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Senderangaben zum Informationsanteil irreführend - Otto Brenner Stiftung weist einseitige Interpretation zurück

Geschrieben am 08-10-2013

Frankfurt (ots) - SWR und NDR haben sich mit Pressemitteilungen
gegen die Inhalte einer OBS-Studie gewandt, in der in vergleichender
Perspektive eine Analyse der Programminhalte der Sender vorgenommen
wurde. In der Programmanalyse des profilierten Medienforschers
Joachim Trebbe, FU Berlin, wird ihnen ein geringer Anteil an
politischer Information und journalistischer Aufbereitung
gesellschaftlich kontroverser Themen nachgewiesen.

"Angesichts der relativ klaren Ergebnisse der Studie überraschen
die Reaktionen der Sender", sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der
Stiftung. Es erstaunt auch, "dass die Sender in ihren Stellungnahmen
die zentralen Aussagen der Studie mit selektiven und vergleichsweise
unbedeutenden Thesen zu widerlegen und offensichtlich eine kritische
Programmdebatte zu verhindern versuchen", fügte Legrand hinzu.

Insbesondere die Aussage des Geschäftsführers im Vorwort zur
Studie, dass Boulevardthemen und Ratgebersendungen einen wesentlichen
Anteil am Programm der Sender ausmachen, wurde mit dem Hinweis, dass
die Studie den Sendern ein vielseitiges Vollprogramm mit ca. zwei
Dritteln fernsehpublizistischer Formate attestiere, heftig
zurückgewiesen. Dies ist aus Sicht der Stiftung eine irreführende und
verkürzte Darstellung, die der Anlage und Reichweite der Studie nicht
gerecht wird.

Die Studie untersuchte zunächst die strukturelle Programmvielfalt.
Hier wird zwischen fiktionalen und nonfiktionalen
Unterhaltungssendungen einerseits und fernsehpublizistischen
Sendungen andererseits unterschieden. Als solche
fernsehpublizistischen Sendungen werden vor allem Sendungen mit
informativem Charakter (z.B. Nachrichtensendungen, Magazine, Sport
etc.) definiert. Hier stimmt die Aussage, dass bei einem sehr weiten
Informationsbegriff bei beiden Sendern der Anteil
fernsehpublizistischer Sendungen am Gesamtprogramm über 70% beträgt.
Bei einem engeren Informationsbegriff, der Sport und Unterhaltung
nicht berücksichtigt, liegt dieser Anteil bei 53% (SWR) und 49% (NDR)
- beides im Vergleich zu ARD/ZDF und auch zu den privaten Sendern
tatsächlich hohe Werte.

Zum Zweiten, und das ist der Kern der Studie, wurden diese
fernsehpublizistischen Sendungen auf inhaltliche Vielfalt und
gesellschaftliche Relevanz untersucht. Und genau hier setzt die
Kritik an, die im Vorwort der Studie formuliert wurde. Es wird nicht
die Vielseitigkeit der Programme in Abrede gestellt, sondern die
Gewichtung der verschiedenen Programminhalte problematisiert. Und
hier hat sich gezeigt, so Legrand, "dass politische Information und
gesellschaftlich kontrovers diskutierte Themen - gelinde gesagt -
stiefmütterlich behandelt werden".

Denn die 53% (SWR) bzw. 49% (NDR) Informationsanteil im engeren
Sinne teilen sich in lediglich 10% resp. 13% politische Publizistik
und Information über kontroverse gesellschaftliche Themen, und 43%
resp. 36% Service, Sach- und Ratgebersendungen auf. Dies wurde im
Vorwort mit der naheliegenden Zuspitzung "Garten, Kochen und Tiere"
umschrieben.

"Die Thematisierungsanalyse der Programme zeigt, dass der so
genannte Human-Touch-Bereich, also die Berichterstattung über
prominente Menschen, Emotionen, Unfälle und Verbrechen usw. im
Vergleich zu ARD und ZDF erhöht ist und hinsichtlich der
Prozentanteile an einem durchschnittlichen Sendetag vergleichbar mit
RTL ist", stellt der Autor Joachim Trebbe zudem mit Hinblick auf den
Anteil von 15 Prozent Human-Touch-Berichterstattung an der
Gesamtsendezeit fest.

Unpolitische Sach- und Ratgeberthemen haben beim SWR einen Anteil
von 28% an den gesamten Nachrichtensendungen, beim NDR 18,9%. Und
ebenso sind die Magazine keineswegs genuine Sendungen politischer
Information - der Anteil beträgt hier bei SWR 3,5%, bei NDR immerhin
17,4%. Angesichts dieser Datenlage sollte nach Einschätzung der OBS
auch über den hohen Anteil von Ratgeber- und Serviceangeboten bzw.
eine "Boulevardisierung" gesprochen und diskutiert werden können.

Die Stiftung appelliert an die Sender, sich ernsthaft und
unvoreingenommen der Debatte über die Programmgestaltung und die
zentralen Erkenntnisse der Untersuchung zu stellen. Medienkritik,
Gebührenzahler und die Vertreter gesellschaftlicher Gruppen in den
Rundfunkgremien sind aufgefordert, sich konstruktiv und aktiv an
dieser notwendigen Auseinandersetzung zu beteiligen.

Download, Reaktionen, die SWR- und NDR- Pressedienste und weiteres
Material unter: http://ow.ly/pB52U



Pressekontakt:
Otto Brenner Stiftung
Jupp Legrand
Geschäftsführung
Tel. 069 6693-2810
info@otto-brenner-stiftung.de

Autor
Prof. Dr. Joachim Trebbe
Freie Universität Berlin
Tel.: 030 838 57875
joachim.trebbe@fu-berlin.de


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