(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Übers Ziel hinausgeschossen - Regierung will Armutszuwanderung bekämpfen

Geschrieben am 21-05-2014

Cottbus (ots) - Gerade erst hat die Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) der
Bundesrepublik einen Zuwanderungsboom bescheinigt. Deutschland wird
offenbar immer attraktiver für Migranten. Wegen seiner guten
Arbeitsmarktlage, aber sicher auch wegen der Krise in den
südeuropäischen Staaten. Aus deutscher Sicht ist diese Entwicklung
zweifellos ein Gewinn. Schließlich werden Facharbeiter vielerorts
schon länger dringend gesucht. Und alle demografischen Prognosen
lassen erwarten, dass sich dieses Problem ohne Zuwanderung noch
deutlich verschärfen würde. Vor diesem Hintergrund wirkt der aktuelle
Gesetzentwurf aus der schwarz-roten Politik-Küche zu den Rechten von
hier lebenden EU-Ausländern wie aus der Zeit gefallen. Um es klar zu
sagen: Sozialmissbrauch gehört bekämpft. Freizügigkeit darf kein
Freibrief sein, um Kindergeld doppelt zu kassieren oder lediglich zum
Schein ein Gewerbe anzumelden. Mit ihrem Vorhaben schießt die
Bundesregierung allerdings weit übers Ziel hinaus. Problematisch sind
beispielsweise die zeitliche Beschränkung des Aufenthaltsrechts zur
Arbeitsuche und die Bestrafung schon bei unvollständigen Angaben. Mit
einer Willkommenskultur haben solche Maßnahmen jedenfalls nicht das
Geringste zu tun. Potenzielle Einwanderer dürften sich eher
abgeschreckt fühlen. Der Verdacht liegt nah, dass hier eine
Gesetzvorlage ganz nach dem Geschmack der CSU zusammengezimmert
wurde. Frei nach dem Motto: Die CDU kriegt ihre Mütterrente, die SPD
die Rente mit 63, jetzt sind wir mal dran. Das ist umso fataler, als
sich die Kampagne der Christsozialen in Sachen Sozialbetrug praktisch
weitestgehend als haltlos erwiesen hat. Das sagt nicht nur die
Opposition, sondern auch eine Expertenkommission, die von derselben
Bundesregierung eingesetzt wurde, der die Christsozialen angehören.
Gerade einmal 0,7 Prozent der HartzIV-Empfänger stammen aus
Rumänien und Bulgarien. Das muss nicht so bleiben, aber diese aktuell
verfügbare Zahl rückt die Verhältnisse zurecht, die durch die
Stimmungsmache der Bayern schon zu Jahresbeginn völlig aus den Fugen
geraten waren. Übrigens: Mögliche Hilfen für die Kommunen sind nicht
in dem Gesetzentwurf enthalten. Dabei sind Städte wie Duisburg oder
Dortmund tatsächlich mit den sozialen Kosten der Zuwanderung
überfordert. Verabredet war hier eine Unterstützung aus EU-Mitteln.
Das heißt aber nicht, dass die Bundesregierung auf stärkere
Eigenaktivitäten verzichten muss. Noch ist der Gesetzentwurf im
politischen Entwicklungsstadium. Bleibt zu hoffen, dass die SPD nicht
tatenlos zuschaut, wie das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Der
derzeitige Zuwanderungsboom wäre dann womöglich nur eine kleine
Episode.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

528855

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Nur Aufklärung hilft / Kommentar zu Spielsucht Regensburg (ots) - Fast eine halbe Million Menschen riskieren täglich hohe Geldsummen, nur um der Realität zu entfliehen. Im Spiel. In einem Spiel, das dem Nutzer vorgaukelt, das Schicksal beeinflussen zu können. Und das doch nur sein eigenes Schicksal besiegelt. Hinter jedem dieser Schicksale stehen Ehepartner und Kinder, Mütter, Väter und Freunde. Alle sind mit betroffen. Und noch schlimmer ist es, wenn Jugendliche in die Suchtfalle tappen, bevor sie überhaupt die Chance hatten, ein solches Netzwerk zu entwickeln. Reflexhaft wünscht mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Zwei Wege / Kommentar zur Flaute auf dem Ausbildungsmarkt Regensburg (ots) - Die jüngsten Zahlen vom Ausbildungsmarkt sind alarmierend. Denn: Der deutschen Wirtschaft gehen die Lehrlinge aus. Im Osten erhält bereits jeder vierte Betrieb auf seine Ausschreibungen keine Bewerbungen mehr. Mit der Demografie und geburtenschwachen Jahrgängen ist diese Entwicklung allein nicht zu erklären. Vielen jungen Leuten erscheint ein Studium attraktiver als eine duale Ausbildung. Sie versprechen sich eine bessere Bezahlung und mehr Karrierechancen. Unter dem Eindruck höherer Akademikerquoten in anderen mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Eine zweite Petestroika / Kommentar zu Russland Regensburg (ots) - Wladimir Putin feierte sich gestern in Peking selbst. Den größten Gasvertrag der russischen Geschichte habe er mit China geschlossen. Das war vor allem als Signal an den Westen gemeint: "Seht her, ich bin international keineswegs isoliert", war Putins Botschaft kurz vor Beginn einer neuen Phase in der Ukraine-Krise. Die beginnt am Sonntag mit der Präsidentenwahl. Undenkbar ist allerdings nicht, dass alles vorerst so bleibt, wie es ist. Putin hat schon in anderen Fällen vorexerziert, wie sich "eingefrorene Konflikte" mehr...

  • Badische Zeitung: Gasgeschäft: Profiteur China Kommentar von Jörg Buteweg Freiburg (ots) - Fürs Erste ist China unter finanziellen Gesichtspunkten der größte Profiteur der Ukraine-Krise. Gut möglich, dass weitere Geschäfte folgen, denn China braucht Energie und Rohstoffe. Das hat Russland zu bieten. Energie und Rohstoffe sind aber auch alles, was Russland liefern kann. Innenpolitisch mag Putin die Vereinbarung als Erfolg verkaufen. Wer aber genauer hinschaut, sieht: Russland bleibt in der Rolle des Rohstofflieferanten gefangen und ist von der Entwicklung der Weltmarktpreise abhängig. http://mehr.bz/khsts117 mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Afrika - Pragmatisch und europäisch Ravensburg (ots) - Als Frank-Walter Steinmeier mitten in der Ukraine-Krise vor Wochen zu einer Afrikareise aufbrach, gab es hochgezogene Augenbrauen. Sein neues Afrika-Konzept, das am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet wurde, zeigt, warum Steinmeier und mit ihm die Bundesminister für Inneres, Verteidigung und wirtschaftliche Zusammenarbeit den so nahen Kontinent für wichtig erachten: Afrikas Potenzial wird immer mehr von den Chinesen genutzt, deutsche Firmen müssen zusehen, dass sie den Anschluss nicht verlieren. Afrika mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht