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Gemeinsame Presseerklärung IG BAU und ZDB: Kaum Nachwuchs, hohe Schäden, schlechter Ruf - Bilanz zu 10 Jahren fehlender Meisterpflicht im Fliesenlegerhandwerk: Ohne Korrektur stirbt der Berufszweig

Geschrieben am 01-11-2013

Berlin (ots) - Die Abschaffung der Meisterpflicht im Fliesen-,
Platten- und Mosaiklegerhandwerk war eine Fehlentscheidung zulasten
dieser Branche und der Verbraucher. Dies ist die Bilanz des
Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und der
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) nach bald zehn
Jahren Erfahrung mit der Novelle der Handwerksordnung (HwO). Die
Qualität in dem einstigen Vorzeige-Handwerk ist drastisch gesunken,
die Ausbildungsleistung eingebrochen.

Die Zahl der Fliesenlegerbetriebe hat sich seit In-Kraft-Treten
der HwO-Novelle mehr als verfünffacht. Waren im Jahr 2004 in
Deutschland etwa 12.000 Fliesenlegerbetriebe eingetragen, waren es am
31. Dezember 2012 über 68.000; darunter 18.500 Betriebe, deren
Inhaber aus den MOE-Staaten kommen. Vor In-Kraft-Treten der
HwO-Novelle im Jahr 2004 lag die Zahl der bestandenen
Meisterprüfungen im Fliesenlegerhandwerk konstant bei etwa 550 pro
Jahr, mittlerweile sind es nur noch knapp 100 Meisterprüfungen,
mithin ein Rückgang um 80 %. Auch die Ausbildungsleistung hat um mehr
als die Hälfte abgenommen. Wurden im Jahr 2002 deutschlandweit noch
knapp 4.500 Fliesenleger ausgebildet, so waren es im Jahr 2012 nur
noch etwas mehr als 2.000. Langfristig werden durch diese Entwicklung
qualifizierte Mitarbeiter und Meister fehlen, die eine
praxisorientierte Ausbildung vermitteln können.

Ursache für diese dramatische Entwicklung ist der Wegfall der
Meisterpflicht für Fliesenleger zum 1. Januar 2004 aufgrund der
HWO-Novelle. Jeder der möchte, kann sich ohne Nachweis einer
Qualifikation als Fliesenleger selbstständig machen. Dies führte zu
einem gnadenlosen Unterbietungswettlauf. Selbst florierende
Unternehmen sahen sich gezwungen, langjährige Mitarbeiter zu
entlassen. Diesen blieb nur der Weg sich - meist als Ein-Mann-Betrieb
- selbstständig zu machen, nicht selten als Scheinselbstständige. Als
solche haben sie keinen Anspruch auf den Tariflohn. Die Konkurrenz
mit wenig oder gar nicht qualifizierten Anbietern drückte ihr
Einkommen stetig weiter nach unten. Kaum einer der mittlerweile zu
Einzelunternehmern geschrumpften Betriebe bildet noch aus. Ohnehin
ist die Branche unter den bestehenden Bedingungen für den Nachwuchs
wenig attraktiv. Das Image hat zusätzlich gelitten, weil ohne
Fachkräfte die Qualität der Arbeit in Verruf geraten ist. Kunden
müssen mit gravierenden Mängeln rechnen, die Schäden in Höhe von
mehreren Tausend Euro nach sich ziehen.

"Der Wegfall der Meisterpflicht für Fliesenleger hat in eine
Sackgasse geführt", stellte der stellvertretende IG
BAU-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers fest. "Wird dem nicht
schnellstens entgegengesteuert, wird es in wenigen Jahren so gut wie
keine Qualitätsbetriebe in dieser Branche mehr geben. Das Know-how
ist dann ein für allemal weg und ein einst stolzer Handwerkszweig
damit Geschichte. Verbraucher, die dann verlässliche Qualität für
ihre Immobilie wollen, werden lange suchen und dabei viel Glück haben
müssen, bis sie einen qualifizierten Fachmann finden.

"Die Vielzahl der Einmann-Betriebe bereitet uns große Sorgen. Denn
sie bilden das Einfallstor für Illegalität am Bau. Sie erhalten die
Zulassung im Fliesenlegerhandwerk, treten aber als Kolonnen auf
Baustellen auf und verrichten eine Vielzahl von Tätigkeiten anderer
Gewerke, was zu Schäden weit über das eigentliche
Fliesenlegerhandwerk hinaus führt." Ergänzte Dr.-Ing. Hans-Hartwig
Loewenstein, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen
Baugewerbes.

IG BAU und ZDB fordern von der neuen Bundesregierung eine
Korrektur der HwO-Novelle. Es muss sichergestellt werden, dass Kunden
für ihr Geld fachgerechte Leistungen erhalten und nicht erst über
langwierige und oft aussichtlose Prozesse hohe Schadenssummen
einklagen müssen. Ein auch zukünftiges Angebot an Fach- und
Meisterleistungen wird es aber nur geben, wenn gut qualifizierte
Kräfte sich nicht weiterhin in Konkurrenz zu ungelernten
Dumpinganbietern gezwungen sehen. Der einfachste Weg dahin ist die
Rückkehr zur Meisterpflicht im Fliesen-, Platten- und
Moaiklegerhandwerk.

Darüber hinaus stärkt eine solche Entscheidung nicht nur das
Fliesenlegerhandwerk, sondern wäre ein starkes Zeichen für die duale
Berufsausbildung, um die Deutschland beneidet wird.



Pressekontakt:
Dr. Ilona K. Klein
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Kronenstr. 55-58
10117 Berlin
Telefon 030-20314-409, Fax 030-20314-420
eMail klein@zdb.de


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