(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Altlasten, Kommentar sich abzeichnenden Teilverkauf des amerikanischen Stahlgeschäfts durch ThyssenKrupp, von Andreas Heitker.

Geschrieben am 20-11-2013

Frankfurt (ots) - Der sich abzeichnende Teilverkauf des
amerikanischen Stahlgeschäfts durch ThyssenKrupp ist im Detail noch
nicht zu bewerten. Vor allem ist noch nicht klar, wie viel Cash
tatsächlich zum Schuldenabbau und zur Bilanzstärkung fließen wird und
ob eventuell doch noch weitere Wertberichtigungen fällig werden. Klar
ist aber heute schon, dass der Deal mit ArcelorMittal und Nippon
Steel - so er denn zustande kommt - auch Neujustierungen in der
Strategie notwendig machen wird.

ThyssenKrupp wird die Stahlhütte in Brasilien, für die der Konzern
keinen Käufer gefunden hat, wieder in die Bilanz nehmen und im
Stahlgeschäft den Fokus neu auf den brasilianischen Markt richten
müssen. Das war so eigentlich nicht geplant und könnte durchaus noch
weitere Investitionen nach sich ziehen, um sich im Markt auch
entsprechend zu positionieren. Das Geld für solche Investitionen hat
ThyssenKrupp eigentlich nicht, und die vorhandenen Mittel sollten
eigentlich in den Ausbau der Technologiesparten fließen, in denen
Vorstandschef Heinrich Hiesinger die Zukunft des Unternehmens sieht.

Dass der Verkauf der Stahlweiterverarbeitung in den USA nun wohl
gelingt, ist keine große Überraschung. Die Werke in Alabama galten
schon immer als die eigentliche Perle bei Steel Americas. Dass
ThyssenKrupp die Abgabe nun mit Lieferverträgen mit brasilianischem
Stahl verknüpft, hilft der dortigen Hütte für eine gewisse Zeit, ist
aber langfristig keine Lösung. Denn die wahrscheinlichen Käufer
Arcelor und Nippon wollen in Alabama natürlich auch ihren eigenen
Stahl unterbringen.

Aus dem eigentlich angestrebten Komplettausstieg aus dem
amerikanischen Stahlgeschäft wird wohl nichts mehr. Und das hängt
ganz offensichtlich auch mit Altlasten zusammen, die das frühere
Management hinterlassen hat. Dazu gehören zahlreiche
Sonderkonditionen, die einst dem Partner in Brasilien, dem Erzkonzern
Vale, gewährt wurden, vor allem um Abschreibungen auf das Investment
zu vermeiden. Diese Konditionen, etwa langfristige
Abnahmeverpflichtungen für Eisenerz, entwickeln sich heute mehr und
mehr zum Problem. Und Abschreibungen haben sie ja auch nicht
verhindert. 6,4 Mrd. Euro Wertberichtigungen sind bei Steel Americas
schon angefallen.

Es ist gut, dass sich Hiesinger im Verkaufsprozess nicht hat
erpressen lassen und mit einem Verkauf um jeden Preis nicht noch mehr
Werte vernichtet hat. Aber mit den Fehlinvestitionen in Übersee und
den Lasten der Vergangenheit wird ThyssenKrupp nun wohl noch lange
leben müssen.

(Börsen-Zeitung, 21.11.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

498022

weitere Artikel:
  • Grätzel gewinnt ersten UofL-Preis für erneuerbare Energie Louisville, Kentucky (ots/PRNewswire) - Der Schweizer Chemiker Michael Grätzel - bekannt für die Erfindung einer neuen Solarzelle, die im Vergleich zu Solarzellen auf Siliziumbasis einfacher und kostengünstiger herzustellen ist - hat den erstmals vergebenen und mit einem Preisgeld von 50.000 USD dotierten Leigh Ann Conn Prize for Renewable Energy [http://www.conncenter.org/leigh-ann-conn-prize/] der University of Louisville erhalten. Der als Professor und Direktor des Labors für Photonik und Grenzflächen (Laboratory of Photonics mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Energie / Heizöl Osnabrück (ots) - Verheizt Verbraucher sollten sich von der vermeintlich positiven Nachricht über das günstige Heizöl nicht in die Irre führen lassen: Wer auf diesen ineffizienten Energieträger setzt, verheizt bares Geld. Doch der ökonomische Anreiz allein reicht nicht für den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Die Politik muss beim Umstieg helfen, indem sie die Effizienz in der Wärmeproduktion stärker fördert. Bislang heizt noch fast jeder dritte Haushalt mit Öl, viel zu viele. Das gilt umso mehr, da die Gebäude mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Seehäfen Osnabrück (ots) - Teures Versagen Zu Recht bestehen die deutschen Seehäfen auf klare Aussagen zur Energiewende und Finanzierung der Infrastruktur. Mit der Offshore-Windenergie ist an der Küste beides unmittelbar miteinander verknüpft. Investitionen in diese wichtigen Projekte dürfen nicht länger aufgeschoben werden. Durch die anhaltende Unentschlossenheit der Bundes- und Landesregierungen ist bereits ein gewaltiger Scherbenhaufen entstanden. Die vor wenigen Jahren hoffnungsvoll aufgekeimte Offshore-Industrie steht in Deutschland mehr...

  • Roland Berger Strategy Consultants ehrt die drei Gewinner des "Best of European Business" (BEB) Award - Thema dieses Jahr: die deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen Berlin (ots) - - BMW gewinnt in der Kategorie Großunternehmen, Fuchs Petrolub in der Kategorie mittelständische Unternehmen und Federico Ghizzoni, CEO von UniCredit, wird zum "Italo-German Manager of the Year" gekürt - Roland Berger CEO Prof. Burkhard Schwenker: "Industrielle Kompetenz, Handwerkskultur und erfolgreiche Unternehmensführung sind Stärken Europas, auf die wir mit unserer Initiative Best of European Business aufmerksam machen und so ein europäisches Selbstbewusstsein fördern." mehr...

  • ScreenBeam Pro von Actiontec als Partner für drahtlose Display-Empfänger für Windows 8.1 gewählt -- Der drahtlose ScreenBeam Pro Display-Empfänger liefert das Windows 8.1 Erlebnis auf den großen Bildschirm Sunnyvale, Kalifornien (ots/PRNewswire) - Actiontec Electronics [http://www.actiontec.com/] gab heute bekannt, dass sein ScreenBeam Pro [http://www.actiontec.com/products/68.php] von Microsoft Corp. als bevorzugter drahtloser Display-Empfänger für Windows 8.1 Geräte gewählt wurde. Die beiden Unternehmen haben in den vergangenen sechs Monaten eng an der Bereitstellung des bestmöglichen Zweitschirmerlebnisses für Windows mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht