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Gesundheitsvorsorge in der Schule - Die Zahnärzte machen es vor / Prävention: Sozialpädiater fordern Stärkung des Öffentlichen Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes

Geschrieben am 16-04-2013

Recklinghausen (ots) - Bei der Vorsorge zeigen die Zahnmediziner
Flagge: Zum Beispiel in Rheinland-Pfalz. Dort sagt die
Arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Pirmasens-Zweibrücken bereits
seit 30 Jahren dem Karies erfolgreich den Kampf an. Über 10.700
Kinder im Vorschul- und Kindesalter werden dort regelmäßig vom
Zahnarzt untersucht. Und das mit Erfolg. So ist in den vergangenen
zehn Jahren bei Erstklässlern das Kariesrisiko um 50 Prozent
gesunken. Auch in anderen Bundesländern werden jahrgangsbezogene
zahnärztliche Untersuchungen in Kindergärten und Schulen so
konsequent durchgeführt, dass sich die Zahn- und Mundgesundheit von
Kindern deutlich verbessert hat.

Die Präventionsbemühungen sind dort besonders erfolgreich, wo
niedergelassene Zahnärzte, kassenfinanzierte Prophylaxefachkräfte und
insbesondere der kommunale öffentliche (Zahn-) Gesundheitsdienst
erfolgreich zusammenwirken, sagt Dr. Ulrike Horacek,
Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie
und Jugendmedizin (DGSPJ). Die aktuellen Bemühungen der
Bundesregierung, die "Primärprävention und Gesundheitsförderung in
der Kommune" zu verbessern, sollten nach dem Vorbild aus der
Zahnprophylaxe nun auch auf die allgemeine Kinder- und
Jugendgesundheit übertragen werden, fordert die DGSPJ.

Ein besonderer Nachholbedarf besteht bei der Gesundheitsprävention
in der Schule. Bislang fehlen gerade in dieser besonders prägenden
Lebensphase jedes Kindes weit reichende Strategien etwa zur
Verhaltensprävention. Mit Hilfe von flächendeckenden
sozialpädiatrischen Schuluntersuchungen könnten über die
Krankheitsfrüherkennung hinaus frühzeitig entwicklungs- und
schulrelevante Beeinträchtigungen aufgedeckt sowie Nachsorge und
Beratung der Eltern verbessert werden.

Dort, wo der öffentliche Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
(KJGD) nicht weiter abgebaut wird, profitieren die Kinder von seiner
spezifischen sozialpädiatrischen Erfahrung. Während Erwachsenen
heutzutage auf der Basis des Arbeitsschutzgesetzes immer bessere
Beratungen durch betriebsmedizinische Dienste als
gesundheitsfördernde Maßnahme angeboten werden, ist dies für Kinder
und Jugendliche nicht hinreichend der Fall. Horacek: "Ihr
Arbeitsplatz Schule wird zu wenig als solcher verstanden und
gestaltet."

Dabei ist die Schule ein idealer Ort, um gerade Familien mit
geringen Sozial- und Bildungsressourcen zu erreichen und
gesundheitsförderliches Verhalten etwa über Schulsprechstunden
anzubieten. Ernährung, Bewegung, Umgang mit Stress und psychischen
Belastungen sind klassische Themen. Gesundheitsbewusste aktive Lehrer
sollten dabei aber durch Experten wie Schulärzten, Schulschwestern
und Schulpsychologen oder Schulsozialarbeitern unterstützt werden.

Bei älteren Schülern besteht besonderer Handlungsbedarf. Eine
Untersuchung des Gesundheitsamts Münster belegt, dass 70 % aller
Haupt- und Realschüler aus Ängsten oder Scham Ärzte nur aus akuten
Gründen aufsuchen und ansonsten Arztkontakte eher meiden. Es zeigte
sich aber zugleich, dass viele nach Beratung durch den öffentlichen
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst doch zum Aufsuchen eines Arztes
motiviert werden konnten, stellt Horacek immer wieder fest. Dieser
Brückenschlag ins Regelversorgungssystem gelingt zumeist über
schulärztliche Sprechstunden. Die Bereitschaft der Schüler, sich
dabei einem kompetenten und empathischen Schularzt anzuvertrauen, ist
überraschend hoch. Dies kann sogar dazu führen, dass Jugendliche dem
Schularzt Gewalterfahrungen anvertrauen und über ihn Hilfe suchen.

Der KJGD im Öffentlichen Gesundheitsdienst erfüllt genau diese
wichtige Brückenfunktion in der Prävention. Die Umsetzung gestaltet
sich in denjenigen Bundesländern besonders schwierig, in denen der
ÖGD im Wesentlichen kommunalisiert wurde und so am schmalen Tropf der
kommunalen Finanzen hängen.

Doch gerade die Investitionen in den KJGD zahlen sich aus, weil
sie nachweislich positive Auswirkungen haben, nur eben oft indirekt
und zeitlich verzögert. So wie dies zum Beispiel bei den Frühen
Hilfen der Fall ist. Nach einer Untersuchung des Nationalen Zentrums
Frühe Hilfen erbringt jeder früh investierte Euro mindestens 17 Euro
Rendite. Aber der Effekt wird nicht unbedingt an derselben Stelle
erzielt, wo er investiert wird, sondern macht sich an anderen Stellen
bemerkbar. So werden später Jugendhilfekosten oder Krankheits- und
Krankheitsfolgekosten reduziert. Nur ist für solche präventive
Maßnahmen an Schulen ein langer Atem erforderlich, den bisher noch
keine Bundesregierung aufbringen wollte, kritisiert die DGSPJ. Dass
sich aber längerfristig angelegte Strategien politisch und finanziell
durchaus auszahlen, dafür ist die Zahnprophylaxe das beste Beispiel.



Pressekontakt:
Dr. Ulrike Horacek
Kinder- und Jugendärztin
Leiterin des Gesundheitsamtes Kreis Recklinghausen
DGSPJ- Vorstandsmitglied
Mail: u.horacek@kreis-re.de


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