(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Fauler Kompromiss, Kommentar zur vorläufigen Einigung zwischen Demokraten und Republikanern im Streit über den US-Staatshaushalt, von Peter De Thier.

Geschrieben am 02-01-2013

Frankfurt (ots) - Nach dem kurzfristigen Sturz von der
gefürchteten "Fiskalklippe" haben US-Präsident Barack Obama und die
republikanische Opposition zwar für eine sanfte Landung gesorgt.
Beide Kongresskammern haben Steuererhöhungen für wohlhabendere
Haushalte abgesegnet und damit womöglich die nächste Rezession
verhindert. Aber dringend notwendige Sparmaßnahmen wurden erneut auf
die lange Bank geschoben. Bei der Einigung handelt es sich um einen
faulen Kompromiss, denn gelöst ist die Schuldenkrise der weltgrößten
Volkswirtschaft noch längst nicht.

Seitdem Präsident George W. Bush von seinem Vorgänger Bill Clinton
2001 einen ansehnlichen Haushaltsüberschuss von 236 Mrd. Dollar
geerbt hat, sind die Vereinigten Staaten nämlich immer tiefer in die
roten Zahlen gerutscht. Ursache dafür sind neben den Kriegen in Irak
und Afghanistan auch jene Steuersenkungen, die Bush damals
durchsetzen konnte, wenn auch befristet. Die Staatsschulden haben
zwischenzeitlich die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung der USA
überstiegen, die damit auf griechische Verhältnisse zusteuern.

Um den Staatshaushalt wieder ins Lot zu bringen, sind umfangreiche
Reformen notwendig. Steuererhöhungen für die Reichen sind nur ein
Beginn. Auch müssen Obama und die Republikaner sich auf sinnvolle
Sparmaßnahmen einigen und insbesondere gesetzliche Ausgabenprogramme
anpacken. Demografische Veränderungen werden während der kommenden
Jahrzehnte nämlich dazu führen, dass sowohl die staatlichen
Krankenversorgungsprogramme als auch die gesetzliche
Rentenversicherung verstärkt in Anspruch genommen werden.

Ohnedies handelt es sich bei der nun gefundenen Übereinkunft um
nichts anderes als einen Aufschub der Hinrichtung, der weder das
Vertrauen in die US-Wirtschaft stärkt noch in die Fähigkeit der
Politiker, ernsthafte Fortschritte zu erzielen. Dass Obamas Freude
über seinen vermeintlichen Etappensieg sich in Grenzen hielt, ist
daher verständlich. Denn er weiß sehr wohl, dass er nur wenige Wochen
von der nächsten Schlacht entfernt ist. Sehr bald werden nämlich jene
Bilanztricks erschöpft sein, mit denen Finanzminister Timothy
Geithner die staatliche Schuldengrenze derzeit umgeht. Auch werden in
zwei Monaten automatische Ausgabenkürzungen greifen, die dann immer
noch das Wachstum abwürgen könnten. Ein umfassender, breit angelegter
Haushaltskompromiss ist unverzichtbar. Sonst wird sich das ganze
Debakel gerade wiederholen.

(Börsen-Zeitung, 3.1.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

439271

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Autoproduktion in China Bielefeld (ots) - Es war nur eine Frage der Zeit: Dass die Chinesen in diesem Jahr mehr Autos produzieren als alle europäischen Hersteller zusammen, ist keinesfalls eine Überraschung. Während in der Volksrepublik die Wirtschaft weiter boomt, der Absatz an Fahrzeugen nach wie vor eine steigende Tendenz zeigt, haben die vor allem auf Europa fokussierten Autobauer mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Das trifft derzeit die Franzosen ebenso hart wie auch Opel und mit Abstrichen Fiat- und die europäische Ford-Produktion. Zwar spielen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Arbeitsmarkt Bielefeld (ots) - So viele Menschen hatten in Deutschland noch nie einen festen Arbeitsplatz - 41,5 Millionen. Ein schöner Rekord. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Erwerbstätigen seit sechs Jahren klettert. Die Entwicklung zeigt, wie robust die hiesige Wirtschaft inmitten des kriselnden Europas immer noch ist. Seit langem macht der Ausdruck vom Jobwunder die Runde. Doch wie geht es weiter? Glaubt man den Prognosen der Experten, so wird es auch 2013 keinen Rückschlag am Arbeitsmarkt geben. Auch das ist angesichts der sich abschwächenden mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Organ-Spenden Stuttgart (ots) - Es ist richtig, nach schärferen Kontrollen und härteren Sanktionen zu rufen: Wenn jetzt erwogen wird, bei der Erstellung von Untersuchungsunterlagen das Vier-Augen-Prinzip einzuführen, so offenbart dies Lücken, die Spielräume für Manipulationen lassen. Diese Lücken müssen zügig geschlossen werden. Ebenso wichtig ist es, zu überlegen, ob 47 Transplantationszentren in Deutschland nicht zu viele sind für die wenigen Organe, die hierzulande vergeben werden. Rund 150 000 Euro bekommt eine Klinik legal für eine mehr...

  • WAZ: Kein Grund zum Jubeln. Kommentar von Frank Meßing Essen (ots) - Seit sechs Jahren hangelt sich die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland von einem Rekord zum nächsten. Seit gestern wissen wir, dass 41,5 Millionen Menschen einer Beschäftigung nachgehen. Der Mega-Wert ist aber nur auf den ersten Blick ein Grund zum ungehemmten Jubel. Denn in die Statistik fließen sowohl voll sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer ein, aber auch Personen in Arbeitsgelegenheiten, Wehr-, Ersatz- und Sozialdienstleistende und mithelfende Familienangehörige. Die Erwerbstätigen-Zahl erfasst mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zu Verkehrsinfrastruktur/Pkw-Maut Frankfurt/Oder (ots) - Wer viel fährt, tankt viel. Und zahlt so viel wie noch nie. Natürlich kann man sich fragen, ob nicht Ausländer für die Benutzung unserer Wege zahlen sollten. Schließlich entrichten wir anderswo auch Maut. Das wäre zwar eine Frage der Gerechtigkeit - aber nicht des Geldes: Der Anteil der Ausländer am deutschen Verkehr liegt bei gerade fünf Prozent. Stattdessen dreht man den Autofahrern in Flächenländern noch mehr die Luft ab. Hier nimmt man weite Wege in Kauf, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Bei teurer Maut mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht