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DER STANDARD-KOMMENTAR "Hausgemachtes Chaos de luxe" von Andrea Schurian

Geschrieben am 05-06-2013

Das Salzburger Trauerspiel rund um Alexander Pereira war
vorhersehbar - Ausgabe vom 6.6.2013

Wien (ots) - Manchmal herrscht sogar unter Festspielkuratoriums-
und Politbüromitgliedern pure Glückseligkeit. Etwa im Mai 2009, als
sie - ohne Hearing - Alexander Pereira, damals Zürcher Opernchef, zum
Nachfolger von Jürgen Flimm kürten. Ex-ÖBBlerin Wilhelmine Goldmann,
von Bundesministerin Claudia Schmied ins Kuratorium entsandt, jubelte
über den neuen Intendanten als einen "stabilisierenden Faktor in der
schwierigen Wirtschaftslage": Er sei "Garant für eine sichere Fahrt
durch unsichere Zeiten". Heute weiß man nur eines ganz sicher: dass
gar nichts sicher ist. Nicht einmal, wie lange Pereira bleiben darf.
Nicht nur Salzburgs Bürgermeister wäre ihn lieber heute als morgen
los. Dabei outete gerade er sich seinerzeit als Wortführer der
Pereira-Fraktion: "Er war", bekannte Heinz Schaden froh, "mein
Wunschkandidat. Und es hat nur wenige Minuten gedauert, bis alle
Kuratoriumsmitglieder ebenso überzeugt waren." Er hole weltweit die
Besten, weshalb auch die Ressortministerin damals hoffnungsvoll
tönte: "Mit Pereira gehen die Festspiele in eine gute Zukunft.
"Derzeit pflegt Schmied allerdings wieder ihre Lieblingstugend: Sie
schweigt. Vielleicht denkt sie ja darüber nach, wie sinnvoll
Politiker und/oder ihre Abgesandten im Kuratorium sind. Das Chaos de
luxe, in das sich die Salzburger in atemberaubendem Tempo begeben,
war vorhersehbar. Es begann damit, dass die vereinigte
Festspielintriganz aus Stadt, Land und Bund Jürgen Flimms logischen
Nachfolger, den damaligen Konzertchef Markus Hinterhäuser, im
wahrsten Sinn des Wortes im Vorraum sitzen ließ. Mit seiner
Interims-Intendanz 2011 zeigte er, wie und dass er's bestens könnte.
Nun ist Hinterhäuser, leider, bei den Wiener Festwochen unter Vertrag
und bis 2016 für das Salzburger Hoch-Amt nicht verfügbar. Pereira
wiederum holte man hauptsächlich, weil er ein weltbekannter
Sponsorengeld-Schnorrer ist. So trieb er für 2013, gemeinsam mit
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, 17 Millionen Euro
Sponsorengelder auf. Ihm nun genau diesen Drang zum großen Geld
vorzuwerfen, zeugt von selektivem Erinnerungsvermögen. Hat man sein
Konzept nicht verstanden? Abzuwarten ist, wie sehr sich die Sponsoren
von dem Gezerre an der Salzach beeindrucken lassen; ob sie bleiben -
oder mit ihren Millionen lieber Pereira an die Mailänder Scala folgen
werden, wann immer er dorthin übersiedeln wird. Pereira selbst trug
das Seine zur Entfremdung bei, indem er gleich sein erstes
Salzburgjahr mit Rücktrittsandrohungen pflasterte. Oder seiner
Präsidentin indirekt mangelnde Kompetenz unterstellte und ankündigte,
das "Weltunternehmen Festspiele" endlich international zu verkaufen.
Doch sich mit Rabl-Stadler zu matchen, hat noch keinem Intendanten
gut getan. Nun sitzt sie fester im Sattel denn je. Und zieht, bestens
vernetzt, die Fäden. An einem dieser Fäden könnte Sven-Eric Bechtolf
als intendantische Notlösung zappeln, ehe Hinterhäuser wieder für
Salzburg frei ist. Doch der Abteilungsleiter für Schauspiel hatte
noch im Vorjahr seinen Verbleib kategorisch ausgeschlossen, sollte
Pereira zurücktreten: "Er ist mon général. Wenn er geht, würde auch
ich mein Köfferchen packen." Andererseits: Unter Bechtolfs
professioneller Regie könnte jedermann in dem Salzburger Trauerspiel
Auf-, An-, Ab- und Rücktritte durchaus noch ein bisschen besser
proben.

Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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