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Börsen-Zeitung: Im Schatten der Fed, Börsenkommentar "Marktplatz", von Dieter Kuckelkorn.

Geschrieben am 17-01-2014

Frankfurt (ots) - Assets aus den Emerging Markets haben Anlegern
zuletzt wenig Freude bereitet. Im abgelaufenen Jahr verzeichneten die
Aktienmärkte der meisten Schwellenländer eine deutlich schlechtere
Performance als die entwickelten Märkte. Sichtlich unter Druck
gerieten auch die Währungen der Länder, so dass einige Beobachter
schon wieder von einer Krise der Emerging-Markets-Anlagen sprechen.

Allerdings hat es auch 2013 positive Ausnahmen gegeben. So haben
etwa die Aktienmärkte Nigerias und Sambias ein Plus von mehr als 30%
verzeichnet. Und auch der indische Markt hat mit einem Plus des
Leitindex BSE Sensex von 9% und dessen Allzeithoch Anfang Dezember
wieder Tritt gefasst.

Aktuell ist eine ganze Reihe von Analysten davon überzeugt, dass
die Schwellenländer-Assets das Schlimmste überstanden haben und dass
es - wenn auch moderat - nach oben geht. Dafür spricht, dass sich die
Weltkonjunktur im laufenden Jahr weiter erholt. Die Eurozone kehrt zu
Wachstum zurück, in den USA gewinnt die Erholung an Fahrt. Allerdings
ist in Ländern wie China das Expansionstempo früherer Jahre wohl
nicht mehr erreichbar.

Nach Ansicht von Emerging-Markets-Analysten spricht für Assets
dieser Länder auch, dass die Regierungen damit begonnen haben,
strukturelle Probleme mit Reformen anzugehen. So hat etwa die Staats-
und Parteiführung in Peking nicht weniger als 60 Maßnahmen in den
Bereichen Gesundheitsversorgung, Sozialsysteme, Justiz, Urheberrechte
und Patente, Banking, Geldpolitik und Umweltschutz in Aussicht
gestellt. Das Programm hat zwar den Zeitrahmen einer ganzen Dekade.
Beobachter gehen jedoch davon aus, dass das Vorhaben chinesischen
Assets bereits 2014 Rückenwind gibt.

Zusätzlicher Rückenwind könnte zudem in einigen Ländern durch
anstehende Parlamentswahlen erzeugt werden. So sagen etwa die
Analysten des US-Brokerhauses Jefferies voraus, dass der indische BSE
Sensex im Vorlauf der Wahlen um bis zu 10% steigen könnte und als
Reaktion auf die Wahlergebnisse um bis zu 15%. Allerdings setze dies
voraus, dass entsprechend den Wünschen der Investoren der Kandidat
der regierenden BJP, Narenda Modi, die Abstimmung gewinnt. Wahlen
stehen außer in Indien im ersten Halbjahr 2014 in Indonesien,
Südafrika und Thailand an. In der zweiten Jahreshälfte sind sie in
der Türkei, in Brasilien und in Nigeria vorgesehen.

Es gibt allerdings einen Einflussfaktor, der sämtliche für
Investoren positive Trends zunichtemachen kann: Genau wie 2013 könnte
das "Tapering" der Fed für Katerstimmung sorgen. Bereits im
abgelaufenen Jahr hatte die Ankündigung der Fed, ihr Liquidität
spendendes Bondkaufprogramm einschränken zu wollen, die teilweise
kräftigen Verluste an den Schwellenländermärkten ausgelöst.
Mittlerweile hat die US-Notenbank mit der Kürzung des Programms
begonnen. Bisher ist die Reduzierung mit 10 Mrd. Dollar pro Monat
zwar nicht gravierend. Die Fed hat zudem auch durchblicken lassen,
dass der Leitzins weiter auf dem gegenwärtigen ultraniedrigen Niveau
verharren soll. Allerdings haben allein schon positive
Konjunkturdaten aus den USA Ängste der Anleger vor einer Forcierung
des Tapering geweckt, diese könnten neue Kapitalabzüge aus den
Emerging Markets auslösen.

Ein Blick auf die Kapitalflüsse zeigt, dass das Jahr 2014 für
diese Märkte nicht gut begonnen hat: Die Mittelabzüge halten
offensichtlich an. So sind in der Woche per 15. Januar rund 774 Mill.
Dollar aus Emerging-Markets-Bond-Fonds abgezogen worden. Aus
Aktienfonds wurden sogar 1,3 Mrd. Dollar in die entwickelten Märkte
umgeleitet. Dementsprechend hat auch der Aktienindex MSCI Emerging
Markets seit Anfang Januar 3% eingebüßt. Dies alles deutet nicht auf
einen Stimmungsumschwung zugunsten der Schwellenländeranlagen hin.

Die meisten Anleger sind sich wohl bewusst, dass die bisherigen
Wachstumsmodelle in vielen Schwellenländern an ihre Grenzen gestoßen
sind. So wies die russische Volkswirtschaft im dritten Quartal
keinerlei Wachstum mehr auf, und Brasilien kam auf anämische 2,5%.
Hinzu kommt, dass viele strukturelle Ungleichgewichte - wie die hohe
private Verschuldung - die Investoren weiter verschrecken.

Das alles spricht dagegen, dass 2014 das Jahr einer glanzvollen
Renaissance der Emerging Markets wird. Die Trendwende zum Besseren
dürfte noch eine ganze Weile auf sich warten lassen.

(Börsen-Zeitung, 18.1.2014)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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