(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Nachholbedarf, Börsenkommentar "Marktplatz", von Thorsten Kramer.

Geschrieben am 04-10-2013

Frankfurt (ots) - An Europas Aktienmärkten kann die Anleger
zurzeit ganz offensichtlich nichts wirklich aus der Ruhe bringen.
Während in den USA der Budgetstreit eskaliert und die
Schuldenobergrenze bald erreicht ist, Ex-Ministerpräsident Silvio
Berlusconi Italien um ein Haar in eine Regierungskrise stürzt und die
Diskussion über weitere Finanzhilfen für Athen neues Futter erhält,
behaupten sich die maßgeblichen Indizes in der Nähe ihrer jüngst
erreichten Hochs. Der Dax büßte binnen fünf Tagen 0,4% ein, der
EuroStoxx50 kam sogar leicht voran. Die von vielen erwartete
Konsolidierung lässt also weiterhin auf sich warten.

Die Widerstandskraft der europäischen Aktienindizes ist ein Beleg
dafür, dass die meisten Investoren, die in den zurückliegenden
Monaten in Frankfurt, Paris, Madrid oder Mailand Positionen aufgebaut
und darauf bereits ansehnliche Gewinne verbucht haben, mit Blick auf
das Jahresende und darüber hinaus von einem weiteren Kursanstieg
überzeugt sind. Andernfalls hätten sie längst Kasse gemacht. Für
deren Zuversicht gibt es auch gute Gründe. Die Verschuldungskrise in
der Eurozone ist zwar längst nicht überwunden, die Lage scheint aber
unter Kontrolle. Die europäische Konjunktur fasst allmählich Fuß. Und
global gesehen verdichten sich die Signale, wie etwa der Anstieg des
Einkaufsmanagerindex für den chinesischen Servicesektor auf ein
Sechsmonatshoch zeigt, dass der Wirtschaft im neuen Jahr die von
Investoren erhoffte Erholung gelingt.

Nun lässt das Gebaren mancher US-Politiker befürchten, dass der
Haushaltsstreit die Märkte bis zur Monatsmitte zunehmend belasten
wird. Schließlich stehen schon jetzt - siehe die Warnung des
Internationalen Währungsfonds - erhebliche Bremseffekte für die
US-Konjunktur sowie - wohl eher theoretisch - sogar der
Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft im Raum. Dies wird
das Sentiment kurzfristig trüben. Finden Regierung und Opposition in
Washington wie erwartet aber rechtzeitig einen Kompromiss, spricht
vieles dafür, dass die Aktienmärkte weltweit vor einem weiteren
Anstieg der Notierungen stehen. Und dabei gelten Europas Märkte als
erste Wahl, weil sich hier gegenüber den bereits stark gestiegenen
Märkten in den USA und Japan erhebliches Nachholpotenzial aufgebaut
hat.

Im Jahresverlauf sind bereits Milliardensummen zurück an Europas
Aktienmärkte geflossen, die Investoren zunächst aus Furcht vor der
globalen Finanzkrise und schließlich wegen der Verschuldungskrise
seit dem Jahr 2007 abgezogen hatten - insbesondere in den
zurückliegenden Wochen. Allein im September investierten Anleger in
Exchange Traded Funds mit Fokus auf europäische Aktien umgerechnet
netto knapp 4 Mrd. Euro, zeigen Daten des Vermögensverwalters
BlackRock.

Berücksichtigt man Investmentfonds, summieren sich die
Nettomittelzuflüsse in den vergangenen Wochen auf 6,1 Mrd. Euro. Seit
Jahresbeginn legten Akteure mittels solcher Produkte somit bereits
knapp 13 Mrd. Euro in europäischen Aktien an. Gemessen am Niveau aus
dem Jahr 2007 tut sich indes immer noch eine große Lücke auf: Damals
hatten Anleger, wie Daten der Société Générale zeigen, mittels Fonds
rund 64 Mrd. Euro mehr als aktuell in europäische Dividendenwerte
investiert.

Trotz der hohen Summen, die bereits zurück an die Aktienmärkte in
der Eurozone geflossen sind, agieren viele Investoren nach wie vor
vorsichtig. Insbesondere, wenn sich Hoffnungen auf steigende
Unternehmensgewinne im Prognosetrend der Analysten abzeichnen, sollte
sich der Knoten aber weiter lösen. Interessant zu beobachten wird es
dann sein, wo Investoren den größten Nachholbedarf sehen: in
Deutschland, dessen Exportindustrie von einer globalen Erholung
profitieren dürfte, oder doch eher an den Börsen der großen
Peripherieländer Italien und Spanien, die stark unter der
Schuldenkrise leiden.

(Börsen-Zeitung, 5.10.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

489405

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Twitter Osnabrück (ots) - Kurznachrichten bringen kein Geld Die Welt in 140 Zeichen: Mit dem Kurznachrichtendienst Twitter steht der nächste spektakuläre Börsengang in der Internetbranche bevor. Wie schon Facebook vor anderthalb Jahren wird es auch Twitter zweifelsohne gelingen, hohe Summen einzustreichen. Mit einem Börsenwert von elf Milliarden Euro wäre das Unternehmen teurer als deutsche Größen wie Lufthansa, ThyssenKrupp oder die Commerzbank. Doch der Börsengang ist ein gewagter Schritt, das zeigen die Geschäftszahlen: Mit Kurznachrichten mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Börsengang von Twitter schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 5. Oktober 2013: Bremen (ots) - Am vergangenen Donnerstag ging ein Bild in rasender Geschwindigkeit um die Welt: Es zeigte einen Polizisten, der sich mit seinem Gewehr vor dem US-Kapitol in Position gebracht hatte. Verbreitet wurde es über den Kurznachrichtendienst Twitter - lange bevor andere Fotografen vor Ort waren, um die Amokfahrt einer Frau zu dokumentieren. Dies ist nur eines der vielen Beispiele, das verdeutlicht, welchen Stellenwert Twitter mittlerweile hat: Heute gehört der Nachrichtendienst zu den schnellsten Informationsmedien. Nach Unternehmensangaben mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Hoffnung versus Haben - Kommentar Ravensburg (ots) - Mit Twitter will wieder ein junger Internetriese an die Börse und wieder stellt sich die gleiche Frage: Wie verdient das Unternehmen eigentlich Geld? Statt dieser Frage wirklich nachzugehen, lassen sich Investoren jedoch offenbar mehr von Hoffnung, Begeisterung, blindem Vertrauen in Experten und auch Gier leiten. Im Gegensatz zu Facebook ist Twitter sogar bereits vor dem Börsengang defizitär. Twitter lebt von eingeblendeten Werbetweets, die der Konzern bislang jedoch nur sehr sparsam eingestreut hatte, um die Nutzer mehr...

  • Rheinische Post: Vodafone sagt Ausgründung des Servicebereiches ab / Niedrigere Gehälter für neue Mitarbeiter Düsseldorf (ots) - Nach monatelangem Streit verzichtet Vodafone Deutschland auf die Gründung einer eigenen Servicefirma. Dies kündigt Jens Schulte-Bockum, der Vorsitzende der Geschäftsführung, in einer internen Mail an, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe) vorliegt. Danach hat das Düsseldorfer Unternehmen den rund 2500 Beschäftigten im Servicebereich auch einen vierjährigen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zugesichert. Zudem erhalten die Standorte Ratingen, Bautzen, Hannover-Langenhagen, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Wirtschaft/Sepa Sparkasse verpatzt Sepa-Test - Doppelbuchungen bei tausenden Kunden Halle (ots) - Bei mehreren tausend Sparkassen-Kunden in Sachsen-Anhalt ist es nach einer Software-Umstellung zu doppelten Buchungen von Daueraufträgen gekommen. Zudem konnten die Aufträge nicht überall zum ursprünglichen Ausführungstag bearbeitet werden, berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Wochenendausgabe). Getestet worden war vor zwei Wochen die Umstellung auf den Sepa-Lastschriftverkehr. Inzwischen seien die Buchungen korrigiert und die betroffenen Kunden informiert worden, teilten am Freitag Sparkassen-Sprecher mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht