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Westdeutsche Zeitung: Die Lebensmüden werden alleingelassen = von Peter Kurz

Geschrieben am 22-05-2014

Düsseldorf (ots) - Soll ein Arzt dem lebensunwilligen Patienten
mit einem tödlichen Medikamentencocktail zur Seite stehen? Die einen
sagen, es widerspreche der Menschenwürde, wenn ein Leben mit
ärztlicher Hilfe beendet wird. Doch auch die Gegenseite beruft sich
auf die Menschenwürde: Diese gebiete es, den selbstbestimmten Wunsch
auf ein Ende zu respektieren. Wenn schon die in den ersten
Verfassungsartikel (Menschenwürde) gegossene Ethik nicht ausreicht,
die Frage zu entscheiden - das einfache Recht vermag es umso weniger.
Da untersagt die ärztliche Berufsordnung den Medizinern etwas, was
dem normalen Menschen nicht verboten ist - jemandem beim Suizid zu
helfen. Zu strafloser Selbsttötung gibt es nun mal keine
strafrechtlich relevante Beihilfe. Die Berufsordnung passt nicht zum
Strafrecht. Zurück bleibt eine verunsicherte Ärzteschaft, die
immerhin zu knapp einem Drittel der Ansicht ist, die ärztliche
Suizidbeihilfe solle legalisiert werden. Doch weil die Mehrheit der
Ärzte anders denkt, darf auch die Minderheit Patienten in Not nicht
zur Seite stehen. Jedenfalls nicht offen. Damit erhalten nicht nur
dubiose Geschäftemacher Gelegenheit, dieses Feld zu besetzen. Auch
werden diejenigen, die für sich keinen anderen Weg als den Tod sehen,
gedrängt, Hilfe im Ausland zu suchen. Wer sich das finanziell nicht
leisten kann, geht den letzten Weg allein. Die Begleiterscheinungen,
das kann sich jeder ausmalen, sind meist grauenvoll. Wie bei der
Debatte um die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen oder beim
Streit um die Präimplantationsdiagnostik muss auch das Thema der
Suizidbeihilfe breit diskutiert werden. Dort, wo gesetzliche Weichen
gestellt werden - im Bundestag. Natürlich müssen da auch mögliche
Folgen gewogen werden. Wie etwa die Befürchtung, dass das Angebot
ärztlicher Suizidbeihilfe den Druck auf Schwerstkranke erhöhen kann,
diesen Weg zu gehen. Aber da kann es auch die anderen Fälle geben:
Wer die Sicherheit hat, dass ihm ein Arzt des Vertrauens zur Seite
stehen wird, hat die Gelegenheit eines Gesprächs mit einem
einfühlsamen Berater. Und die Chance auf einen Ausweg, den der auf
sich allein gestellte Lebensmüde gar nicht sieht - zurück ins Leben.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


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