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Westdeutsche Zeitung: Prüfer legen Bericht zum Organspende-Skandal vor = von Peter Lausmann

Geschrieben am 04-09-2013

Düsseldorf (ots) - Dutzendfach "systematische Falschaussagen",
mutmaßlich getrieben vom Prestige- und Geschäftsdenken der Ärzte und
Transplantationskliniken - das ist eine der stärksten Kombinationen,
mit der man das Vertrauen in die Organspende vernichten kann. Dass
neben Göttingen, Leipzig und München nun auch Münster betroffen ist,
hat für das Ergebnis kaum noch Auswirkungen. Die Spendebereitschaft
in Deutschland ist in einem historischen Tief. Denn viele Bürger
fragen sich: Welche Rolle spiele ich in dem System, das sich unter
Medizinern die "Königsklasse der Chirurgie" nennt? Helfe ich
Todkranken, oder bin ich in erster Linie Mittel zum Zweck für eine
von Eitelkeit getriebene Branche?

Die Politik sowie Kassen und Medizinerverbände haben seit Beginn
des Skandals vor einem Jahr reagiert und vieles reformiert: Die
Manipulation der Warteliste ist künftig strafbar, es gibt bessere
Kontrollen sowie eine unabhängige Prüfstelle. Sinnvolle Schritte,
aber erst ein Anfang. Ein Beauftragter des Bundestages, wie von der
SPD gefordert, könnte ein weiterer Impuls für den Wiederaufbau des
Vertrauens sein und dem Umbruch ein Gesicht geben. Vorausgesetzt er
ist mehr als eine Marionette, die von der Medizinlobby gesteuert
wird.

Neben dem permanenten Druck auf die Transplantationszentren durch
unangekündigte Kontrollen muss sich eine neue Stufe der Transparenz
durch die Veröffentlichung der Prüfberichte ergeben. Wobei normale
Bürger realistischerweise wohl nicht erwarten können, dass diese auch
für Laien ohne Weiteres verständlich sind. Aber es würde die
gegenseitige Kontrolle der untereinander konkurrierenden
Krankenhäuser ermöglichen. Was aber für jeden nachvollziehbar sein
muss, sind die Richtlinien, nach denen Ranglisten erstellt und Organe
vergeben werden. Es ist eine ethische Frage, dass Spender die Wege
kennen, die ihre Organe und die Empfänger zusammenführen. Hier
besteht noch deutlich Diskussionsbedarf.

Denn bei allen positiven Ansätzen: Es wird Jahre dauern, bis sich
die Organspende von dem Skandal erholt hat. Das Tragische: So lange
werden Spender den Ärzten ihre Hilfe verweigern und damit eigentlich
die schwer kranken Patienten treffen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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