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DER STANDARD-Kommentar: "Sturm im Wasserglas" von Karin Pollack

Geschrieben am 20-08-2013

"In der Debatte um die Weitergabe von Patientendaten werden
Argumente vermischt"; Ausgabe vom 21.08.2013

Wien (ots) - Während Österreichs Gesundheitspolitiker in Alpbach
über die Missstände diskutieren, bricht aus Deutschland die Debatte
zu Patientendaten herein. Ein US-Unternehmen, das für die
Pharmaindustrie Daten sammelt: Das klingt in der aktuellen Debatte
rund um grassierende Bespitzelungsskandale wirklich böse. Nicht nur
die CIA schnüffelt, auch die Industrie steckt ihre Nase in Dinge des
täglichen Lebens. Das ist eigentlich fast noch schlimmer, weil die
Daten zu Leib und Leben ja besonders schützenswert sind. Privatheit
in Fragen der persönlichen Gesundheit ist zu Recht ein wertvolles
Gut, weil Missbrauch persönliche Nachteile (beim Arbeitgeber zum
Beispiel) nach sich ziehen könnte. Im Grunde genommen werden hier
aber zwei unterschiedliche Debatten vermischt. Die Datensammler aus
den USA wollen herausfinden, welche Medikamente in Europa
verschrieben werden. Im Land der Optimierungsstrategien geht es
darum, sich Klarheit am Markt zu verschaffen. Die Ergebnisse solcher
Untersuchungen könnten Patienten sogar zugutekommen. Wenn
Arzneimittel verschrieben und nicht eingenommen werden, muss es
Gründe dafür geben - die Nebenwirkungsprofile von Medikamenten
könnten auf diese Weise für Produzenten ersichtlich werden. Im besten
Fall verbessern sie Wirkstoffe und nehmen solche, die nicht
eingenommen werden, vom Markt. Dass US-Arzneimittelfirmen über den
Gesundheitszustand eines Max Müller informiert sein wollen und dessen
Arbeitnehmer über eine Depression Auskunft geben wollen, ist nicht
wahrscheinlich. Wesentlich mehr fürchten könnten sich die Ärzte,
deren Verschreibungspraxis über diese Art der Datenerhebung
transparent würde. Die volle Kontrolle in eigenen Belangen ist der
Ärztekammer extrem wichtig, dafür geht sie normalerweise auf die
Barrikaden. In diesem Fall ist es schwierig, denn die vom
Datenskandal betroffenen Ärzte haben ja selbst dem Procedere
zugestimmt und kassieren ein Honorar dafür. Reich werden sie mit den
400 Euro jährlich nicht, insofern löst sich auch der potenzielle
Vorwurf, dass es sich um skrupellose Geschäftemacherei handeln
könnte, in Luft auf. Die Ärzteschaft, die sich in den vergangenen
Jahren immer mehr als Anwalt ihrer Patienten aufspielt, hat ihre
Aufklärungspflicht verletzt. Sie hätte ihre Patienten über ihr Tun im
Vorfeld informieren sollen. Damit hätte sie den jetzt kursierenden
Verschwörungstheorien von vornherein allen Wind aus den Segeln
genommen. Vielleicht - und das ist wahrscheinlicher - waren sich die
Ärzte der potenziellen Gefahr von Missbrauch nicht bewusst. Wirklich
gefährlich wäre, wenn durch diese Affären die elektronische
Krankenakte infrage gestellt würde. Nach dem Motto: "Wir Ärzte haben
euch Menschen gewarnt, dass so die Tür zum gläsernen Patienten
sperrangelweit offen steht."In einer vernetzten Welt ist die
medizinische Datensammlung und -abrufbarkeit wichtig. Um mögliche
Wechselwirkungen verschiedener Medikamente zu vermeiden, die Leben
kosten könnten, und um Doppelt- und Dreifachuntersuchungen zu
verhindern, denn sie belasten das finanziell geforderte
Gesundheitssystem. Wo Daten gesammelt werden, muss auch ausgewertet
werden dürfen. Dass dies nicht unbedingt zum Schaden, sondern zum
Nutzen von Patienten passiert, diese Lehre könnte man aus diesem
kleinen Skandal im Sommerloch ziehen.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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