(Registrieren)

"Klatsch, klatsch - hurra", schadet den Delfinen nicht - Tierschützer erwägen juristische Schritte

Geschrieben am 02-05-2014

Hagen (ots) - Die NRW-Landtagsanhörung am vergangenen Montag zum
Thema des Piratenantrags die "Haltung von Delfonen zu beenden" zieht
weiterer Kreise. Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) kündigte
jetzt juristische Schritte gegen die Delfinhaltung an.

Im Mai will das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die neue
Richtlinien für die Delfinhaltung vorstellen. Das WDSF sieht den
Entwurf als juristisch angreifbar, weil als wesentliche Grundlage der
Delfinhaltung die Zuchtbücher von den betreffenden Zoos in Duisburg
und Nürnberg nicht offen gelegt wurden.

In der Anhörung begründete der Duisburger Zoo-Chef Achim Winkler
die Verweigerung damit, dass dann "eine Hexenjagd der
Tierrechtsorganisationen" befürchtet werde. Zur Kritik der
lautstarken Beschallung der Delfine während der Vorführungen durch
die Zuschauer äußerte Winkler: "Die Geräuschkulisse im Delfinarium
ist vergleichbar wie im Fussballstadion, wenn ein Tor gefallen ist.
Klatsch, klatsch und Hurra sind nicht schlimm, weil der Lärmpegel
nicht dauerhaft ist. In Florida sorgen in den Meeresbuchten die
Jet-Skis für Lärm und die Delfine bleiben trotzdem, auch wegen der
Haie im Meer."

WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller dazu: "Diese Argumentation
ist an den Haaren herbeigezogen. Es ist wissenschaftlich erwiesen,
dass Delfine unter Lärm leiden und immer wieder durch Anstrandungen
zu Tode kommen."

Zur Medikamentengabe räumte Winkler ein, dass die Delfine
prophylaktisch behandelt würden, aber Psychopharmaka bei
tierärztlichem Bedarf nur selten zum Einsatz kämen.

Der Sachverständige Christoph Maisack von der Deutschen
Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht sah dies anders und
äußerte: "Nach rechtlichen Empfehlungen des Europarates haben sich
sich die Haltungsbedingungen dem Tier anzupassen und nicht umgekehrt.
Die Gabe von Psychopharmaka stellt daher einen Eingriff in das
Sozialverhalten der Delfine dar. Die Verabreichung ist nur bei
Tiertransporten zulässig und ansonsten nicht."

Maisack machte deutlich, dass ebenso Verstöße bei der
Delfinhaltung gegen das Tierschutz- und Landschaftsgesetz vorliegen
könnten, weil die dort geforderten hohen Anforderungen an die
verhaltensgerechte Tierhaltung aufgrund der Weigerung der Zoos zur
Offenlegung der Zuchtbücher und Zoounterlagen fraglich seien.

Zoo-Direktor Winkler rechtfertigt die Delfinhaltung auch damit,
dass die Duisburger Wildfänge aus küstennahen Populationen der
Sarasota Bay im Golf von Mexiko stammten und dort nicht die Strecken
wie im Meer erreichen würden. Außerdem bezeichnete Winkler das offene
Meer als eine "Drecksbrühe" im Gegensatz zum aufbereiteten
Beckenwasser. Der Sachverständige Nicolas Entrup klärte auf, dass die
Sarasota Bay immerhin eine Größe von 225 Quadratkilometern hat.

Auf die Frage an Winkler über die Anzahl Todesfälle in den letzten
20 Jahren antwortete er ohne Angabe von Zahlen ausweichend, dass alle
Delfine bisher an Altersschwäche gestorben seien. Dem widerspricht
jetzt das WDSF mit einer schriftlichen Aussage des
NRW-Umweltministeriums. Dort heißt es: "In den letzten 20 Jahren sind
sechs Delfine im Alter von ca. 11-34 Jahren an unterschiedlichen
Erkrankungen und weitere neun Tiere kurz nach der Geburt verendet."

Das überarbeitete Säugetiergutachten fordert, dass sich das Dach
eines Delfinariums öffnen lassen muss, damit die Delfine auch
natürlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt werden können. Auf
WDSF-Anfrage bestätigte das Umweltamt der Stadt Duisburg mit
Schreiben vom 9. April, dass sich das Schiebedach jetzt inzwischen
vollständig öffnen lassen würde. WDSF-Mitarbeiter stellten jedoch am
letzten Wochenende fest, dass dies nicht der Fall ist und Bauplanen
einzelne Dachbereiche abdeckten. Tierpfleger bestätigten, dass sich
das Dach nach wie vor nicht öffnen lässt.

Ortmüller vom WDSF: "Die Landtagsanhörung und unsere
Vor-Ort-Besichtigung haben genügend Mängel aufgedeckt, um juristisch
gegen die Delfinhaltung in Duisburg vorzugehen und das werden wir
auch tun."

Seit den Osterferien stehen nach WDSF-Angaben erneut an jedem
Wochenende Helfer vor dem Haupteingang des Zoos um die Besucher mit
Info-Material über die "katastrophale Delfinhaltung" aufzuklären und
vom Besuch des Delfinariums abzuraten. Immerhin hätten sie seit 2010
mit über 90.000 Broschüren die Zoo-Besucher erreicht, wobei im
letzten Jahr rund 100.000 Besucher dem Duisburger Zoo fern geblieben
sind, meint Jürgen Ortmüller. Dem Zoo gefällt dies nicht, aber außer
dem Abfotografieren der Tierschützer konnte Zoo-Chef Winkler nichts
weiter veranlassen, weil die Info-Verteilung von der Stadt genehmigt
ist.

Hintergrund:

Stellungnahmen der Sachverständigen zur NRW-Landtagsanhörung:
http://ots.de/wCglL

Video-Aufzeichnung der NRW-Landtagsanhörung:
https://www.youtube.com/watch?v=YhrIH9BkHl8#t=22



Pressekontakt:
Jürgen Ortmüller
Gesellschafter-Geschäftsführer
Mobil: 0151 24030 952

Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF)
gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt)
Möllerstr. 19
58119 Hagen

0049/(0)2334/919022 tel
0049/(0)2334/919019 fax

E-mail: wds-forum@t-online.de
www.wdsf.de

WDSF auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wal-_und_Delfinschutz-Forum

WDSF auf Facebook:
https://www.facebook.com/delfinschutz


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

525239

weitere Artikel:
  • Schummer: Beruflichen Aufstieg und Ehe für Menschen mit Behinderung erleichtern Berlin (ots) - Europäischer Aktionstag am 5. Mai Zum europäischen Aktionstag am 5. Mai 2014 kommen am Brandenburger Tor in Berlin Menschen mit Behinderung und Politiker zusammen. Dazu erklärt der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Uwe Schummer: "Das diesjährige Motto des Europäischen Aktionstages lautet `Schon viel erreicht, noch viel mehr vor`. Das trifft auch den Kern der behindertenpolitischen Vorhaben der großen Koalition. Gelebte Teilhabe in allen gesellschaftlichen mehr...

  • Der Tagesspiegel: Bahn-Chef Grube: Züge so pünktlich wie seit sieben Jahren nicht mehr Berlin (ots) - Die Züge der Deutschen Bahn sind derzeit deutlich zuverlässiger unterwegs als im Krisen-Jahr 2013. "Unsere Züge waren in den vergangenen vier Monaten so pünktlich wie seit sieben Jahren nicht mehr", sagte Konzernchef Rüdiger Grube dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe). Selbst im Fernverkehr sei dies der Fall - "im Moment sind es weit über 80 Prozent, an einigen Tagen sogar 90 Prozent. Solch positive Werte habe ich bei der Bahn noch nie erlebt", berichtete Grube. Das liege am milden Wetter, der gesunkenen Zahl von Baustellen mehr...

  • Pressekonferenz der Alternative für Deutschland am 14. Mai 2014 Berlin (ots) - In der Pressekonferenz am 14.05.14 im Haus der Bundespressekonferenz werden werden Bernd Lucke, Hans-Olaf Henkel und weitere Bundesvorstandsmitglieder und Spitzenkandidaten zur Europawahl zu den politischen Leitlinien der AfD, den Privilegien der Europaabgeordneten, der Gewalt gegen die AfD im Wahlkampf und dem Dissens in der Bewertung des griechischen BIP mit BM Schäuble Stellung nehmen. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie dem angefügten PDF-Dokument. Pressekontakt: Christian Lüth mehr...

  • Beschämendes selbstbereicherndes Verhalten von Martin Schulz im Wahlkampf Berlin (ots) - Zu den fragwürdigen Privilegien von Martin Schulz erklärt der Sprecher der Alternative für Deutschland, Kondrad Adam: Wieder einmal ist Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, im Wahlkampf unterwegs. Den führt er zunächst einmal für sich selbst, denn Schulz will Barroso als Präsidenten der Europäischen Kommission beerben. Er führt ihn aber auch für seine Partei, die SPD, die ihn als Kandidaten für das neue Amt nominiert hat. Das Tagegeld von 304 Euro, gedacht als Aufwandsentschädigung für die mehr...

  • Michael Theurer mit Hans-Dietrich Genscher im Gespräch - Graswurzeldemokrat trifft Architekten der deutschen und europäischen Einheit Stuttgart (ots) - In der privaten Bibliothek von Hans-Dietrich Genscher trifft Michael Theurer, Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses und Vorsitzender der FDP Baden-Württemberg, den Ehrenvorsitzenden der FDP und Außenminister a.D. Dabei entstanden ist ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte, festgehalten in dem Film "Europäische Union - gestern, heute und morgen" von Dokumentarfilmer Thomas Eberwein. Der Film wurde heute in Stuttgart zum ersten Mal dem Publikum vorgestellt. Genscher begrüßt Theurer mit den Worten: "Wenn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht