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Frankfurter Neue Presse: "Enttäuschter Draghi verspottet Deutsche"

Geschrieben am 07-03-2013

Frankfurt am Main (ots) - Dass Politiker, Banker und Anleger an
seinen Lippen hängen, wenn er spricht, dass jedes seiner Worte auf
die Goldwaage gelegt wird, weiß Mario Draghi selbst am besten.
Entsprechend weiß der EZB-Präsident seine Worte genau einzuschätzen,
ist er - um mit dem französischen Autor Gustav Flaubert zu sprechen -
stets bemüht, "le mot juste", das treffende Wort, zu finden. Das hat
der gerissene Geldpolitiker immer wieder bewiesen. Vor allem im
vergangenen Sommer, als er versprach, die EZB werde "im Rahmen ihres
Mandats alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten" und
hinzufügte: "Und glauben Sie mir - es wird ausreichen."

Die über Spaniens und Italiens Schuldenberge nervös gewordenen
Märkte beruhigten sich daraufhin in der Erwartung, dass die EZB im
Notfall unbegrenzt Staatsanleihen kaufen wird. Kurz darauf beschloss
die EZB, genau solch ein Programm aufzulegen. Sicherte er mit diesen
Worten den Fortbestand der Gemeinschaftswährung, so waren diese auch
der Anfang des Bruchs mit der Bundesbank und der Mehrheit der
Deutschen. Seitdem vergeht kaum eine Woche, in der aus Deutschland
nicht kritische Stimmen zur EZB laut werden - beispielsweise aus
Furcht vor Inflation oder dem Verlust der Unabhängigkeit der EZB.

Bislang begegnete Draghi der hiesigen Kritik charmant und
sachlich. Bis gestern: Da entschloss er sich, über die "Angst of the
week" zu witzeln. Was nur als klarer Seitenhieb auf die Unkenrufe zu
werten ist, die mit Blick auf die EZB-Politik von Bankern und
Politikern hierzulande zu hören sind. Denn der Begriff "Angst" hat
sich zwar längst in der englischen Sprache eingebürgert. Aber es
handelt sich dabei eindeutig um einen Germanismus. Einen, der eine
generalisierte Angststörung, eine unbegründete diffuse Furcht zum
Ausdruck bringt. Treffender hätte Draghi wohl verdeutlichen können,
was er inzwischen von der Nörgelei der Deutschen hält. Lange hat er
sich bemüht, die Deutschen für sich zu gewinnen - enttäuscht reagiert
er nun mit Spott.

Den kann ihm zwar niemand verbieten. Aber Rücksicht auf die
Meinung im wichtigsten Euro-Land wird der EZB-Präsident weiterhin
nehmen müssen. Schließlich sitzt mit Jens Weidmann sein größter
deutscher Kritiker im EZB-Rat. Und mag dieser auch seine - bislang
sehr erfolgreiche Euro-Rettungspolitik - nicht verhindern können.
Falls der EZB-Präsident - vielleicht in Italien - sein Versprechen
aus dem Sommer wahr machen muss, wird er die uneingeschränkte
Unterstützung des Rates benötigen, um schnell handeln zu können. Die
gestrige Entscheidung, den Leitzins nicht weiter zu senken, mag da
schon Ausdruck dieser Rücksichtnahme gewertet werden.



Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407


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