(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Ägypten braucht den Westen - Leitartikel

Geschrieben am 06-12-2012

Leutkirch (ots) - Die Panzer vor dem Präsidentenpalast in Kairo
markieren nicht das Ende des Arabischen Frühlings in Ägypten. Das
Land am Nil, das viele Deutsche schon besucht haben, um die Pyramiden
zu sehen oder einfach die Sonne zu genießen, ringt um einen Weg in
die Zukunft. Muslime, Christen und säkulare Ägypter wollen eine
freie, eine demokratische Gesellschaft. Präsident Mohammed Mursi, der
in den USA studiert hat, möchte dagegen ein konservativ-religiöses
Land. Als wichtiger Partner der Ägypter im Tourismus, beim Militär
und im Kulturaustausch hat die Bundesrepublik Deutschland durchaus
Möglichkeiten, dem Plan des Präsidenten entgegenzusteuern. Präsident
Mursi muss an seine eigene Geschichte erinnert werden. Als vor knapp
zwei Jahren die Muslime, Christen und Säkularen gegen den Diktator
Hosni Mubarak auf die Straßen gingen, hielten sich Islamisten wie
Mursi zunächst zurück. Sie warteten erst einmal ab, wie der Kampf
zwischen den Demonstranten und den Schlägertrupps von Mubarak
ausgehen würde. Die ersten freien Wahlen haben dann Mursi und die
Seinen sehr knapp gewonnen. Seitdem hält sich der Präsident an alle
internationalen Verträge, auch jene mit Israel, er hat das Militär
hinter sich gebracht und einen Waffenstillstand im Gazastreifen
vermittelt. So weit, so gut. Nun aber versucht Mursi im
Hauruckverfahren die Verfassung in seinem islamistischen Sinne zu
ändern. Jene, die gegen ihn protestieren, sind wieder Muslime,
Säkulare und Christen, die ihren Platz in der Gesellschaft behalten
wollen. Dass diese ägyptische Gesellschaft aber vielfältiger ist als
Mursi meint, zeigte sich am Donnerstag: Da ermahnten die
angesehensten islamischen Geistlichen des Landes ihren Staatschef
dazu, den Dialog mit seinen Gegnern zu suchen. Das wäre noch unter
dem Diktator Mubarak undenkbar gewesen. Vorerst geht also der
Arabische Frühling in Ägypten weiter, mit ungewissem Ausgang zwar,
aber nicht ohne Hoffnung auf eine neue demokratische Gesellschaft.
Die kritische Sympathie des Westens ist dabei wichtiger denn je.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

435295

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Das Vertrauen schwindet - Kommentar Leutkirch (ots) - Die Bahn macht es den Befürwortern von Stuttgart 21 nicht einfach. Das Projekt wird immer teurer, und die Bahn schweigt sich zu Spekulationen über die Kosten aus. 1,5 Milliarden Euro mehr sollen es dieses Mal sein - eine unvorstellbar große Summe. Zwar ist es fast unmöglich, für ein Projekt dieser Größenordnung die Kosten am Anfang festzuzurren. Die Stahlpreise steigen, die Inflation entwertet das Geld. Doch das Schlimme ist, dass die Bahn einfach nicht transparent arbeitet. Sie gibt stets nur das zu, was schon allgemein mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Das Vertrauen schwindet - Kommentar Leutkirch (ots) - Die Bahn macht es den Befürwortern von Stuttgart 21 nicht einfach. Das Projekt wird immer teurer, und die Bahn schweigt sich zu Spekulationen über die Kosten aus. 1,5 Milliarden Euro mehr sollen es dieses Mal sein - eine unvorstellbar große Summe. Zwar ist es fast unmöglich, für ein Projekt dieser Größenordnung die Kosten am Anfang festzuzurren. Die Stahlpreise steigen, die Inflation entwertet das Geld. Doch das Schlimme ist, dass die Bahn einfach nicht transparent arbeitet. Sie gibt stets nur das zu, was schon allgemein mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kleinstmögliche gute Nachricht - Kommentar Leutkirch (ots) - Beginnen wir mit der kleinen guten Nachricht: 1,8 Milliarden Euro will Deutschland armen Ländern geben, damit diese sich auf den Klimawandel einstellen können. Dieses Geld werden sie wohl brauchen: Denn die Weltgemeinschaft schafft es in Doha offenbar nicht, den Klimawandel wenigstens auf das vollmundig versprochene Zwei-Grad-Ziel zu bremsen. Stattdessen gehen die seit Jahren eingeübten Rituale weiter: Die Industrieländer verweisen stolz auf die seit 1990 erreichte Emissionsminderung. Die Schwellenländer fordern mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Kleinstmögliche gute Nachricht - Kommentar Leutkirch (ots) - Beginnen wir mit der kleinen guten Nachricht: 1,8 Milliarden Euro will Deutschland armen Ländern geben, damit diese sich auf den Klimawandel einstellen können. Dieses Geld werden sie wohl brauchen: Denn die Weltgemeinschaft schafft es in Doha offenbar nicht, den Klimawandel wenigstens auf das vollmundig versprochene Zwei-Grad-Ziel zu bremsen. Stattdessen gehen die seit Jahren eingeübten Rituale weiter: Die Industrieländer verweisen stolz auf die seit 1990 erreichte Emissionsminderung. Die Schwellenländer fordern mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Eine Gefahr für die gesamte Region / Leitartikel von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Die Frühlingsgefühle im nördlichen Afrika sind einem Kälteschock gewichen. Die Hoffnungen auf demokratische Entwicklungen und wirtschaftlichen Aufschwung begannen vor knapp zwei Jahren mit dem Aufstand der Jugend Tunesiens. Mit dem Sturz des ägyptischen Diktators Mubarak wurden sie weiter beflügelt und schienen sich mit dem Ende des Ghaddafi-Regimes endgültig zu erfüllen. Jetzt drohen sie zu platzen. Wie schon Tunesien und Libyen durchleidet Ägypten, das nahöstliche Land von zentraler Bedeutung für die Entwicklung in mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht