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Börsen-Zeitung: Tollhaus, Kommentar zur Lufthansa von Peter Olsen

Geschrieben am 06-05-2013

Frankfurt (ots) - Im Grunde hätte Wolfgang Mayrhuber bereits vor
einem Jahr seinen Verzicht auf eine Zuwahl in den Aufsichtsrat der
Deutschen Lufthansa erklären sollen. Denn schon seinerzeit gab es
heftige Kritik an den Plänen, die den Österreicher, der die Airline
zwischen 2003 und 2010 führte, heute als "Wunschkandidat" zum
Nachfolger von "Mr. Lufthansa" Jürgen Weber an die Spitze des
Kontrollgremiums befördern sollen.

Vor einem Jahr warf Weber sein ganzes Gewicht als Lufthansa-Retter
in die Waagschale, um Mayrhuber trotz aller Kritik an dessen
"Fehlentscheidungen" durchzusetzen. Aber die kritischen Stimmen
verstummten nur vorübergehend und waren zuletzt so stark vernehmlich,
dass Mayrhuber gestern früh, offenbar von den Attacken frustriert,
seinen Verzicht auf Zuwahl in den Aufsichtsrat erklärte. Dass
wiederum hat viele auf dem falschen Fuß erwischt und zu intensiven
Gesprächen mit den besonders kritischen Investoren geführt.
Missverständnisse mussten beseitigt werden. Am gestrigen Abend konnte
nach der Aufsichtsratssitzung dann als Erfolg der Bemühungen
verkündet werden: der neue Kandidat für den Aufsichtsrat ist der alte
- Mayrhuber. Tollhaus Lufthansa!

Ende gut, alles gut? So einfach werden sich die kritischen Geister
nicht verscheuchen lassen. Nach wie vor stoßen sich viele Investoren
an der deutschen Übung, dass der frühere Vorstandsvorsitzende an die
Spitze des Aufsichtsrates wechselt, wenn auch erst nach einer
zweijährigen Cooling-off-Periode. Daran und an einer Vielzahl von
anderweitigen Aufsichtsratsmandaten Mayrhubers hat sich vor allem die
einflussreiche Institutional Shareholder Services (ISS) gestoßen,
nach deren Empfehlungen viele ausländische Investoren abstimmen.
Mayrhuber droht deshalb weiterhin ein vergleichsweise schlechtes
Abstimmungsergebnis auf der heutigen Hauptversammlung in Köln. Ob der
66-Jährige gut beraten ist, nach dem Hickhack doch anzutreten, wird
sich zeigen.

Und der "Kulturkampf" zwischen deutscher Corporate Governance und
amerikanischer Investorensicht nimmt erst Fahrt auf. So wird die
Kapitalseite in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen akribisch auch
nach dem Anteil unabhängiger Vertreter durchleuchtet. Wer enge
Geschäftskontakte zu dem Unternehmen pflegt, gilt als nicht
unabhängig genug.

Die Verantwortlichen in den Investor-Relations-Abteilungen müssen
ihre Arbeit schnell hinterfragen. Denn dass im Falle Lufthansa die
Situation unmittelbar vor dem Aktionärstreffen hochkochen würde,
sollte sich schon zeitig angekündigt haben.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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