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Westdeutsche Zeitung: Spielball der Mineralölkonzerne = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 26-03-2013

Düsseldorf (ots) - Mehr als zehn Jahre nach Einführung des Euro
sollte die Zeit des Umrechnens eigentlich vorbei sein. Aber fast
jeder, der mit der D-Mark aufgewachsen ist, multipliziert Preise in
Gedanken immer noch mit 1,95583 beziehungsweise mit zwei. Und schon
ist es kein großer Trost mehr, dass die Mineralölkonzerne zu Ostern
nicht den üblichen ganz großen Schluck aus der Preispulle nehmen,
sondern sich scheinbar mit moderaten Erhöhungen zufriedengeben
wollen. Aber der Schein trügt. Wenn Superbenzin in Deutschland im
Durchschnitt derzeit 1,62 Euro kostet, dann ist das eine ganze Menge
Geld. Der Gegenwert sind beispielsweise fast drei Liter Vollmilch,
annähernd ein Pfund Butter oder fast ein Kilo Bananen. In der alten
Währung ausgedrückt, sind es etwa 3,20 Mark - für einen Liter Benzin.
Sollte noch jemand daran gezweifelt haben, dass Autofahren ein teures
Unterfangen ist, dürfte diese Rechnung alle Zweifel beseitigen.

Die Politik hat das Thema als populär erkannt und versucht seit
Jahr und Tag, dem Treiben der Ölkonzerne Einhalt zu gebieten.
Demnächst soll die sogenannte Transparenzstelle den Preisanstieg
stoppen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr das nicht
gelingen wird. Das ist in diesem Fall nicht ganz so tragisch, weil es
nicht zu den Aufgaben der Politik gehört, sich in die Preisbildung
einzumischen. Angebot und Nachfrage regeln, was ein Produkt in
Deutschland kostet. Das Verfahren hat sich über Jahrzehnte bewährt.
Produkte, die ihren Preis nicht wert sind, werden billiger oder
verschwinden letztlich vom Markt.

Doch das Verhältnis der Deutschen zu ihren Fahrzeugen gilt weithin
als ungewöhnlich. Dafür spricht, dass Autofahrer aus sehr
wahrscheinlich unbegründeter Angst vor Folgeschäden auf billigeren
E10-Kraftstoff verzichten. Dennoch haben sie es in der Hand, sich von
den Ölkonzernen nicht weiter schamlos in die Tasche greifen zu
lassen. Wer etwa nicht jeden noch so kurzen Weg mit dem Auto
zurücklegt, wer bei der Anschaffung eines Wagens auch dessen
Verbrauch ins Kalkül zieht, wer sich die Fahrt zur Arbeit mit
Kollegen teilt, wer zwischendurch auch einmal auf Bus und Bahn setzt,
der kann den Preis für Treibstoff beeinflussen - besser als
Transparenzstellen, besser als die Politik.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de


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