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Börsen-Zeitung: Griechischer Salat, Kommentar zur Staatsschuldenkrise von Detlef Fechtner

Geschrieben am 26-08-2013

Frankfurt (ots) - In der wieder entfachten Debatte über ein
drittes Hilfspaket für Griechenland werden ständig neue Ideen
ventiliert. Die vielen Vorschläge sollen signalisieren, dass eine
Finanzierung auch über Sommer 2014 hinaus kein Problem sei - sogar
ohne Schuldenschnitt. So wird es zumindest behauptet.

Griechenlands Finanzminister Yannis Stournaras ist besonders
kreativ und fantasievoll. Er rührt seit Tagen munter die buntesten
Zutaten zusammen. Heraus kommt dabei aber nur großer Salat. Denn die
Elemente sind bei der Einzelansicht wesentlich problematischer, als
es der Minister gerne hätte.

Beispiel Rekapitalisierung: Die Idee, den griechischen
Schuldenberg abzubauen, indem bisher geflossene Mittel für
griechische Banken nachträglich als Direkthilfen des Euro-Schirms
umdefiniert und an Athens Haushalt vorbeigeleitet werden, klingt
simpel. Da aber Iren und Spanier das Gleiche fordern, wäre Euroland
zur Gleichbehandlung gezwungen - mit der Folge, dass der ESM
rückwirkend um viele Milliarden entleert würde. Das aber lassen weder
Deutsche noch Finnen oder Österreicher zu.

Beispiel Zinssenkungen: Der Vorschlag, die Zinsen der vergebenen
Hilfskredite für Hellas erneut zu senken, stößt an Grenzen. Ohnehin
müssen die meisten Euro-Länder bereits selbst mehr für ihre
Kapitalaufnahme am Markt zahlen als Griechenland für die von ihnen
bereitgestellten Kredite. Nennenswerte weitere Vergünstigungen sind
deshalb quasi nur als subventionierte Kredite möglich.

Beispiel Rückkehr an den Anleihemarkt: Die Überlegung
Griechenlands, bereits im Herbst 2014 wieder Bonds zu begeben, ist
enorm ehrgeizig. Es sei denn, die Nachfrage würde gezielt gestützt
werden, etwa durch Käufe der Notenbanken. Das freilich würde neue
Risiken für die Kapitalgeber bedeuten.

Beispiel EU-Strukturfonds: Auch die Vorstellung, man müsse nur das
Angebot an Fördermitteln aus Brüssel erhöhen, um Athens Finanznot zu
mildern, leitet irre. Schon jetzt gibt es nicht genug förderwürdige
Projekte, um die Möglichkeiten auszuschöpfen. Mehr Geld ins
Schaufenster zu stellen, ist daher nicht erfolgversprechend. Und
ungenutzte Mittel umzuwidmen, ist aus gutem Grund komplizierter, als
es mancher gerne hätte, der rasch an Geld kommen muss.

Kurzum: Auch wenn die nächste Finanzierungslücke Griechenlands
deutlich kleiner sein wird als die vorangegangene, dürfte es nächstes
Frühjahr viel schwieriger werden, sie zu stopfen, als es derzeit
mancher Minister glauben machen will.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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