(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur FDP: Panik bei der FDP von Stefan Stark

Geschrieben am 19-09-2013

Regensburg (ots) - Im geplanten Stimmenraubzug bei der Union
offenbart sich das ganze Elend der Liberalen.

Jeder ist sich selbst der Nächste, wenn es ums nackte Leben geht:
Der versuchte Stimmenklau der FDP bei der Union erinnert an einen
Schiffbrüchigen, der in wilder Panik mit den Armen um sich rudert -
und kurz vor dem Ertrinken den Nebenmann unter Wasser drücken will.
Der Drei-Prozent-Schock bei der Bayern-Wahl ist den Liberalen derart
in die Knochen gefahren, dass nun alle Mittel recht erscheinen. Am
Sonntag geht es ums Ganze - wie die Partei auf ihren
Last-Minute-Wahlplakaten offen einräumt. Gut erkannt, Herr Rösler und
Herr Brüderle! Denn falls die Liberalen aus dem Bundestag fliegen,
wären sie ernsthaft in ihrer Existenz gefährdet. Also werfen die
Parteistrategen den gelben Rettungsring in Form der
Zweitstimmenkampagne aus. "Wer Merkel will, wählt FDP", heißt der
zweite Slogan, aus dem die schiere Verzweiflung spricht. Wer sich
aufs Christkind freut, kauft sich einen Osterhasen, könnte man in
dieser Logik weiterspintisieren. Dennoch nimmt die Bundeskanzlerin
den geplanten Raubzug des Koalitionspartners als ernste Bedrohung
wahr. Sollte die Kampagne nur zu einem Teil verfangen, könnte sich -
wenn auch in abgemilderter Form - das Niedersachsen-Debakel
wiederholen. In Hannover verhinderte die Stimmen-Wilderei der
Liberalen im Januar dieses Jahres den CDU-Ministerpräsidenten
McAllister. Das wird das schwarze Lager wie einen ewigen
Phantomschmerz quälen. Ein weiterer Wahl-Coup der FDP im Bund würde
zwar kaum verhindern, dass die Union wieder das stärkste Lager
stellt. Er könnte Angela Merkel aber so schwächen, dass sie bei
Koalitionsverhandlungen - egal mit welchem Partner - kräftig
zurückstecken müsste. Gut verständlich also, dass die Kanzlerin der
FDP nun keinen Stich gönnen will. Mit dem Streit erwecken Union und
Liberale nicht den Eindruck, dass sie sich gegenseitig als
Wunschpartner sehen. Wenn Merkel dennoch betont, dass sie auch mit
nur einer Stimme Mehrheit erneut auf ein Bündnis mit der FDP setzen
würde, spricht aus ihr die kühle Pragmatikerin: Mit einem
potenziellen Partner SPD, der für eine erneute Beteiligung an einer
großen Koalition einen hohen Preis verlangen würde, hätte die
Kanzlerin ein viel schwierigeres Spiel als mit Liberalen, die sich
auf Gedeih und Verderb an die Union gekettet haben. Totgesagte leben
länger. Diesen Spruch haben FDP-Politiker stets bemüht, wenn die
Partei es trotz desas-tröser Umfragewerte in ein Parlament schaffte.
Das kann natürlich auch am Sonntag noch einmal klappen. Doch wenn
eine Partei nur noch gewählt werden will, um ihr eigenes Überleben zu
sichern - und genau das signalisiert die FPD kurz vor Torschluss -
läutet sie sich selbst das Sterbeglöckchen. Mit den inhaltsleeren
Slogans degradieren sich Rösler und Brüderle zu Hülsen, anstatt die
Stärken der Partei zu betonen - wie die weltoffene
Gesellschaftspolitik oder den Kampf gegen die Datensammelwut. Wenn
die Liberalen in den vergangenen vier Jahren wirklich so erfolgreich
mitregiert haben, wie sie selbst von sich behaupten, muss etwas ganz
gewaltig schiefgelaufen sein. Denn in den Umfragewerten schlägt sich
die angebliche 22-Milliarden-Euro-Entlastung der Bürger und
Unternehmen, die die FDP als politischen Erfolg für sich reklamiert,
nicht nieder. Entweder haben die Liberalen ihre Wohltaten nicht gut
genug verkauft. Oder die Wähler wenden sich enttäuscht ab, weil sie
sich nach den großen Ankündigungen des Jahres 2009 einfach mehr von
der FDP erwartet haben, als eine kleine Dividende aus den sprudelnden
Steuereinnahmen. Es gibt einen weiteren Erklärungsversuch: Die
Legislaturperiode liefert den wissenschaftlichen Beweis für das
Merkel'sche Gesetz (der Koalitionspartner wird ganz automatisch auf
Zwergengröße geschrumpft). Darin mag ein Teil der Wahrheit liegen.
Doch Kapitäne, die einen 14,6-Prozent-Dampfer in ein
Fünf-Prozent-Floß verwandeln, tragen allein die Verantwortung, wenn
am Ende alles sinkt.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

486713

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Twitter-Kampagne #SchauHin: Viel Ignoranz von Sebastian Heinrich Regensburg (ots) - Wieder fegt ein Sturm gegen Diskriminierung durchs Netz. Diesmal gegen Alltagsrassismus - ein Thema, über das wir eine Debatte bitter nötig haben. Denn davon, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln wirklich akzeptiert sind, sind wir hierzulande weit entfernt. Immer noch kommen Menschen wegen ihrer Hautfarbe nicht in Lokale, werden Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund an Schulen und Unis diskriminiert. Immer noch wettern Fußballfans über eine Nationalelf, in der kaum "richtige Deutsche" spielen. Unser mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur U18-Wahl: Kinder nicht unterschätzen von Maria Gruber Regensburg (ots) - Es ist das Gegenteil von Politikverdrossenheit, was meine Kollegin Kathrin Wieland und ich als U18-Beauftragte der MZ-Redaktion erlebt haben: Wir lernten einen 17-Jährigen kennen, der sich seit längerer Zeit in einem solchen Maße mit Politik befasst, dass er als MZ-Juniorreporter Interviews mit Kandidaten für die Bundestagswahl führen konnte - und das auf hohem Niveau. Wir haben Jugendliche kennengelernt, die den letzten Tag ihrer Sommerferien opfern, um sich an einem Planspiel zu beteiligen, bei dem ein Gesetz mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Assad ist nicht zu trauen Karlsruhe (ots) - Syriens Diktator Assad pokert hoch: Wenn die Vereinigten Staaten wollen, dass die Chemiewaffen vernichtet werden, sollen sie dafür zahlen. Und auch beim Tempo fehlt es Assad am nötigen Elan. Es werde lange dauern, bis die Giftgas-Vorräte vernichtet seien, ließ er die Weltöffentlichkeit wissen. Bis morgen soll Assad Klarheit schaffen über die Lage der unterirdischen Bunker mit ihren tödlichen Giftgas-Waffen. Niemand wird allerdings mit letzter Sicherheit wissen, ob der Diktator aus Damaskus dann auch wirklich alle mehr...

  • Rheinische Post: Fleischverbot in der Tengelmann-Zentrale Düsseldorf (ots) - Der Inhaber der Tengelmann-Grupe, Karl-Erivan W. Haub, hat für heute (Freitag) in der Kantine seiner Hauptverwaltung ein Fleischverbot verhängt. Wie die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Freitagausgabe) berichtet, will Haub damit gegen eine Forderung der Grünen protestieren. Haub sagte der Rheinischen Post: "Die Grünen fordern einen fleischlosen ,Veggie Day' pro Woche für Deutschlands Kantinen. Um zu verdeutlichen, was eine solche Bevormundung bedeutet, setzt die Tengelmann-Gruppe das heute einmalig mehr...

  • Rheinische Post: Lammert warnt vor Umfragen am Wahltag Düsseldorf (ots) - Bundestagspräsident Norbert Lammert hat vor Verwechslungsgefahren durch Umfrageveröffentlichungen am Wahltag gewarnt. "Die täglichen Wasserstandsmeldungen der jeweils neuen Ergebnisse bis zum Wahltag halte ich nicht für eine Errungenschaft", sagte der CDU-Politiker der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag-Ausgabe). Nach Lammerts Ansicht sollten sich Veröffentlichungen sogar am Wahltag "von selbst verbieten". Er verwies darauf, dass eine "Verwechslung von Umfragen und Wahlergebnissen" kaum zu mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht