook

Manuel Kohnstamm Chief Policy Officer und Senior Vice-President
Regulatory and Public Policy Liberty Global

Peter Vesterbacka Mighty Eagle Rovio

Andreas Tegge Head Global Government Relations SAP

*Beim Weltwirtschaftsforum 2014 rief Kommissarin Neelie Kroes
Privatwirtschaft, Vertreterorganisationen und Sozialpartner dazu auf,
die "Erklärung von Davos" zur Grossen Koalition für digitale Jobs zu
unterstützen. Eine der drei konkreten Forderungen dieser Erklärung
war, zur Modernisierung des europäischen Bildungssystems beizutragen,
um zu gewährleisten, dass kein Schüler die Schule ohne grundlegende
IKT-Fertigkeiten verlässt.

Wir, die Unterzeichner, folgen diesem Aufruf und haben uns in
Zusammenarbeit mit European Schoolnet und der Unterstützung von
Code.org entschieden, eine europäische Plattform ins Leben zu rufen,
die qualitativ hochwertige lokalisierte Unterrichtsressourcen für das
Programmieren bereitstellt.

Dies ist ein wichtiger Schritt beim Aufbau eines einheitlichen
Ansatzes für die Ausbildung digitaler Fertigkeiten in Europa, und wir
hoffen, damit ein grosses Spektrum an Interessenvertretern dazu
bewegen zu können, das Programmieren als neue grundlegende Fertigkeit
für alle Europäer sowie als wichtiges Element in Schullehrplänen und
ausserschulischen Aktivitäten anzuerkennen.



Pressekontakt:
Kontaktdetails: Valentina Garoia, Kommunikations- und
Pressebeauftragte, European Schoolnet, Rue de Trèves 61, B-1040
Brüssel,
Tel.: +32-(0)2-790-75-36 Mobil: +32-(0)488-49-52-46


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