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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum TV-Duell

Geschrieben am 28-08-2013

Bielefeld (ots) - Kein »Tatort« in der ARD, kein Liebesfilm im
ZDF, kein Kino-Blockbuster bei RTL: Wer am Sonntag um 20.30 Uhr
durchs Fernsehprogramm zappt, sieht immer dieselben Hauptdarsteller:
Angela Merkel und Peer Steinbrück. Gleich vier der wichtigsten Sender
übertragen das TV-Duell der beiden Spitzenpolitiker, nämlich ARD,
ZDF, RTL und Pro7. Ein TV-Sender hätte auch gereicht, aber das lässt
das kleinkarierte Proporzdenken der öffentlich-rechtlichen Anstalten
und der privaten Konkurrenz nicht zu. Alle wollen sich damit
schmücken, das Kanzlerduell übertragen zu haben. Am Montag werden sie
dann die hohen Einschaltquoten feiern, schließlich wollen 52 Prozent
der Deutschen nach einer Umfrage den Schlagabtausch zwischen der
Kanzlerin und ihrem Herausforderer live mitverfolgen. Man könnte das
Ganze als kurios belächeln - so wie die unverständliche Praxis, dass
ARD und ZDF gleichzeitig von den Olympischen Spielen berichten,
obwohl es reichen würde, wenn nur ein Reporterteam hinführe und
unsere Gebühren ausgibt. Aber wenn es um das Kanzlerduell geht, ist
die Vierfach-Übertragung nicht nur albern, sondern auch irreführend.
Da will zum Beispiel Pro7 plötzlich den Eindruck erwecken, als sei
Politik im Programm wichtig. Die Münchner brüsten sich damit, dass
»ihr« Stefan Raab den wichtigsten Politikern kritische Fragen stellt.
Dabei findet politische Information ansonsten so gut wie gar nicht
statt. Das jüngst erschienene »Jahrbuch Landesmedienanstalten und
privater Rundfunk in Deutschland« beweist es. Bei den
Programmanalysen fand die Arbeitsgemeinschaft der
Landesmedienanstalten (ALM) heraus: »Politische Informationen finden
sich in den Programmen von Pro7 und Kabel1 in einem Umfang von
weniger als drei Minuten pro Tag.« Bei Sat1 sind es 18, bei RTL 20
Minuten, bei Vox fünf und bei RTL2 ganze 3,5 Minuten. Pro7 ist eine
Abspielstation für US-Sitcoms und Filme - warum auch nicht? Mit
dieser Strategie fährt der Sender gut, aber er sollte bitteschön
nicht gleichzeitig so tun, als ob Politik plötzlich für ihn wichtig
wäre. Angesichts der Zahlen klingt es schon kurios, was der
Pro7/Sat1-Vorstandschef Thomas Ebeling im Juni sagte: »Wir sind davon
überzeugt, dass es als Medienkonzern unsere Aufgabe ist, die
demokratische Gesellschaft in Deutschland zu stärken.« Mit
Nachrichtensendungen, die auf Infotainment setzen, und Raabs
Polittalkshow »Absolute Mehrheit« ist es aber nicht getan, Herr
Ebeling. Um Klartext zu reden: Die Übertragung des Duells Merkel
gegen Steinbrück soll das Image des Unterhaltungssenders aufpolieren
- nichts weiter. Zum Vergleich: Laut ALM-Studie brachten ARD und ZDF
im vergangenen Jahr täglich zwischen 2,5 und vier Stunden Politik.
Fazit: Dass vier Sender das TV-Duell übertragen, ist überflüssig und
erweckt beim Zuschauer einen falschen Eindruck.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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