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"Wir müssen Sat.1 neu erfinden": Senderchef Nicolas Paalzow will RTL ärgern

Geschrieben am 27-06-2013

Köln (ots) - "Zu lange hat Sat.1 Angst gehabt, sich von seinem
Markenkern zu entfernen ohne zu merken, dass der einfach viel zu
klein geworden ist." Schonungslos analysiert Sat.1-Geschäftsführer
Nicolas Paalzow im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de die Fehler
seiner Vorgänger und erklärt seine Strategie für den Privatsender. Zu
der gehören deutsche Fiction, "Big Brother", weitere internationale
Hit-Formate und ausdrücklich wieder journalistische Kompetenz.

An Geschäftsführern mangelte es dem Fernsehsender Sat.1 in den
vergangenen Jahren nicht. Dafür aber an Erfolg. Das will Nicolas
Paalzow ändern und beginnt mit einer ehrlichen Analyse der Fehler,
die es zu korrigieren gilt. "Wir können nicht so weitermachen wie
bisher, und das nicht nur aufgrund der Marktanteilssituation, sondern
auch, weil manche Formen der Unterhaltung ihren Zenit einfach
überschritten haben", sagt der Sat.1-Geschäftsführer im Gespräch mit
dem Medienmagazin DWDL.de. "Die spezielle Herausforderung bei Sat.1
ist, dass man in der Vergangenheit so viele Wege eingeschlagen hat
und doch keinen richtigen Schritt vorankam. Wir werden im nächsten
Jahr 30 Jahre alt und sind im Grunde im 30. Lebensjahr gerade dabei,
uns neu zu erfinden. Die Unternehmensgeschichte hätte für meinen
Geschmack natürlich auch etwas anders aussehen können." Deswegen
müsse man jetzt die Ärmel hochkrempeln oder wie Paalzow es selbst
formuliert: "Das Rennen läuft und wir müssen bei Sat.1 die Reifen
während der Fahrt wechseln ohne aus der Kurve zu fliegen."

Erfolge wie "The Voice Kids" oder gerade aktuell "Got To Dance" im
Showbereich sowie die Serien "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle"
geben Rückenwind; die US-Serie "Homeland" war gut fürs Image, aber
Nicolas Paalzow hat noch viel zu tun. "Zu oft hieß es intern wie auch
extern gegenüber Produzenten, die mit frischen Ideen kamen: ,Das will
der Sat.1-Zuschauer nicht sehen'. Diesen Satz will ich nicht mehr
hören. So wurde Sat.1 über viele Jahre gemacht und das eben leider
nicht mit dem größtem Erfolg", erklärt Paalzow. "Einen Vorwurf wird
man Sat.1 am Ende diesen Jahres nicht mehr machen können: Dass wir
nicht alles gegeben hätten. Dass wir zu wenig versucht hätten. Ein
Problem der Vergangenheit war sicher, dass Sat.1 sich zu wenig zum
Beispiel um internationale Hit-Formate gekümmert hat. Zu lange hat
sich Sat.1 aber gute internationale Formate nicht nur wegschnappen
lassen - man hat sich gar nicht dafür interessiert." Das sei
inzwischen anders: "Wir sind da jetzt nicht kühn, aber mutig
herangegangen und haben uns viele neue Ideen gesichert. 'Got to
Dance' war ein erster wahrnehmbarer Aufschlag, 'The Taste' und
'Hell's Kitchen' werden folgen."

Aber nicht nur im Genre Kochen will Sat.1 mit großen
internationalen Hit-Formaten punkten. Der Sender holt auch "Big
Brother" zurück - zunächst in einer Promi-Version. Paalzow dazu: "Wir
wollen handwerklich perfekt gemachte Unterhaltung. Ich scherze immer
mit den Kollegen und sage: Unser Ziel muss sein, schon im ersten Jahr
für den Grimme-Preis nominiert zu werden." Sollte "Promi Big Brother"
gut laufen, wäre mehr denkbar. "Das würde dann so manche Fantasie
freisetzen. Klar ist ja jetzt schon: Die Marke 'Big Brother' ist
zurück im deutschen Fernsehen - und das bei uns." Mehr investieren
will Sat.1 künftig in Serien und Filme. "Deutsche Fiction bei Sat.1
muss weiter an Bedeutung gewinnen. Wir werden nicht nur in neue
Einstunden-Serien investieren, sondern auch das Genre deutsche
Sitcoms wiederbeleben. Das ist längst überfällig", sagt der
Senderchef und fügt hinzu: "Starke Fiction kann den Markenkern eines
Senders festigen wie kein anderes Genre." Mit dieser Strategie ist
Paalzow zuversichtlich, noch häufiger RTL überholen zu können. "Wir
schlagen RTL an immer mehr Abenden. Noch nicht immer, aber immer
öfter. In dieser Rolle fühlen wir uns wohl und das war vor einem Jahr
noch undenkbar. Ich glaube, in aller Bescheidenheit, dass RTL der
Wettbewerb mit Sat.1 gefehlt hat."

Doch an der Kölner Konkurrenz orientieren will man sich nicht.
"Wir müssen anders sein als RTL, wir müssen besser sein als der
deutsche Standard in dem jeweiligen Genre, und jedes Format, das wir
an den Start bringen, muss eine neue Komponente mitbringen. Man kann
die Themen nicht neu erfinden, aber sie neu erzählen", sagt der
Sat.1-Geschäftsführer im DWDL.de-Interview. "Sat.1 muss insgesamt
positiver, leichter, angenehmer zu konsumieren werden." Und auf die
Daytime bezogen ergänzt er: "Diese Fehlentwicklung, dass wir uns am
Nachmittag von RTL dazu verleitet haben lassen, so krawallig zu
werden, müssen wir beenden." Viel Arbeit bedeutet das vielleicht
ehrgeizigste Ziel von Nicolas Paalzow - der Ausbau der
journalistischen Kompetenz: "Sat.1 hat den Anspruch, auf Augenhöhe
mit ARD, ZDF und RTL zu sein, also brauchen wir einfach auch Fläche,
um uns Themen zu widmen, die wie zuletzt das Jahrhunderthochwasser
unsere Zuschauer ganz aktuell bewegen. Und mit unseren
Sondersendungen mit Marc Bator haben wir uns ja auch sehr tapfer
geschlagen. Wir brauchen Gefäße, in denen wir unsere journalistische
Relevanz beweisen können. Und unsere Zuschauer müssen wir auch wieder
daran gewöhnen. Wir müssen Journalismus wieder fest bei uns im
Programm verankern." Ein deutlicher Kurswechsel nach der Abschaffung
von mehreren Magazinen und Nachrichtensendungen vor wenigen Jahren.
Paalzow: "Das war damals ganz klar ein Fehler. Aktuelle Relevanz
gehört für mich ausdrücklich auch dazu, wenn ich sage, wir wollen aus
Sat.1 Deutschlands schönstes Unterhaltungsfernsehen machen."



Pressekontakt:
Thomas Lückerath
Chefredakteur
Medienmagazin DWDL.de
Telefon: 0221 30216730
eMail: lueckerath@dwdl.de


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