(Registrieren)

Umweltverband BUND fordert, Ceta nicht zu ratifizieren und TTIP zu stoppen: "Freihandelsabkommen überschreiten rote Linien"

Geschrieben am 01-10-2014

Berlin (ots) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat die Bundesregierung aufgefordert, das zwischen der EU und
Kanada ausgehandelte Freihandelsabkommen Ceta (Comprehensive Economic
and Trade Agreement) nicht zu unterzeichnen und die Verhandlungen zum
EU-USA-Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment
Partnership) zu stoppen. Beide Abkommen gefährdeten bestehende
Umwelt- und Verbraucherschutzstandards in der Landwirtschaft, der
Lebensmittelproduktion, der Energieversorgung und beim Schutz vor
risikobehafteten Chemikalien.

Besonders kritisch seien Passagen des Ceta-Abkommens, die den
Schutz von Landwirtschaft und Verbrauchern vor gentechnisch
veränderten Organismen in Frage stellten. Aus Sicht des
Umweltverbandes nicht hinnehmbar sei auch der aus Kanada
möglicherweise stattfindende Import klimaschädlicher ölhaltiger
Teersande in die EU. Inakzeptabel sei außerdem die
Schiefergasförderung mittels Fracking, die in Deutschland
insbesondere vom amerikanischen Ölkonzern ExxonMobil vorangetrieben
werde.

"Hinter beiden Freihandelsabkommen stehen vor allem Interessen aus
der Wirtschaft, auf Kosten der Umwelt und der Beschäftigten Wachstum
zu erzeugen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
"Demokratische und umweltpolitische Errungenschaften aus Jahrzehnten
drohen einer fragwürdigen Schimäre von Wachstum und Globalisierung
zum Opfer zu fallen", sagte Weiger. Zwar habe
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angekündigt, das
Freihandelsabkommen zwischen Kanada und der EU ändern zu wollen,
inzwischen gelte der Vertragstext jedoch offiziell als abgeschlossen.

"Es ist in hohem Maße fraglich, ob Gabriel sein Veto gegen private
Schiedsgerichte in den Ceta-Vertrag einbringen wird. Und auch das
wäre nur eine marginale Korrektur an Ceta, der Vertrag bedroht
Umwelt- und Verbraucherschutzregeln grundsätzlich. Nimmt die SPD ihre
Beschlüsse zu TTIP ernst, muss sie Ceta als Ganzes ablehnen", sagte
der BUND-Vorsitzende.

"Auch wenn Merkel, Gauck und Gabriel das Gegenteil behaupten, Ceta
und TTIP bieten zahlreiche Schlupflöcher für Unternehmen, die den
Schutz von Umwelt und Verbrauchern in Europa gefährden. Die roten
Linien, die von der SPD auf ihrem Parteikonvent für die
TTIP-Verhandlungen beschlossen wurden, sind bei Ceta bereits
überschritten. Das gilt insbesondere für die Gentechnik", sagte die
BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer.

Bei Ceta habe die EU-Kommission gegenüber Kanada Zugeständnisse
gemacht, die es ermöglichten, die bestehende EU-Gesetzgebung zur
Gentechnik auszuhebeln. So solle "regulatorische Kooperation" künftig
dafür sorgen, negative Handelsauswirkungen in Bezug auf
Gentech-Produkte "zu minimieren". Für den BUND ist dies ein
Blankoscheck, die EU-Zulassungsverfahren und Kennzeichnungsregeln
permanent in Frage zu stellen und schließlich ganz abzuschaffen. Als
gemeinsames Ziel werde außerdem die Förderung "effizienter
wissenschaftsbasierter" ("science based") Zulassungsprozesse für
Gentech-Produkte benannt. Dies sei eine Kampfansage gegen das in der
EU geltende Vorsorgeprinzip, das hiesigen Zulassungsverfahren
zugrunde liege.

"Es stehen das in der EU geltende Vorsorgeprinzip, die
Nulltoleranz für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen
bei Lebensmitteln und Saatgut und sogar die EU-Gesetzgebung zur
Gentechnik insgesamt zur Disposition", kritisierte Moldenhauer.
Kanada gehöre mit sechs Prozent aller weltweit angebauten
Gentech-Pflanzen zu den wichtigsten Anbauländern. Zulassungsverfahren
seien dort extrem lax, eine Risikobewertung finde kaum statt, eine
Kennzeichnung für Gentech-Produkte existiere nicht.

"Aus Sicht sowohl Kanadas als auch der USA sind die in der EU
geltenden Zulassungsverfahren und Kennzeichnungsregeln
Handelshemmnisse. Aus Sicht der europäischen Verbraucher dienen sie
dem Schutz von Mensch und Natur vor unkalkulierbaren Folgen der
Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen. Anstatt sie über
Freihandelsabkommen aufzuweichen, müssen die EU-Standards auf jeden
Fall beibehalten und weiter verbessert werden", sagte Moldenhauer.

"Weil Ceta ganz offiziell als Blaupause für TTIP bezeichnet wird,
müssen beide Handelsabkommen gestoppt werden. Diese Forderung ist
auch der Kern der von einem breiten Bündnis selbst organisierten
europaweiten Bürgerinitiative gegen Ceta und TTIP", sagte der
BUND-Vorsitzende Weiger.

Weitere BUND-Informationen zu Ceta, TTIP und der
EU-Bürgerinitiative finden Sie hier: http://www.bund.net/publikatione
n/bundletter/32014/ceta_ttip_europaeische_buergerinitiative/



Pressekontakt:
Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425, Fax: -440
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

549991

weitere Artikel:
  • Freihandelsabkommen: Risiken für Daseinsvorsorge ausschließen, Chancen für mehr Wachstum nutzen Berlin (ots) - Die kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und Gemeindebund sowie der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßen grundsätzlich, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA weiter ausgebaut werden soll und damit auch die wirtschaftliche Stärke Deutschlands für die Zukunft gesichert wird. In einem heute veröffentlichten gemeinsamen Positionspapier verdeutlichen die Verbände aber auch, dass die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft mehr...

  • Giousouf: NRW-Innenminister Jäger (SPD) verliert Kontrolle über Misshandlungsskandal Berlin (ots) - Zustände im Flüchtlingsheim in Burbach noch schlimmer als vermutet Immer mehr schreckliche Einzelheiten über den Umgang des Sicherheitspersonals mit Flüchtlingen in Burbach werden bekannt. Dazu erklärt die Bundestagsabgeordnete und Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion Cemile Giousouf: "Der Misshandlungsskandal im Flüchtlingsheim in Burbach ist noch schlimmer als bisher bekannt. Es war nur eine Frage der Zeit, dass es zu derartigen Übergriffen kommt. Das Sicherheitspersonal in Burbach hat Asylbewerber mehr...

  • Winkelmeier-Becker: Mietpreisbremse ist Teil eines Pakets für bezahlbares Wohnen Berlin (ots) - Länder sind nun gefordert, wirksame Maßnahmen zu ergreifen Das Bundeskabinett hat am heutigen Mittwoch den Entwurf des Mietrechtsnovellierungsgesetzes beschlossen, mit dem die Voraussetzungen für die Mietpreisbremse geschaffen und das Bestellerprinzip bei der Wohnungsvermittlung eingeführt wird. Hierzu erklärt die rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Elisabeth Winkelmeier-Becker: "Mit dem Gesetzentwurf setzt die Koalition ein klares Zeichen gegen überhöhte Mietsteigerungen und eine mehr...

  • Öffentlicher Dienst: Mehr als eine Million Beschäftigte gehen in Ruhestand/dbb Hearing Fachkräftemangel Berlin (ots) - In den kommenden zehn Jahren werden alleine aus Altersgründen mehr als eine Million der rund 4,6 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Deutschland in den Ruhestand gehen - das sind 20 Prozent. Dieser Aderlass trifft den öffentlichen Dienst nicht nur früher, sondern auch härter als die Privatwirtschaft: Während dort vor allem in den 90er Jahren die Belegschaften stark verjüngt wurden, baute der Staat systematisch Personal ab, stellte kaum mehr Nachwuchskräfte ein. Demografiereserve? Fehlanzeige! Dabei mehr...

  • Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verabschiedet langjähriges Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Rolf Berndt Berlin (ots) - Nach 19 Jahren erfolgreicher Arbeit als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ist Rolf Berndt in der Geschäftsstelle in Potsdam verabschiedet worden. Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, dankte Rolf Berndt für dessen unermüdliches Engagement für die Stiftung und würdigte dessen Lebensleistung im jahrelangen Einsatz für die Freiheit. Rolf Berndt, so sagte Gerhardt, habe der Stiftung eine solide Arbeitsbasis geschaffen und in klugen Gesprächen mit mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht