(Registrieren)

Debatte um Ökumenische Sozialinitiative geht weiter "Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft"

Geschrieben am 18-06-2014

Hannover (ots) - Nach der Vorstellung der Ökumenischen
Sozialinitiative mit dem Titel "Gemeinsame Verantwortung für eine
gerechte Gesellschaft" Ende Februar 2014 haben die Deutsche
Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
heute einen ökumenischen Kongress zur Initiative in Berlin
veranstaltet. Daran nahmen mehr als 400 Vertreter aus Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft sowie kirchlichen und
zivilgesellschaftlichen Verbänden teil.

In seiner Einleitung stellte Landesbischof Prof. Dr. Heinrich
Bedford-Strohm die Frage, wie die zunehmende Ungleichheit in der
Gesellschaft, auf die die Thesen der Sozialinitiative an mehreren
Stellen hinweise, überwunden werden könne: "Wie kann unsere
Wirtschaft ökologisch so grundlegend transformiert werden, dass auch
Menschen in anderen Teilen der Welt und zukünftige Generationen einen
fairen Anteil an den Ressourcen dieser Erde bekommen?", fragte
Bedford-Strohm. In einer der Thesen der Sozialinitiative wird
Umweltschutz auf der einen und Armutsbekämpfung sowie soziale
Gerechtigkeit auf der anderen Seite als Leitplanken für eine
nachhaltige Wirtschaft bezeichnet. Deutschland und Europa, so heißt
es in dem Text, müssten beim Aufbau einer ökologisch-sozialen
Marktwirtschaft auf nationaler, europäischer und globaler Ebene eine
Vorreiterrolle übernehmen. Landesbischof Bedford-Strohm betonte, dass
man davon noch weit entfernt sei, was ein bloßer Blick auf die
internationale Verteilung der CO2-Emissionen zeige: "Der für die Erde
gerade noch verträgliche CO2-Ausstoß pro Kopf pro Jahr beträgt zwei
Tonnen. Tansania hat einen Pro-Kopf-Ausstoß von 0,2 Tonnen. In
Deutschland sind es über zehn Tonnen, gegenwärtig fatalerweise wieder
mit steigender Tendenz. Schon jetzt bekommen Menschen in anderen
Teilen der Welt die desaströsen Folgen des Klimawandels zu spüren,
ohne selbst irgendetwas zu seiner Verursachung beigetragen zu haben.
Sie zahlen den Preis für unseren Lebensstil. Und wenn jetzt keine
grundlegenden Veränderungen passieren, zahlen auch hierzulande die
zukünftigen Generationen für unseren heutigen Lebensstil", so
Landesbischof Bedford-Strohm, der Mitglied im Rat der EKD ist.

Der frühere Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Udo Di Fabio
forderte dazu auf, den Blick in der Gerechtigkeitsdebatte nicht zu
verengen: "Der Mensch darf sich nicht nur ökonomisch verstehen.
Deshalb reicht es nicht, den Kapitalismus anzugreifen oder das
Staatsversagen zu kritisieren, wenn die Frage gestellt wird, was in
den westlichen Gesellschaften seit einigen Jahrzehnten falsch läuft.
Vielmehr muss darüber gesprochen werden, was ein erfülltes Leben
eigentlich ausmacht", so Di Fabio. Selbstverwirklichung bedeute nicht
das Abstreifen aller Bindungen. Dieses Missverständnis sei der
eigentliche Grund für die europäische Finanzkrise: "Der Mensch lebt
in konkreten Gemeinschaften und nicht nur in abstrakten sozialen
Interaktionssystemen. Deshalb sind auch Kirchengemeinden als Räume
notwendig, in denen jeder unabhängig von seinem gesellschaftlichen
Status akzeptiert wird."

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles bezeichnete in ihrer Rede
Gerechtigkeit als "relationalen Begriff". Für sie bedeute
Gerechtigkeit, dass jeder und jede das gleiche Maß an Respekt und
Sicherheit verdiene. Vor allem sei es notwendig, der Frage
nachzugehen, welche Chancen von Teilhabe es gebe. Dazu sei es
notwendig, auch eine intensive Auseinandersetzung über den Wert von
Arbeit zu führen, so Ministerin Nahles.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Vorsitzender der Kommission für
gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz,
erwartet, dass die prophetisch-kritische Dimension der sozialen
Botschaft der Kirchen wieder hervorgehoben werde. Er fügte hinzu:
"Fragen der Beteiligungsgerechtigkeit müssen priorisiert werden
gegenüber der Verteilungsgerechtigkeit. Das ist besonders notwendig
mit Blick auf die Inklusion von Alten und Kindern und Jugendlichen,
die zu den Bildungsverlierern gehören. Die Ökumenische
Sozialinitiative findet auf dem Hintergrund der Finanz- und
Staatsschuldenkrise statt. Deshalb sollten wir noch einmal die
ordnungspolitischen Dimensionen der Ökonomisierung aller Lebenswelten
kritisch zu durchleuchten", so Bischof Overbeck.

In seiner Zusammenfassung des ökumenischen Kongresses forderte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
eine weitere öffentliche Auseinandersetzung über die Zukunft der
Gesellschaft. Die Sozialinitiative habe Themen definiert, die den
Kirchen wichtig und relevant für die weitere Entwicklung der
Gesellschaft seien. "Wir werden die Debatte bis zum Februar 2015
fortführen. Dann ist die Sozialinitiative ein Jahr diskutiert worden.
Diese Diskussion wird von unseren Sozialinstituten ausgewertet. Als
Kirchen steuern wir am Ende auf eine 'ökumenische Feststellung' zu,
die Themen benennen soll, auf welche Punkte wir uns künftig besonders
konzentrieren wollen. Dabei geht es um die Frage der ökonomischen und
kulturellen Wurzeln westlicher Gesellschaften, den Wert von
Beziehungen aber auch eine Debatte über die Ungleichheit: Welche
Chancenbeteiligung räumen wir den gesellschaftlichen Akteuren ein,
schaffen wir es, eine Fragmentierung der Gesellschaft zu überwinden,
damit die Gesellschaft zusammengehalten wird", so Kardinal Marx.
Außerdem sei es notwendig, auch die Debatte um die soziale
Marktwirtschaft fortzuführen, bei der vor allem der Mensch im
Mittelpunkt stehen müsse. "Die Sozialinitiative ist kein Endpunkt,
sondern ein Ausgangspunkt. Der Bedarf, über eine zukunftsfähige
Gesellschaft zu reden ist da. Diesen Willen müssen wir nutzen", sagte
Kardinal Marx.

Hinweis: Den Text der Ökumenischen Sozialinitiative finden Sie auf
der Homepage www.sozialinitiative-kirchen.de Dort gibt es auch
weiterhin die Möglichkeit, den Text zu kommentieren.

Dieser Pressetext wird von den Pressestellen der EKD und der
Deutschen Bischofskonferenz zeitgleich verschickt. Dopplungen bitten
wir zu entschuldigen.

Hannover, 18. Juni 2014

Pressestelle der EKD

Dr. Michael Brinkmann



Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Stabsstelle Kommunikation
Pressestelle
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: presse@ekd.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

533462

weitere Artikel:
  • Strasser brannte Rekorde in den Asphalt des Race Across America 2014 - BILD Graz (ots) - Christoph Strasser feierte heute seinen zweiten Sieg in Folge beim RAAM 2014 und hat seine eigenen Rekorde gebrochen. Als Botschafter der Lyoness Child & Family Foundation (CFF) fuhr er für einen guten Zweck. Christoph Strasser, der Botschafter der Lyoness Child & Family Foundation (CFF), feierte heute einen überlegenen Sieg beim Race Across America (RAAM) 2014 und stellt die Konkurrenz mit unglaublichen Rekorden ins Abseits. Nicht nur, dass er mit dem schnellsten Start in der 31-jährigen Geschichte des RAAM die mehr...

  • Arzt aus der Riesending-Höhle spricht bei stern TV über Einsatzbedingungen Köln (ots) - Während die Rettung von Johann Westhauser kurz vor dem Abschluss stand, äußerte sich bei stern TV der Arzt, der den schwer verletzten Höhlenforscher als erstes behandelt hat, exklusiv über dessen medizinische Versorgung in 1000 Meter Tiefe: "Wir haben medizinische Instrumente nicht in ausreichender Menge dabei gehabt, so dass wir auch semi-steril arbeiten mussten - weit weg vom Standard. Aber die Situation ist eben weit weg vom Standard, da muss man Wege gehen, die nicht optimal sind", sagte Göksu am Mittwochabend im mehr...

  • Ost-Ukraine: SOS-Familien verlassen Lugansk / Kämpfe bedrohen Kinder -------------------------------------------------------------- Weitere Info http://ots.de/aABFd -------------------------------------------------------------- Lugansk/München (ots) - Die Familien des SOS-Kinderdorfs fliehen vor den Kämpfen in der ost-ukrainischen Stadt Lugansk. "Die Region nahe der Innenstadt und die Vorstädte sind inzwischen Kriegsgebiet", teilte der Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin, am Donnerstag in München mit. "Zwei Familien haben bereits die Stadt verlassen, die weiteren mehr...

  • Aufforderung an PACE für faire Anhörung im Fall Bergkarabach da Unterstützung für den Antrag wächst Baku, Aserbaidschan (ots/PRNewswire) - Die Parlamentarische Versammlung des Europarats (PACE) wurde dazu aufgefordert, dem Antrag, der den Ausschluss Armeniens von der Institution aufgrund der Besetzung von Bergkarabach fordert - genauso wie Russland aufgrund seiner jüngsten Rolle auf der Krim ausgeschlossen wurde - eine faire Anhörung zu geben. Der Antrag, der vor der Sommersitzung in Strassburg nächste Woche vorgeschlagen wurde, wurde von 58 PACE-Mitgliedern unterschrieben, wodurch er zur Erwägung durch den Ausschuss für mehr...

  • Neue Ausstellung im Bata Shoe Museum erkundet die Gefahren der Mode Toronto (ots/PRNewswire) - Das Bata Shoe Museum freut sich, die Eröffnung seiner neuesten Ausstellung Fashion Victims: The Pleasures and Perils of Dress in the 19th Century bekanntgeben zu können. Von unten bis oben in teure Bekleidung gekleidet und grazil beschuht, schmückten modebewusste Frauen die Alleen und Tanzsäle mit ihrer farbenfroher Präsenz. Deren männliche Begleiter in massgeschneiderten schwarzen Anzügen, makellosen weissen Hemden, glänzenden Zylindern und Schuhen waren ebenso fein gekleidet. Doch dieses elegante mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht