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Europäische Chemieindustrie: Konjunktur bleibt hinter Erwartungen der Branche zurück

Geschrieben am 30-09-2013

Düsseldorf (ots) - A.T. Kearney, CHEManager Europe und die
Westfälische Wilhelms-Universität Münster untersuchen
Kunden-Lieferantenverhältnis in der europäischen Chemieindustrie

Die Märkte für Chemieprodukte sind auch in den letzten 12 Monaten
volatil geblieben. Den meisten Chemieproduzenten ist es dennoch
gelungen, ihren Absatz zu steigern: 60 Prozent haben ein Wachstum von
bis zu zehn Prozent verzeichnet. Positiv hat sich die moderate,
teilweise rückläufige Entwicklung bei den Rohstoffkosten ausgewirkt.
Dennoch: Insgesamt hat sich das vergangene Jahr schwächer entwickelt,
als die Branche es vor einem Jahr vorausgesagt hatte. Jedes vierte
Chemieunternehmen musste einen Nachfragerückgang hinnehmen; das sind
deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Zu diesen Ergebnissen kommt
die C3X-Studie (Chemical Customer Connectivity Index), die die
Unternehmensberatung A.T. Kearney, CHEManager Europe und die
Westfälische Wilhelms-Universität Münster im Juni und Juli 2013 zum
siebten Mal durchgeführt haben. Dazu wurden rund 150 Führungskräfte
aus Chemie- und Kundenindustrien aus Europa, den USA, Indien,
Südkorea und China befragt. Für das kommende Jahr sind die
Studienteilnehmer wieder optimistischer. Rund drei Viertel der
Chemieproduzenten gehen davon aus, dass ihr Geschäft erneut um bis zu
zehn Prozent wachsen wird. Die Rohstoffkostenentwicklung wird weiter
moderat bleiben. Außerdem bestätigt die Studie: Chemieproduzenten
setzen zunehmend auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit ihren Kunden,
um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Trotz eines wechselhaften Marktumfelds ist es den meisten
Chemieproduzenten in den letzten 12 Monaten gelungen, ihren Absatz zu
steigern. 60 Prozent haben ein Wachstum von bis zu zehn Prozent in
ihren Auftragsbüchern verzeichnet. Dazu beigetragen hat die moderate,
teilweise rückläufige Entwicklung bei den Rohstoffkosten. Dennoch
blieb das Geschäft hinter den Erwartungen der Branche zurück. Bei
jedem vierten Chemieunternehmen schrumpfte die Nachfrage.

Der Ausblick ist positiv: Rund drei Viertel der Chemieproduzenten
gehen davon aus, dass ihr Geschäft in den kommenden 12 Monaten um bis
zu zehn Prozent zulegen wird.

Verfügbarkeit von Rohstoffen entspannt

Noch vor einem Jahr stand der Zugang zu alternativen Rohstoffen an
der Spitze der Anforderungen, die Kunden der Chemieindustrie in
punkto Nachhaltigkeitsmanagement an ihre Lieferanten stellen. In
diesem Jahr rangiert dieses Thema nur noch im Mittelfeld. Dass die
Rohstoffversorgung an Bedeutung eingebüßt hat, ist auch auf die
geringeren Energiekosten infolge des Schiefergas-Booms in den USA,
niedrigere Rohölkosten und die erhöhte allgemeine Verfügbarkeit von
Rohstoffen zurückzuführen.

Doch in dem Maße, wie sich die Verfügbarkeit von Rohstoffen
verbessert hat, rückt auch der Preis wieder stärker in den
Vordergrund. Dr. Tobias Lewe, Partner in der Chemie und Öl Practice
von A.T. Kearney, erklärt: "Rohstoffkosten machen in der
Chemieindustrie mitunter weit mehr als die Hälfte aller
beeinflussbaren Kosten aus. Im Sinne einer verbesserten
Wettbewerbsfähigkeit wird es nach wie vor darauf ankommen, dass die
Einkaufsabteilungen Spitzenleistungen erbringen und die Verfügbarkeit
zu wettbewerbsfähigen Preisen sicherstellen." Auch im weiteren
Verlauf der Lieferkette wird eine erstklassige Beschaffung eine immer
wichtigere Rolle spielen. Bereits heute arbeiten viele
Chemieunternehmen sowohl mit ihren Lieferanten als auch mit ihren
Kunden an einer Verbesserung ihres Beschaffungsmanagements sowie an
Zukunftsthemen etwa im Bereich Forschung und Entwicklung.

Zusammenarbeit entlang der Lieferkette nimmt zu

Eine intensive Zusammenarbeit zwischen Chemieproduzenten und ihren
Kunden nimmt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle ein. Seit der
Vorjahresbefragung hat der Anteil der Chemieunternehmen, deren
Zusammenarbeit mit ihren Kunden "hoch" oder "sehr hoch" ist, von 74
auf 84 Prozent zugelegt.

Auch die Kommunikation nimmt zu: 90 Prozent der befragten Kunden
bestätigen, dass sie in regelmäßigem Kontakt mit ihren Lieferanten
aus der Chemieindustrie stehen. Noch vor zwei Jahren waren dies
lediglich zwei von drei befragten Unternehmen. Verbesserungswürdig
ist indes nach wie vor der Austausch über die direkten Kunden hinaus.

Dazu Lewe: "Weniger als die Hälfte der Chemieunternehmen steht in
Kontakt mit den Kunden ihrer Kunden - ein seit Jahren unverändert
tiefer Wert, gemessen an der Bedeutung eben dieser Endkunden, wenn es
darum geht, differenzierende und maßgeschneiderte Produkte oder
Dienstleistungen anzubieten."

Der Nutzen einer verstärkten Zusammenarbeit ist klar: Die
Produzenten schätzen, dass sich allein in der rund 650 Milliarden
Euro großen europäischen Chemieindustrie Umsatz- und Kostenvorteile
von 30 Milliarden Euro und mehr erzielen lassen. Voraussetzung ist,
dass die Zusammenarbeit so ausgestaltet ist, dass alle mit ihr
verbundenen Aspekte vollumfänglich ausgeschöpft werden können.

Einer intensiveren Zusammenarbeit stehen laut der
Studienteilnehmer vor allem zwei Faktoren im Weg: Das Fehlen der
"richtig" qualifizierten Mitarbeiter (48 Prozent) und fehlendes
Vertrauen zu Dritten (46 Prozent).

Alle anderen Gesichtspunkte sind weitgehend unter Kontrolle: Nur
jedes fünfte Chemieunternehmen nennt eine mangelnde Unterstützung
durch das Top-Management, fehlende Strategie oder Steuerung sowie
fehlende Mechanismen zur Erfolgskontrolle als wesentliche
Hindernisse.

Robert Renard, Berater in der Chemie und Öl Practice von A.T.
Kearney, sagt: "Eine intensivere Zusammenarbeit kann auch dazu
beitragen, in anderen Bereichen gezielter auf Kundenanforderungen
einzugehen. Nach wie vor zeigt sich an vielen Stellen eine Diskrepanz
zwischen den Bemühungen der Chemieindustrie und den tatsächlichen
Kundenwünschen."

So zeigt die Studie, dass Chemieproduzenten den Themen
Marktbeobachtung und Vertriebseffizienz eine wesentlich größere
Bedeutung beimessen, als es die Kunden tun. Worauf es Letzteren
hingegen stärker ankommt, ist der Preis.

Neue Rolle für Distributoren

Die Studie legt nahe, dass sich die Marketing- und
Vertriebsmechanismen in der Chemieindustrie wandeln werden. Es wird
immer wichtiger werden, wertstiftende Services klar abzugrenzen und
im Sinne einer differenzierenden Preisgestaltung anzubieten.

Erste Veränderungen zeichnen sich bei der Rolle der
Chemiedistributoren ab, die von den Chemieunternehmen als eine der
wichtigsten Partnergruppen für eine verstärkte Zusammenarbeit genannt
werden.

Renard erläutert: "Bestand ihre Aufgabe ursprünglich darin, das
Kleinkundengeschäft zu übernehmen und die Komplexität bei den
Chemieunternehmen zu reduzieren, finden sich Distributoren zunehmend
in der Rolle eines Partners auf Augenhöhe wieder. Als solcher stellen
sie durch die Übernahme von Formulierungsschritten kundenspezifische
Produkte bereit statt nur zu verteilen. Oftmals sind sie sehr
flexibel und können schnell liefern. Durch das Zusammenstellen
komplementärer Produkt- und Leistungspakete bieten sie teilweise
sogar umfassende Lösungen für Chemiekunden an."

Neue Energiequellen haben keinen Einfluss auf
Investitionsentscheidungen

Neue Energiequellen haben einen überraschend geringen Einfluss auf
die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Nur ein Viertel der
Chemieproduzenten und weniger als jeder zehnte Kunde geben an, dass
die Verfügbarkeit neuer Energiequellen ihre
Investitionsentscheidungen bedingt beeinflusst hat.

Die Chemieindustrie plant, insbesondere in China weiter zu
investieren; Dies sagen 70 Prozent der Produzenten. Weitere
Investitionsziele sind Westeuropa (50 Prozent) und Nordamerika (43
Prozent). Die Befragung im Jahr 2011 hatte für Amerika einen deutlich
niedrigeren Wert hervorgebracht.

Auch auf Kundenseite führt China mit 46 Prozent der Antworten die
Liste an, gefolgt von Indien und Westeuropa (je 42 Prozent) sowie
Südamerika (27 Prozent).

Chemical Customer Connectivity Index

Zum siebten Mal haben die Unternehmensberatung A.T. Kearney,
CHEManager Europe und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster
(Institut für betriebswirtschaftliches Management im Fachbereich
Chemie und Pharmazie) das Kunden-Lieferanten-Verhältnis in der
europäischen Chemieindustrie analysiert.

Beteiligt haben sich Top-Manager von Chemieherstellern und
Unternehmen verschiedener Kundenindustrien aus verschiedenen
europäischen Ländern sowie aus den USA, Indien, Südkorea und China.
Bei den Kundenindustrien finden sich zahlreiche Branchen abgedeckt,
von der Automobil- über die Lebensmittel- bis hin zur
Kosmetikindustrie.



Pressekontakt:
A.T. Kearney GmbH
Meike Fuhlrott
Marketing & Communications Manager
+49 211 1377 2275 Direct
+49 175 2659 275 Mobile
meike.fuhlrott@atkearney.com


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