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Peer Steinbrück über Angela Merkel in der Euro-Krise: "Ich hatte Mitgefühl mit ihr"

Geschrieben am 06-12-2012

Köln (ots) - Der designierte Kanzlerkandidat der SPD, Peer
Steinbrück, äußert sich überraschend verständnisvoll über das
Krisenmanagement der Bundeskanzlerin. In der ARD-Dokumentation "Was
macht Merkel? Die Kanzlerin in der Eurokrise" übt Steinbrück aber
auch harte Kritik.

Erstmals spricht Peer Steinbrück in der ARD-Dokumentation
detailliert und umfassend über das Krisenmanagement der
Bundeskanzlerin der vergangenen zwei Jahre. Dass Angela Merkel sich
seit einigen Monaten entschlossen für einen Verbleib Griechenlands in
der Eurozone einsetzt, hat Steinbrück nach seinen eigenen Worten
überrascht: "Ich habe im vergangenen Sommer eine Wette abgeschlossen,
dass im Zweifelsfall die Bundesregierung Griechenland fallen lassen
würde, um damit innenpolitische Punkte zu machen. Sie würde damit
einer verbreiteten Neigung oder Stimmungslage in Deutschland ja
durchaus entgegenkommen." Dass die Bundeskanzlerin in einer besonders
hektischen Woche im Oktober 2011 einmal kurzfristig die Kontrolle
über das Krisenmanagement verlor und mit ihrer Limousine eine Stunde
durch Berlin irrte, kann der ehemalige Bundesfinanzminister
Steinbrück gut nachempfinden: "Sie stehen vor einer sich unfassbar
dramatisch zuspitzenden Situation. Dass Sie da Wirkung zeigen, ist
nicht weiter erstaunlich. Insofern gilt in der Situation mein
absolutes Mitgefühl der Bundeskanzlerin."

Harte Kritik übt Steinbrück dagegen an Merkels Umgang mit dem
damaligen Ministerpräsidenten Griechenlands, Georgios Papandreou.
Dieser hatte im November 2011 vor, sein Volk über die Beschlüsse
eines EU-Gipfels abstimmen zu lassen. Steinbrück: "Es war eine
Situation, in der der arme Mann völlig falsch behandelt worden ist.
Denn er suchte die Legitimation für seinen Kurs, und was kann es an
besserer Legitimation geben, als das Volk zu fragen. Merkel und
Sarkozy haben ihm das ausgeredet. Mit dem Ergebnis, dass anschließend
die Verwirrung im politischen System Griechenlands ja nicht beseitigt
war." Auch Merkels Engagement für Präsident Nicolas Sarkozy im
französischen Wahlkampf empfindet Steinbrück rückblickend als
schweren Fehler: "Das war diplomatisch nicht sehr geschickt. Denn es
war ja von vornherein nicht ganz ausgeschlossen, dass François
Hollande die Wahl gewinnen könnte und dann als französischer
Staatspräsident der zukünftige Partner ist. Und der wird sich daran
erinnern, wie er vorher behandelt worden ist."

Insgesamt stellt Steinbrück dem Krisenmanagement von
Bundeskanzlerin Angela Merkel ein gemischtes Zeugnis aus: "Ein paar
mehr Korsettstangen und Deiche sind eingezogen worden. Das wird man
anerkennen müssen. Die Situation ist jedenfalls stabiler durch
bestimmte inzwischen verankerte Mechanismen. Aber prinzipiell und
umfassend ist diese Euro-Krise nach wie vor nicht gelöst."

Die ARD-Dokumentation "Was macht Merkel? Die Kanzlerin in der
Eurokrise" von Stephan Lamby und Michael Wech (im Auftrag von
WDR/SWR) wird am kommenden Montag, 10. Dezember, um 22.45 Uhr im
Ersten ausgestrahlt.

Fotos unter www.ard-foto.de



Pressekontakt:
WDR Presse und Information
Programmkommunikation
Kristina Bausch
Tel. 0221 220 7121
kristina.bausch@wdr.de


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