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Börsen-Zeitung: Ein Schritt vor, zwei zurück, Kommentar zum deutschen Aktienmarkt von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 16-05-2014

Frankfurt (ots) - Am Donnerstagmorgen hat der Dax ein Allzeithoch
von 9810 Punkten erreicht, einen Tag später war davon nicht mehr viel
zu spüren. Der Dax ging am Freitag mit 9629 Punkten aus dem Handel,
er steht damit schon wieder um fast 200 Punkte unter dem Rekord.
Damit sieht es zumindest aktuell so aus, als sei der Höchstwert nur
eine Kapriole gewesen. Zahlreiche Anleger haben lieber ihre Gewinne
mitgenommen, als auf weitere Anstiege zu setzen.

Dabei ist es aber dennoch nicht unwahrscheinlich, dass die Anleger
zumindest auf kurze Sicht noch einmal ihren Mut zusammennehmen und
den Dax über die Marke von 10.000 Punkten hieven. Dafür sprechen
beispielsweise die positiven Signale, die die Charttechnik liefert.
Aktien könnten aber auch Rückenwind durch die sinkenden Renditen
deutscher Staatsanleihen erhalten. So ist durchaus damit zu rechnen,
dass die zehnjährige Bundesrendite vor dem Hintergrund der von der
Europäischen Zentralbank angekündigten geldpolitischen Lockerung in
Kürze auf ein Allzeittief sinkt. Zudem könnte es auch wieder
Unterstützung des Marktsentiments durch eine neue Welle von
Übernahmen und Fusionen geben, so wie es bei "Big Pharma" sowie in
der Elektroindustrie zu sehen war.

Die Frage ist nur, ob danach weitere Kursgewinne drin sind, oder
ob nicht sogar damit zu rechnen ist, dass der Markt seine Gewinne
nicht verteidigen kann, nach dem Motto: ein Schritt vor, ein oder
sogar zwei Schritte zurück. Dafür sprechen mehrere Argumente.

So könnte es voreilig sein, den Ukraine-Konflikt als
Belastungsfaktor auszublenden. Außerdem erscheint das Sentiment an
der Weltleitbörse Wall Street als ziemlich wackelig, viele Investoren
fürchten dort den Beginn eines Bärenmarktes im Licht des
fortgesetzten Taperings der Fed. Als Indiz für ein mögliches Kippen
des Marktes wird dabei gewertet, dass der Nasdaq Composite und der
Mid-Cap-Index Russell 2000 inzwischen unter die gleitenden
Durchschnittslinien von 50 bzw. 100 Tagen gefallen sind.

Was die Konjunkturentwicklung betrifft, so erweist sich
Deutschland zwar aktuell als das Powerhouse Europas. Angesichts des
Sondereffekts eines warmen Winters und der Konjunkturschwäche in den
anderen europäischen Volkswirtschaften sowie in den Emerging Markets
stellt sich aber die Frage, wie nachhaltig die Sonderentwicklung im
Inland ist.

Die deutschen börsennotierten Unternehmen sind auf eine
ansprechende Konjunkturentwicklung angewiesen, um die von ihnen
versprochene Gewinnsteigerung in die Tat umzusetzen. Die
Ergebnistreiber der vergangenen Jahre, nämlich Effizienzsteigerungen
und Kostensenkungen, sind weitgehend ausgereizt. Zuletzt ist das
Gewinnwachstum bereits deutlich zurückgegangen, die zu Ende gehende
Quartalssaison hat zumindest teilweise enttäuscht.

Zudem stellt sich auch die Frage nach den Bewertungen. Auf den
ersten Blick erscheint der Dax mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
auf Basis der Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf Monate von
12,8 noch als nicht besonders teuer. Es stellt sich aber die Frage,
ob sehr langfristige Durchschnittswerte von 15 und mehr, die auch den
Boom der 1990er Jahre einbeziehen, im mittlerweile gründlich
geänderten Umfeld von heute noch aussagekräftig sind. Nimmt man
hingegen die vergangenen fünf Jahre als Maßstab, so befinden sich der
deutsche, der europäische und auch der US-Aktienmarkt am oberen Ende
der beobachteten KGV-Bandbreiten.

Ein Sprung des Dax über die magische Marke von 10.000 Punkten ist
zwar durchaus noch drin. Dem Index wird es aber vermutlich nicht
gelingen, ein solches Niveau dann auch längerfristig zu verteidigen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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