(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Kernschmelze, Kommentar zum Schottland-Referendum von Andreas Hippin

Geschrieben am 08-09-2014

Frankfurt (ots) - Zehn Tage vor dem Referendum über die
Unabhängigkeit Schottlands haben die Nationalisten die Nase vorn. In
London gibt es erste Anzeichen von Panik. Lange Monate hatten die
Akteure am Devisenmarkt damit verbracht, aus der Farbe der Krawatte
des Notenbankgouverneurs Mark Carney Hinweise auf das Timing des
ersten Zinsschritts der Bank of England abzuleiten. Nach
Bekanntwerden der neuesten Umfrageergebnisse war auf einmal Schluss
mit dem selbstreferenziellen Handeln an den Finanzmärkten. Das Pfund
schmierte gegen den Dollar ab. Bei den Vermögensverwaltern gingen
reichlich Anrufe besorgter Kunden ein. So viel Schaden haben die
Schotten in der britischen Metropole nicht angerichtet, seit sie nach
dem Sieg über England 1977 das Spielfeld im Wembley-Stadion
verwüsteten.

Schatzkanzler George Osborne könnte sich eigentlich freuen, dass
das Pfund abwertet. Das entlastet zumindest die Exportwirtschaft.
Sollte sich Schottland in der kommenden Woche aber wirklich für das
Verlassen der Union entscheiden, stünde die Politik der regierenden
Koalition aus Konservativen und Liberaldemokraten vor der
Kernschmelze. Die britischen Institutionen haben sich auf diesen Fall
nur unzureichend oder gar nicht vorbereitet. Noch vor einem Jahr
wischte Carney Fragen zum Thema Schottland mit der Bemerkung vom
Tisch, es sei noch niemand auf ihn zugekommen. Osbornes Schatzamt
stellt offenbar erst jetzt ein Team zusammen, das sich mit den Folgen
eines Ja-Votums auseinandersetzen soll.

Nachdem sich die Insel mühsam wieder auf Vorkrisenniveau
hochgearbeitet hat, könnte es mit der Aufwärtsbewegung nun schnell
wieder vorbei sein. Schottland ist nach der EU der wichtigste
Handelspartner Rest-Britanniens, und zahlreiche Investitionsvorhaben
dürften auf Eis gelegt werden, bis die Währungsfrage geklärt ist. Die
Weigerung Londons, über eine Währungsunion zu verhandeln, wird im
Falle eines Sieges der Nationalisten um Alex Salmond bestenfalls dazu
führen, dass die Bank of England schottischen Banken auch weiterhin
bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellt, während London und
Edinburgh die Details ausarbeiten. Schlimmstenfalls droht dem
britischen Bankensystem der Absturz ins Chaos. Eine Loslösung
Schottlands würde zudem die Frage aufwerfen, ob die für 2015
angesetzten Wahlen verschoben werden müssen. Die Anti-Brüssel-Partei
Ukip würde gestärkt, die Wahrscheinlichkeit eines Ausstiegs aus der
EU stiege. Es wird heiß in London.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

545810

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Leben, um zu arbeiten - Bundesbürger schieben die meisten Überstunden Cottbus (ots) - Diesen Witz kennen wohl die meisten: In anderen Nationen arbeiten die Menschen, um zu leben - in Deutschland leben die Menschen, um zu arbeiten. Die jüngste Studie über die im Euro-Raum geleisteten Überstunden bedient jenes Klischee jedenfalls auf vortreffliche Weise. Nur, was ist daran eigentlich so schlimm? Sicher, in vielen gut dotierten Jobs werden Überstunden schlicht erwartet. Sie sind in der Vergütung gewissermaßen schon eingepreist. Wenn Maloche allerdings zum Dauerstress ausartet, wenn Unternehmer ohnehin mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Andreas Kölling zum deutschen Export-Rekord Bremen (ots) - Es ist bislang keine Verstetigung des Aufwärtstrends erreicht worden. Zu einer langfristigen Stabilisierung des Außenhandels braucht es frische Wachstumsanreize, sonst wird sich bald Katerstimmung einstellen. Der deutsche Halbjahres-Export-Rekord stützt sich auf Autos, Maschinen und Chemie-Produkte. Impulse aus Schwellenländern in Asien und Südamerika - Fehlanzeige. Auch das immer noch klemmende Freihandelsabkommen mit den USA könnte die erforderliche Verstetigung befördern. Pressekontakt: Weser-Kurier Produzierender mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Gut in Form Kommentar von Andreas Bühler Karlsruhe (ots) - Die Exportwirtschaft brummt und untermauert wieder einmal die Vorbildfunktion der deutschen Wirtschaft, die in der Euro-Zone als Lokomotive fungiert. Vor allem die gute Beschäftigung sorgt bei den Mitarbeitern für Zuversicht und nährt auf diese Weise wiederum die Konsumlaune, die stellenweise die wichtigste Konjunkturstütze ist. Große Schlüsselindustrien wie der Automobilbau bekommen Impulse aus China und Indien. Und der durch die niedrigen Zinsen kräftig auf Talfahrt geschickte Euro macht die deutschen Produkte mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: arbeitsame Deutsche Stuttgart (ots) - Auch gesamtwirtschaftlich führt eine leistungsfähige Wirtschaft zu besseren Ergebnissen, wie sich an der günstigen Entwicklung des Arbeitsmarkts zeigt. Daher greift eine Diskussion zu kurz, bei der die Frage im Mittelpunkt steht, wie das Arbeitsvolumen gleichmäßig auf möglichst viele Köpfe verteilt werden kann. Mehr Sinn ergibt es umgekehrt: Je größer das Arbeitsvolumen, desto größer die Chancen für den Einzelnen, ebenfalls ein auskömmliches Stück abzubekommen. Pressekontakt: Stuttgarter Nachrichten Chef mehr...

  • Maersk Container Industry sieht eine "Revolution" im Mangohandel voraus Tinglev, Dänemark (ots/PRNewswire) - Ein kürzlicher Test in der Elfenbeinküste zeigt, wie Westafrikas Mangohandel mithilfe von speziellen Containern ausgeweitet werden kann, die das Obst quasi in einen Winterschlaf schicken. Zur Ansicht des Multimedia News Release klicken Sie bitte hier: http://www.multivu.com/players/English/72762525-MCI-eyes-revolutio n-mango-trade/ [http://www.multivu.com/players/English/72762525-MCI-e yes-revolution-mango-trade ] (Logo: http://photos.prnewswire.com/prnh/20120531/537201 ) mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht