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Börsen-Zeitung: Wettbewerb der Notengeber, Kommentar zum Boom bei Mittelstandsanleihen und deren Bonitätseinschätzung, von Martin Dunzendorfer.

Geschrieben am 25-06-2013

Frankfurt (ots) - Seit Herbst 2012 rollt die aktuelle Welle der
Mittelstandsanleihe-Emissionen. Und sie wird immer höher. Es vergeht
keine Woche, ohne dass nicht mindestens ein Unternehmen einen Bond
ankündigt. So wurden bislang 100 Mittelstandsanleihen ausgegeben; das
Gesamtvolumen beträgt rund 4,5 Mrd. Euro. Grund für den Boom ist
einerseits das niedrige Zinsniveau, das Emittenten nutzen, und
andererseits die attraktive Verzinsung, die Anlegern im Verhältnis zu
Triple-A-Staatsanleihen oder Unternehmen mit starkem Investment Grade
winkt.

Klar, dass sich unter die vielen seriösen und konservativ
bilanzierenden Adressen auch Unternehmen mischen, deren
Geschäftsmodell auf (zu) wackligen Beinen steht. Besonders unangenehm
fielen auf Solar- und Windenergie spezialisierte Emittenten auf. So
sind bis jetzt rund ein halbes Dutzend Zahlungsausfälle zu beklagen
und jeder weitere fügt dem Ruf der Mittelstandsanleihen und den
Börsensegmenten, in denen sie notiert sind, Schaden zu.

Das ist verheerend, denn die Finanzierung wird für deutsche
Mittelständler immer schwieriger, etwa durch die verschärfte
Bankenregulierung und weitere Kapitalanforderungen wie Basel III.
Dies führt zu einer restriktiven Kreditvergabe, zu höheren
Sicherheitsanforderungen an die Schuldner und zu mehr Covenants, also
bestimmten Klauseln oder (Neben-)Abreden in den Kreditverträgen und
Anleihebedingungen, mit denen der Kreditnehmer oder Anleiheschuldner
während der Laufzeit bindende Zusicherungen macht.

Eine sorgfältige Bewertung der Unternehmen und ein im Zweifel eher
zu vorsichtiges als zu optimistisches Rating tun also not. Denn nur
wenn sich die Investoren darauf verlassen können, dass sie ihr
eingesetztes Kapital samt Verzinsung wiederbekommen, werden der Boom
der Mittelstandsanleihen und der Aufschwung bei Privatplatzierungen
mehr als nur ein vorübergehendes Phänomen sein.

Ob die von Standard & Poor's angekündigte
Mittelstandsbonitätseinschätzung diesem Anspruch gerecht wird, bleibt
abzuwarten, zumal diese Prüfung explizit nicht für öffentlich
gehandelte Mittelstandsanleihen, sondern mit Blick auf Schuldscheine
und privatplatzierte Bonds konzipiert ist, womit man in Konkurrenz
etwa zu Euler Hermes tritt. Aber gut ist die Entwicklung in jedem
Fall, denn woran es bislang mangelt, ist ein Qualitätswettbewerb. Wer
die Dominanz von S&P und Moody's weltweit moniert, muss froh sein
über Konkurrenz für Creditreform und Scope in Deutschland.

(Börsen-Zeitung, 26.6.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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