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Weser-Kurier: Zum Burkini-Gerichtsurteil schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 12. September 2013:

Geschrieben am 11-09-2013

Bremen (ots) - Was hätte wohl Friedrich II. zu dem Urteil gesagt?
Jener Friedrich, der dafür warb, dass jeder nach seiner Fasson selig
werden möge. Der König plädierte Mitte des 18. Jahrhunderts für
Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten, gegenüber Katholiken und
Hugenotten. Und die Frage ist fast 300 Jahre später: Ja, um Himmels
Willen, warum können muslimische Schülerinnen nicht nach ihrer Fasson
selig werden - ohne Schwimmunterricht? Ein tolerantes und durch und
durch demokratisches Land wie Deutschland kann das doch verkraften.
Klar, kann es, aber es geht - auch - ums Prinzip. Man stelle sich
vor: Aus religiösen Gründen bleiben Musliminnen dem Schwimmunterricht
fern, der Sexualkunde sowieso, auch Zeugen Jehovas verweigern sich
bestimmtem Unterrichtsstoff; aus ideologischen Gründen schicken
Eltern ihre Kinder nicht in die Schule, sondern unterrichten sie
selber; aus Weltanschauuungsgründen lassen feministische Mütter ihre
Kinder nicht von Männern unterrichten und so
weiter
...Weit hergeholt? Gewiss, aber Borniertheit
kann viele Facetten haben. Selbst wenn die Familie vor Gericht
gewonnen hätte, sie hatte längst verloren; und nicht nur sie: Die
Eltern werden zu Stellvertretern muslimischer Familien schlechthin
gemacht. Ihr Verhalten hat den teils verzweifelten
Integrationsbemühungen einen Bärendienst erwiesen. Es schürt
Vorurteile, provoziert Stammtischparolen und fördert anti-muslimische
Ressentiments. Selbst der weltoffenste Mensch wird sich kaum des
Gedankens erwehren, warum das Kind keine marokkanische Schule
besucht, wenn der Schwimmunterricht für es so furchtbar ist, dass
Gerichte angerufen werden müssen. Leiden unter einer neuerlichen
unerfreulichen Debatte über deutsche Leitkultur werden aber nicht nur
die vielen, vielen, vielen Integrierten und Integrationsbereiten auf
beiden Seiten, leiden wird vor allem die Schülerin: Sie muss
Unterrichtsstunden besuchen, die von ihren Eltern für - gelinde
gesagt - anstößig gehalten werden. Und man kann sich wohl sicher
sein, dass das arme Ding in seiner Klasse ohnehin schon Außenseiterin
ist. Das relativiert die Sorge der Eltern um das Seelenheil der
Tochter. Doch das ist die Fundamentalregel blinden Eifers: Allein die
Religion bestimmt, was unglücklich zu machen hat - und sei es der
Anblick von Jungs in Badehose.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

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